Blogger gegen Rassismus

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Update: Leider war die Aktion Blogger gegen Rassismus etwas eingeschlafen, nachdem eine aktive Mitstreiterin aus sehr persönlichen Gründen abgesprungen ist. In den Zeiten von Corona, in denen es wieder verstärkt zu rassistischen Übergriffen und rassistisch motivierten Verbrechen kommt, ist es wichtiger denn je, dass jeder Einzelne Gesicht zeigt und gegen Rassismus steht!

Blogger gegen Rassismus – Wie die Aktion entstand

In der Blogger-Welt begegnen mir in letzter Zeit verstärkt Artikel, die mindestens ein leichtes Unwohlsein in mir hervorrufen.

Da gibt es zum Beispiel Blacklists, in denen Länder aufgeführt werden, in die man aus ethischen Gründen nicht reisen sollte. Ethische Gründe? Islam, Diktatur, Verschleierung, Hunde essen, Tierschutz, Umweltschutz… Die Gründe sind endlos und häufig willkürlich gewählt. Auch ich werde oft damit konfrontiert, dass man nicht nach China reisen darf, „weil dort Hunde gegessen werden“.

Normalerweise bin ich gegen solche Vorurteile schon ziemlich immun. Jeder kennt diese unreflektierten Hass-Kommentare in den SocialMedia. Diese können sehr verstörend wirken. Doch ich kümmere mich meistens nicht drum.

Blacklist – ist das schon Rassismus?

Ist das schon Rassismus? Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit? Solche Blacklists finde ich schrecklich! Ich weiß, dass ich nicht alle Länder der Erde bereisen kann. Aber wollen würde ich schon.

Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.

Oscar Wilde

(1854 – 1900)

Und noch ein Spruch:

Nur was wir kennen, können wir schätzen und schützen

Ich denke, die Grenzen zwischen Rassismus und Xenophobie (Angst vor Fremdem) sind verschwommen. Durch einige Artikel, die ich in letzter Zeit auch bei relativ erfolgreichen Bloggern gelesen habe, bin ich sensibler geworden. Ich will hier keine Blogger an den Pranger stellen, weshalb ich auch niemanden wörtlich zitieren möchte. Ich möchte hier und jetzt zum Nachdenken anregen.

Was ist Rassismus?

Ausländerfeindlichkeit bezieht sich auf eine feindselige Haltung gegen ausländische Bürgerinnen und Bürger. Rassismus dagegen ist eine Denkweise, die Menschen nach körperlichen oder kulturellen Merkmalen bestimmten Gruppen zuordnet und diesen Gruppen bestimmte unveränderliche Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften zuschreibt. Die Vorstellung, dass jeder Mensch einzigartig und individuell ist, gibt es hier nicht. Beim Rassismus wird ein Mensch danach beurteilt, ob er eine schwarze oder helle Hautfarbe hat, einer bestimmten Religion angehört oder einen bestimmten kulturellen Hintergrund hat.
menschrechte.jugendnetz.de

Beispiel Kopftuch und Verschleierung

Da wird nun gesagt, man soll nicht in Länder reisen, in denen der Islam eine Verschleierung oder ein Kopftuch vorschreibt. Das Kopftuchtragen wird als schlimmes Signal für die Unterdrückung der Frauen angesehen.

Da wird mit Nachdruck gefordert, dass die Frauen in islamischen Ländern das Kopftuch ablegen. Wer fordert das? Europäische, westliche Frauen. Ist das Arroganz? Vielleicht schon Rassimus?

Wer bin ich, dass ich den Frauen auf der Welt vorschreibe, was sie zu tragen haben, was nicht?

2014 Hamburg Moschee03
Frauen in einer Moschee in Hamburg

Und: Hat jemand, der das Kopftuchtragen kritisiert, schon mal mit einer der Frauen gesprochen? Gefragt, warum sie ein Kopftuch trägt?

Gerade hier in Deutschland tragen viele – auch nicht muslimische – Frauen ein Kopftuch. Ich habe mit einigen gesprochen. Eine Freundin, die zum Islam konvertiert ist und Kopftuch trägt, habe ich dazu gefragt. Abgesehen davon, dass ihr das Kopftuch gut steht, trägt sie es tatsächlich als ein äußeres Zeichen ihrer Religion. Ich kenne ihren Mann und weiß, dass er sie niemals dazu zwingen würde. Warum sollte ich ihr also das Kopftuch verbieten?

