Das Grab des Matteo Ricci

Lust auf ein Erlebnis abseits der Touristenpfade in Peking? Dann ist der Besuch des Grabes von Matteo Ricci genau das richtige!

Wer war Matteo Ricci? 

Das erklärt Wikipedia am besten:
Matteo Ricci (* 6. Oktober 1552 in Macerata, Italien; † 11. Mai 1610 in Peking; chinesisch 利玛窦, Pinyin Lì Mǎdòu) war ein italienischer Priester und Angehöriger des Jesuitenordens, dessen missionarische Tätigkeit in China während der Ming-Dynastie den Beginn der Verbreitung des Christentums in China einläutete. Er wird als einer der größten Missionare Chinas angesehen und gilt als Begründer der neuzeitlichen China-Mission. Er schuf die erste Weltkarte auf Chinesisch, führte die Geometrie ein und half bei dem ersten Portugiesisch-Chinesischen Wörterbuch, inklusive einer ersten alphabetischen Umschrift.

Matteo Ricci
Auf der Grabstele des Matteo Ricci vereinen sich chinesische und christliche Symbole. Immer noch legen hier Pilger Blumen nieder.

Wer sich also mit China und seiner Geschichte beschäftigt, kommt nicht um den berühmten Jesuiten herum. Als einer der ersten christlichen Missionare in China erlernte Ricci die Sprache. Sein Respekt vor der chinesischen Kultur wurde mit dem Respekt belohnt, den ihm die Chinesen und später auch der chinesische Kaiser entgegen brachten.

Dabei ging Ricci ganz in seinem chinesischen Leben auf, kleidete sich als chinesischer Gelehrter und übersetzte religiöse und wissenschaftliche Texte ins Chinesische.

Matteo Riccis Methode der Missionierung zielte nicht auf Massentaufen. Sein Traum war, dass sich der chinesische Kaiser bekehrte und ihm sein ganzes Volk folgte. Riccis konkrete Missionsarbeit bestand darin, dass er einzelne Chinesen durch Überzeugung zum Christentum führte. So betrachtet sind seine Missionserfolge durchaus beachtlich. Im Jahr 1600 gab es in Peking etwa 400 Christen, 1605 waren es 2000. Das war wohl keine große Zahl, doch hatte jede dieser Bekehrungen eine große Überzeugungsarbeit erfordert. Stimmen der Zeit

Die chinesischen Katholiken verehren Ricci als den Begründer der katholischen Kirche in China und pilgern noch heute ehrfürchtig zu seinem Grab. Als Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste wurde die Grabstele auf dem Zhalan Mudi vom chinesischen Kaiser 1610 eingerichtet.

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Der Friedhof

Auf diesem kleinen Friedhof ist der Grabstein von Matteo Ricci der größte. Auch die umliegenden Grabsteine weiterer Missionare gleichen prunkvollen chinesischen Grabstelen, auf manchen – wie bei dem vom Matteo Ricci – man christliche Symbole erkennen kann.

Die Inschrift auf dem Grab von Matteo Ricci
„Grab des ehrwürdigen Jesuiten Li. Meister Li wurde Madou [Matteo] genannt und hatte den Beinamen Xitai [Westlicher Weiser]. Er stammte aus dem Land Italien im großen westlichen Ozean. In seiner Jugend trat er in den Orden ein, um sich zu vervollkommnen. Im Jahr Renwu des Kaisers Wanli der Ming-Dynastie [1582] kam er auf dem Seeweg nach China und verbreitete zuerst die Lehre. Im Jahr Gengzi der Wanli Herrschaft [1600] kam er in die Hauptstadt Peking und starb im Jahr Gengzu der Wanli Herrschaft [1610] im Alter von 59 Jahren und 42 im Orden.“

Quelle: ieg-ego.eu

Nicht nur Matteo Ricci ist hier begraben

Neben Ricci begraben liegen der Deutsche Johann Schall von Bell (1592-1666) und der Belgier Ferdinand Verbiest (1623-1688). Beide hatten die einflussreiche Position des Leiters des Kaiserlichen Astronomischen Amtes inne. In dieser Funktion trugen sie maßgeblich zur Reform des chinesischen Kalenders bei, die für die Machtlegitimation des Kaisers unverzichtbar war.

Auf den Rheinländer Schall von Bell geht zudem der Bau der Pekinger Südkirche zurück, die heute noch steht. Übrigens kann man einige der astronomischen Geräte aus dem 17. Jahrhundert im Alten Observatorium in Peking besichtigen. Mehr zum Alten Observatorium lest Ihr hier.

Auch Franz Stadlin (1658-1740). Uhrmacher aus der Schweiz, hat hier sein Grab. Unter anderem wurde er vom Kaiserhof wegen seiner feinen Uhren sehr geschätzt (siehe auch die Uhrenausstellung in der Verbotenen Stadt) und war „Hoflieferant“.

Das Grab des Matteo Ricci heute

Grab des Matteo Ricci in Peking

Die Suche nach diesem kleinen Friedhof gestaltet sich abenteuerlich. Denn die Anlage liegt im Innenhof einer Kaderschule der Kommunistischen Partei (Beijing Shiwei Dangxiao 北京市委党校). Kein Schild weist von der Straße aus den Weg (Stand 2009). Am besten man hält einen Zettel mit dem chinesischen Namen des Friedhofs „Zhalan Mudi“ (栅栏墓地) dem Wachmann am Eingang zur Schule hin. Hinter den düsteren Frontgebäuden findet man dann einen kleinen Park, in dessen Mitte unter alten Bäumen die Gräber liegen.

Leider ist der Friedhof von einem Zaun umgeben, deshalb ist es nicht immer möglich, bis zu den Gräbern zu gelangen. Doch der Ausflug lohnt sich schon alleine, wenn man die Einheimischen in ihrem ganz alltäglichen Leben beobachten möchte.

Der Park wird von Müttern mit ihren Kindern genutzt, Rentner machen ihre Spaziergänge und als Westler wird man auch gerne mal angesprochen. Mir ist hier der einstige chinesische Botschafter in Kanada begegnet, der sich freute, sich auf Englisch über sein Leben in Kanada und über Matteo Ricci unterhalten zu können.

Infos

Adresse:
Xichengqu, Chegongzhuang Dajie, Xingzheng Xueyuan (西城区, 车公庄大街, 行政学院)
Von der U-Bahn-Station Chegongzhuang (车公庄, Linien 2 und 6) ist es nur ein kurzer Fußweg bis zum Schulgelände. Der Friedhof liegt im hinteren Teil des kleinen Parks im Zentrum der Schule. Er ist mit einem Zaun umgeben und manchmal ist das Tor verschlossen. Man kann durch den Zaun das meiste auch von außen sehen

Es wird kein Eintrittsgeld erhoben.

Links

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Der Artikel erschien 2014 auf dem Bambooblog und wurde 2021 komplett überarbeitet.

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