LieblingsChinesisch Rikscha

Das chinesische Schriftzeichen für Rikscha.

Neulich bin ich mal wieder auf ein schönes chinesisches Wort und Schriftzeichen gestoßen.

Rickscha

In einer Aufzählung von möglichen Verkehrsmitteln in Peking stand da: 蹦蹦车 = bengbeng che. Das kannte ich noch nicht, das hörte sich lustig an! Ich machte mich auf die Suche. Schnell war klar, dass eine Rikscha gemeint ist.

蹦蹦儿车 • bèng bèng r chē = (Motor-) Rikscha

Beng bedeutet auf und ab hüpfen, springen. Aha, und verbunden mit che = Auto macht das also eine Rikscha.

Bislang kannte ich für Rikscha nur folgende Zeichen:

人力车 • rénlìchē

Das bedeutet direkt übersetzt: „Mensch – Kraft – Fahrzeug“ also ein „von einem Menschen betriebenes Fahrzeug“. Auf Japanisch wird das „jinrikisha“ ausgesprochen. Das haben die Engländer übernommen und die „Rickshaw“ draus gemacht.

Laoshe Rikschakuli
Rikschakuli 駱駝祥子 Luòtuo Xiángzi

Ein Werk des bedeutenden chinesischen SchriftstellersLao She (chinesisch 老舍, Pinyin Lǎo Shě), (* 3. Februar 1899 in Peking; † 24. August 1966 ebenda). Geschildert wird das mühevolle Leben eines Rickscha-Betreibers zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Peking. Seine Mühen, seine Leiden, seine Träume. Ein Leben am untersten Ende der Gesellschaft. Der Roman wurde 1936 veröffentlicht und gilt als eines der wichtigsten Werke Laoshes

Bei weiteren Recherchen stieß ich darauf, dass das Bengbengche eine Motorrikscha ist, ein Trycicle. Doch die gibt es in Peking eher wenig.

Dann kam der Moment, wo mich das Schriftzeichen so richtig begeisterte:

Bungee

Denn in dieser Kombination von „springen + Gipfel bzw. extrem“ bedeutet es „Bungee Jumping“. Ist das nicht herrlich? Die Bedeutung so nahe und diese Lautmalerei!

Rikscha
Denkmal in der Wangfujing Einkaufsstraße Peking

Rikscha – Ausbeutung und Menschenwürde

23.02.1950 (!) Der Spiegel
Ärmster Mann Chinas
„In China fahren keine Rikschas mehr. Mao Tse-tungs Regierung hat durch Dekret ausnahmslos verboten, daß keuchende Kulis reiche Reisende auf zweirädrigen Vehikeln durch die Straßen ziehen dürfen. Der kommunistischen Menschenwürde wegen. Neunzig Jahre Rikscha-Geschichte sind in China zu Ende.“ mehr

Die Rikscha wurde auch Östliche Kutsche/Karren oder Japanischer Wagen genannt, weil sie ursprünglich aus Japan stammte. Anfangs wurden die Rikschas von Männern zu Fuß gezogen. Sie gehörten zu den Ärmsten der Armen. Mit reiner Muskelkraft bewegten sie den wohlhabenden Kunden durch die Städte Chinas. Es ist schnell zu verstehen, dass sowas nicht in das Menschenbild der Kommunisten passte.

1920 gab es in Peking 20.000 Rikschas. Ab 1930 wurde sie allmählich durch Fahrradrickschas ersetzt.

Ausbeutung, menschenunwürdig, unmenschlich – das waren nur einige der Stichworte. Doch es war für viele Männer die einzige Möglichkeit, wenigstens ein klitzekleines Einkommen zu haben. Für manche machte dieser Job den Unterschied zwischen Leben und Tod durch Verhungern. Deshalb protestierten die Rikscha-Kulis selbst, als die Rikscha verboten werden sollte.

Man entwickelte in den 1940ern die Fahrradrikscha, die aber noch lange im kommunistischen China verpönt war. Denn auch hierin wurde die Ausbeutung des Menschen in einer ganz offensichtlich untergeordneten dienenden Position gesehen.

Heute sind die Fahrrad-Rikschas aus den Altstadtvierteln Pekings gar nicht mehr wegzudenken. Mit der Rikscha die alten engen Hutongs zu durchstreifen, ist ein wunderbares Erlebnis. Die Fahrer scheinen fröhlich und manchmal, wenn das mit der Sprache klappt, machen sie den interessierten Touristen auf Besonderheiten in ihrem Viertel aufmerksam.

Rikscha Fahrer
Rikscha Fahrer in Peking

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Dieser Artikel erschien zuerst 2014 auf dem Bambooblog. Überarbeitet und ergänzt im Juli 2020.

Ulrike

1 Gedanke zu „LieblingsChinesisch Rikscha“

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