Kommunikation ist wichtig!

Ich bin der Überzeugung, dass die Frauen es selbst entscheiden müssen. Und dort, wo sie das nicht selbst entscheiden können, sollten sie um diese Freiheit kämpfen. Das tun zum Beipsiel im Iran viele Frauen und Männer. (My Stealthy Freedom auf Facebook mit mehr als einer Million Follower. Obwohl im Iran Facebook und Co. mittlerweile  verboten sind, wächst diese Bewegung stetig). Solche Entwicklungen benötigen Zeit, brauchen Kommunikation und Austausch. Wenn man nicht in diese Länder reisen will, findet weniger Austausch statt. Das ist doch schade, oder?

Dann gibt es noch das Argument, dass in diesen Ländern in der Hauptsache die Regierung und die staatlichen Stellen von den Geldern profitieren, die durch die Touristen ins Land kommen. Das ist doch auch ein Pauschalurteil, das so nicht stimmt. Es gibt schließlich Möglichkeiten, sein Geld bei den Einheimischen auszugeben: Beim Gemüsehändler an der Ecke kaufen, in einem örtlichen Restaurant essen, Couchsurfing oder private Hostels nutzen. Ja, das gibt es auch alles z.B. im Iran. Vielleicht sind die Möglichkeiten in SaudiArabien nicht so vielfältig. Doch wenn die Nachfrage da ist, kann sich das auch ändern. Außerdem arbeiten in den Hotels und in den Touristen-Hotspots Einheimische, die auf diese Arbeitsplätze angewiesen sind.

Was haben nun diese Möglichkeiten gemeinsam? Sie bieten die Gelegenheit, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

Ich finde es ausserordentlich wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, zu erfahren, warum es in ihrem Land so ist und nicht anders.

Ich bin kein sehr politischer Mensch. Doch mir liegt es am Herzen, meine Vorurteile, die ich ja auch (noch) habe, abzubauen. Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, welche Vorurteile bewusst oder unbewusst in Euch stecken? Was tut Ihr dagegen?

Blogger gegen Rassismus

Aus all diesen Gedanken ist bei einigen Blogger-Kolleginnen und mir der Gedanke gekommen, die Aktion „Blogger gegen Rassismus“ ins Leben zu rufen. Dazu gibt es eine eigene Facebook-Seite, eine Facebook-Gruppe und dieses Emblem. Natürlich freuen wir uns sehr auf zahlreiche Follower!

Blogger gegen Rassismus
Unser Emblem für Blogger gegen Rassismus

Unser Emblem “ Blogger gegen Rassismus „ mit den vielen Hinterköpfen ist auf einem Kultur-Festival entstanden. Ich habe fotografiert. So viele Menschen! Und damit auch das Problem, dass man nicht einfach Fotos von Menschen veröffentlichen darf. Hinzu kam, dass ich irgendwie immer ganz hinten stand und auf die vielen Hinterköpfe guckte. Dabei fiel mir auf, wie viele ihre Haare schön geschmückt hatten oder eine interessante Kopfbedeckung trugen. Die Idee, eine ganze Serie von Hinterköpfen zu fotografieren, war geboren. Je mehr Fotos sich bei mir sammeln, desto beeindruckter bin ich von der Vielfalt der Hinterköpfe.

Das Foto stelle ich gerne für Eure Artikel gegen Rassismus als deutliches Zeichen zur Verfügung.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mit Euren Kommentaren und eigenen Artikeln meine Argumente ergänzt und erweitert. Ich werde dann gerne einen entsprechenden Link setzen.

Die gefährlichste aller Weltanschauungen
ist die Weltanschauung der Leute,
welche die Welt nicht angeschaut haben.
Alexander von Humboldt (1769-1859)

Eure Beiträge für Blogger gegen Rassismus

Eine wunderbare Begegnung schildert Ilona vom Blog wandernd:
Die Toilettenfrau, die mich lehrte, einen Hijab richtig zu binden

Aber auch von mir noch ein Artikel: China – Vorurteile

Leidenschaftlich beantwortet Steffi vom Blog A World Kaleidoscope die Frage
Ist eine Reise in den Iran moralisch vertretbar?

„Springt über euren Schatten und lasst eine Veränderung zu. Öffnet euch anderen gegenüber. Und bitte, bitte: Werft eure Vorurteile wenigstens für einen kurzen Moment über Bord.“ The Travel Tellers

Ein trauriges Kapitel

Mich hat der Absprung einer Mitstreiterin sehr bestürzt. Ich fühle mich da ein wenig schuldig, denn der Grund war eine kleinliche persönliche Auseinandersetzung, eine Meinungsverschiedenheit zu einem ganz anderen Thema. Die junge Frau ist dabei nicht wirklich ihrer eigenen Meinung gefolgt, sondern wurde wesentlich von einem männlichen Blogger beeinflusst. Der kam nicht damit zurecht, dass ich ihm fundiert in einer Sache widersprach, in der er sich für einen Experten hielt.

Warum schreibe ich das hier so ausführlich? Weil ich besonders in diesem Vorgang erkannt habe, wie leicht manche Menschen sich beeinflussen lassen. Da gibt es jemanden, den man bewundert, und schon übernimmt man unkritisch seine Vorstellungen.

Das passiert täglich, und besonders in Bezug auf Rassismus. Deshalb passt auf! Bleibt kritisch und offen für Neues und Fremdes!

Ich verstehe in diesem Fall nicht, warum man das große Ziel, die gute Aktion nur wegen einer persönlichen Antipathie im Stich lässt! So ein Verhalten ist mir unbegreiflich! Ich würde nie auf den Gedanken kommen, zum Beispiel nicht mehr ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission tätig zu sein, nur weil mir da ein Kollege nicht passt!

Ihr seht, mich bewegt und schmerzt das Verhalten der jungen Frau immer noch.

Fazit:

Wir können alleine nicht viel gegen Rassismus ausrichten. Aber gemeinsam sind wir stark! Deshalb folgt uns auf Facebook. Schreibt eigene Artikel, vor allem Artikel, die deutlich machen, dass der Austausch und das Gespräch mit den Betroffenen und Einheimischen zu mehr Toleranz und gegenseitigem Verstehen führen.

Seid dabei!

Links

Kopf
Ulrike

32 Gedanken zu „Blogger gegen Rassismus“

  1. Hallo Wolfgang,
    danke für deinen Kommentar!
    Mir geht es so, dass ich mich immer sehr an der Vielfalt des Lebens in Hamburg erfreue. Ständig gibt es bunte Feste wie z.B. das Afrika-Festival. Manchmal denke ich, dass man gar nicht weit reisen muss, um zu sehen, wie schön und bunt die Welt ist.
    Gib Bescheid, wenn Du den Artikel fertig hast.
    LG
    Ulrike

  2. Hallo Ulrike,

    ein toller Artikel, der auf eine wichtige Thematik ohne erhobenen Zeigefinger oder Belehrungen aufmerksam macht. Vielen Dank dafür! Ich denke, gerade wir Reiseblogger können durch unsere Erzählungen helfen, Vorurteile abzubauen und andere Perspektiven zu zeigen. Wann immer es geht, versuchen wir in unseren Berichten schöne Erlebnisse aufzuzeigen, die wir mit teilweise wildfremden Menschen an unseren Reisezielen hatten. Daher finde ich eure Initiative super und mache mir mal Gedanken, ob wir nicht auch einen ganzen Artikel dazu beisteuern könnten.

    Viele Grüße
    Wolfgang

  3. Übrigens sind Kopftücher keineswegs rein islamische Symbole. Auch im orthodoxen Judentum tragen viele Frauen, sobald sie verheiratet sind, Kopftücher, um ihre Haare zu bedecken. Gebt einfach bei Google die Suchbegriffe „Jewish Tichel“ oder „Jewish headscarves“ ein, und es werden zahlreiche Bilder dazu angezeigt.

  4. Ich freue mich, auch, mit dieser Aktion so viele neue tolle Menschen/Blogger kennenzulernen! Es lohnt sich nicht, mit der Frau zu reden. Kommunikation geht mit der nicht. Ja, reise weiter, lerne die Menschen in den Zielgebieten kennen. Nur so kommen wir dem Frieden ein bisschen näher.
    Danke für Deinen Kommentar!
    Ulrike
    p.s. werde mich auch noch weiter auf Deinem Blog umsehen!

  5. Hallo Ulrike, vielen Dank für diesen Post und die Facebook Gruppe. Und natürlich auch fürs Verlinken von meinem Post. Ich bin durch Ilona auf euch aufmerksam geworden, da ich mich gerade erfolglos um einen Dialog mit erwähnter Blacklist Aufstellerin bemüht habe 🙂 Schön, dass ich nicht allein bin – ich werde auf jeden Fall weiter reisen, meinen Horizont erweitern, lesen und schreiben!

  6. Hach, danke für Deinen Kommentar! Solche Shitstorms habe ich ja auch schon öfter erlebt. Und je nach Laune, kann ichmich dann richtig reinsteigern.
    Ich muss nochmal mit meinem Freund in NOrdkorea sprechen. Nach seinen Berichten sieht es gar nicht so schlimm aus. Er hat ganz gute kOntakte zu Einheimischen.
    Mla sehen
    Liebe Grüße
    Ulrike

  7. Liebe Ulrike, danke für Deine Antwort! Irgendwie spinnt mein WordPress gerade, deshalb kann ich Dir nicht direkt auf Deinen Kommentar antworten.
    Das mit der Hilfe für Gehörlose finde ich sehr interessant. Wäre spannend bei Gelegenheit mehr über Deinen Freund dort zu erfahren. Ich habe mich schon ziemlich mit dem Thema Nordkorea auseinandergesetzt. Die erschütternden Berichte von Geflüchteten aus den Arbeitslagern übersteigen schier meine Vorstellungskraft. Aber sicher: ähnliches gibt es auch in anderen Ländern und in manche davon fahren wir (auch ich) trotzdem. Das allein ist für mich noch nicht ausschlaggebend. Aber gerade der Austausch mit Einheimischen (der ja für beide Seiten das Wertvolle an so einer Reise wäre) ist laut den Reiseberichten kaum möglich bzw. für die Einheimischen selbst äußerst gefährlich. Deshalb würde ich in so einer Reise keinen Sinn sehen, eher immer fürchten, das irgendeine unbedachte Frage meinen Reiseleiter in Schwierigkeiten bringt. Mmh…schwieriges Thema.
    Was mir genau wie Dir auch sehr gegen den Strich geht, sind Blacklists im Sinne von „alle Chinesen quälen Tiere deshalb fahre ich da nicht hin“. Das ist unsachlich, verallgemeinernd bis hin zum Rassismus… Leider findet man solche Kommentare, Artikel immer häufiger im Netz, weshalb ich die Aktion Blogger gegen Rassimus sehr gut finde. Mein Einwand bei solch einer Facebook-Diskussion, sich doch lieber mit den chinesischen Tierschützern zu solidarisieren, anstatt alle Chinesen als Zitat: „perverse Schlitzaugen“ zu beschimpfen löste dann schon fast einen kleinen Shitstorm auf mich aus …. Gut wenn man dann innerlich seinen kleinen Regenschirm aufspannen kann und den Sch… einfach „abperlen“ lässt.
    Liebe Grüße, Isabella

  8. Hallo Isabella,
    danke für Deinen langen Kommentar,
    Ich habe einen Freund, der in Nordkorea lebtt, ein junger Deutscher, der sich für gehörlose Menschen dort einsetzt. Es ist immer wieder interessant, was er von dort berichtet. Ganz so schlimm, wie Du es schilderst, ist es wohl nicht.
    Obwohl: ich habe mal den deutschen Botschafter in Nordkorea (aber in Hamburg) kennen gelernt. Was seine Frau so alles erzählte. Da frage ich mich wirklich, wie man es als Europäer in diesem schwierigen Land aushalten kann.
    Ich hab noch nicht wirklich über konkrete Grenzen nachgedacht, weil ich gar nicht damit rechne, in bestimmte Länder zu reisen. Auf jeden Fall würde ich sehr gerne mal nach SaudiArabien oder in den Iran reisen. Da steht für mich das Interesse an dem Land und an der Kultur über allem.
    Bei Länden, wo man in staatlichen Hotels wohnen muss usw., sollte man immer auch daran denken, dass dort ganz normale Menschen arbeiten. Also geht nicht das gesamte Geld an dne Staat. Und ich denke auch, dass der gedankliche Austausch mit Einheimischen auch und gerade in Ländern wie Nordkorea wichtig ist. Aber Nordkorea steht eh nicht ganz oben auf meiner Sehnsuchtsliste.
    LG
    Ulrike

  9. Liebe Ulrike, vielen Dank für Deinen Artikel, der wieder viele spannende Denkanstöße liefert! Ich persönlich halte auch nichts von Blacklists (wo sollte man denn dann überhaupt noch hinfahren können???), habe aber doch meine persönlichen „Grenzen“. Zum Beispiel wäge ich neben Themen wie „Sicherheit“ und „Interesse am Land“ auch ab, ob meine Reise dahin eher einen positiven oder einen negativen Beitrag zu der allgemeinen Lage im Zielland leistet (wie verschwindend klein dieser Beitrag auch immer sein mag…) Ich würde deshalb zum Beispiel derzeit nicht nach Nordkorea reisen (was ja jetzt tatsächlich einige Globetrotter tun). Ich habe in zahlreichen Reiseberichten zu Nordkorea gelesen, dass man von seinem Reiseführer dazu genötigt wird, an den Statuen der Kims Blumensträußlein nieder zu legen. Ein klares Statement – und da mach ich nicht mit! Wenn ich mich aber standhaft weigere bringe ich weniger mich selbst in Gefahr, als vielmehr meinen Reiseleiter, der für mein „gutes Benehmen“ verantwortlich ist. Ohnehin darf man sich als Tourist in Nordkorea nicht frei bewegen, nicht mit Einheimischen sprechen (nur mit vorausgewählten, die einem erzählen was Kim Jong-Un hören will) und übernachten und einkaufen darf man nur in staatlichen Hotels und Läden. Das Geld geht direkt ans Regime. Das kann dann neue Atomraketen und Wasserrutschen bauen. Nein, so gerne ich dieses Land besuchen würde, so sehr es mich interessiert: so eine Reise käme für mich nicht in Frage. Gerade weil mir das Wohl der Menschen dort am Herzen liegt. Es würde mich sehr interessieren, was Du und andere hier darüber denken, oder ob ihr ähnliche „Grenzen“ habt 🙂 Liebe Grüße, Isabella

  10. Hallo, ein letztes Mal will ich dir antworten.
    Zum einen: Wieso bin ich eigentlich gleich davon aus gegangen, dass es irgendwo bei mir klemmen muss, wenn Du nicht antworten kannst? Nach meinen Nachforschungen nun liegt es an Deiner Seite.
    Zu den Kopftuchträgerinnen möchte ich Dir dieses Video empfehlen, in dem sich mehrere Musliminnen dazu äussern.
    Mach Dir nicht die Mühe zu antworten.

  11. Hallo,
    danke für deine nachdenklichen Worte! Ich denke immer öfter daran, mal noch mehr meiner „Hinterköpfe“ zu zeigen. Was du dir da alles für Gedanken machst! Ich denke, die Gesichter waren fröhlich und entspannt, denn die Fotos wurden auf Festen gemacht. Mich hat dabei beeindruckt, wie vielfältig schon die Kopfbedeckungen und Haartrachten sind.
    Danke auch, dass du diese wundervollen Geschichten mit uns teilst.
    Ja, ich glaube auch, dass eine Frau mit Kopftuch sehr wohl Würde und Selbstbewusstsein ausstrahlen kann.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  12. Liebe Ulrike,

    das Emblem mit den verschiedenen Hinterköpfen gefällt mir ausgesprochen gut! Immer wieder komme ich auf diese Seite und schau es mir an. So Vieles drückt es gleichzeitig aus. Ich stelle mir vor, wie die Gesichter aussehen mögen, ob sie gerade fröhlich sind, oder ernst. Woran die Menschen dieser Hinterköpfe gerade denken, ob sie Sorgen haben, auf dem Weg zur Arbeit oder zu einer Party sind oder einfach überlegen, was heute gekocht werden soll. Insgesamt wirkt das Emblem auf mich wertfrei ohne direkten Bezug zur Religion.

    Auch komme ich immer wieder auf diese Seite, weil ich die Kommentare lese. Dazu fallen mir zwei Erlebnisse ein. Seinerzeit hatte ich im Büro eine Kollegin, die – bedingt durch ihren Glauben – ein Kopftuch trug. Ca. 2 Jahre später, nachdem ich dort nicht mehr arbeitete, habe ich meine früheren Kolleg/innen spontan besucht. Auf einmal grüßte mich eine junge Frau mit langen brünetten Haaren, die weit bis über die Schulter fielen. Ich schaute sie verdutzt an, weil ich sie überhaupt nicht erkannte. Sie lachte hell auf und meinte zu mir, dass sie früher ein Kopftuch getragen hat, aber dass sie das nicht mehr tut. Auf meine Frage hin, wie es zu dem Wechsel kam, erhielt ich die Antwort, dass sie halt einfach keine Lust mehr hatte, ein Kopftuch zu tragen. Ich war total beeindruckt. Vor allem auch von ihrer Ausstrahlung und Selbstsicherheit.

    Das zweite Erlebnis passierte in einem Flugzeug – neben mir saßen vier verhüllte Damen. Die jüngste von ihnen war am Gang direkt gegenüber von meinem Sitzplatz. Ich hatte ein Problem mit dem Kopfhörer-Kabel und sie half mir von sich aus, es zu entwirren und richtig einzustöpseln. Als das Essen kam, entfernten alle ihren Gesichtsschleier und sie plapperten beim Essen munter vor sich hin. Auch den Rest des Fluges verbrachten die Damen ohne Schleier. Als es zur Landung ging, wurde das Kopftuch dann nochmal gerichtet. Und der Schleier kam wieder vor das Gesicht. Bei dieser Prozedur war eine Menge an Haaren zu sehen – wohlgemerkt befanden sich auch Männer im Flugzeug. Insgesamt kamen mir die Damen äußerst selbstbewusst vor. Bei beiden Erlebnissen hatte ich nicht den Eindruck von Unterdrückung in irgendeiner Form. Im Gegenteil: Ich spürte Stolz und Würde.

    Danke Dir sehr für Deine gedanklichen Anregungen!

    LG 🙂
    Inga

  13. Hi Ulrike,

    tolle Aktion, die ihr hier auf die Beine stellt. Danke dafür, Facebookseite ist natürlich schon geliked.

    Zum Thema Kopftuch habe ich ebenso die Meinung, wer es tragen will, soll es tragen. Abelehnend stehe ich dem Zwang gegenüber. Trotzdem ist es nicht der richtige Weg, ganze Völker/Länder deswegen zu verurteilen. Und in unserem Bekanntenkreis haben wir viele Türken und MarokkanerInnen. Einige von den Frauen tragen auch Kopftuch und das freiwillig und aus Überzeugung und aus Stolz auf ihre Religion. Du hast absolut Recht, wer sind wir, dass wir darüber urteilen.

    LG Thomas

  14. 1. ich habe den Koran nicht ganz gelesen, aber ja, ich weiß was darin steht – zufällig weiß ich noch genauer, was in der Bibel steht. Damit habe ich mich mehr befasst. Sie ist weder frauenfreundlich noch sonst irgendwie besonders menschenfreundlich.

    2. In arabischen Ländern: Ja. Darüber brauchen wir nicht streiten, dass die Menschenrechtslage – und besonders die Lage von Frauen und LGBTs – in sehr vielen Fällen katastrophal ist.

    Aber in unserer freien Gesellschaft soll jeder tragen, was er will. es ist seine bzw. ihre Angelegenheit. Sonst nichts. Ob ich das super finde, ob das jemand als politisches Statement betrachtet oder als Ausdruck seiner Religiosität oder als modisches Asseccoire geht mich in dieser Hinsicht nichts an. Wir leben – zum Glück! – in einem freien Land, in dem jeder tragen kann, was er will – und in dem übrigens auch jeder frei ist, politische, religiöse oder sonstige Statements über seine Kleidung kundzutun. Auch ich tue das, auch ich trage religiöse Symbole am Körper und ich werde mir diese Rechte nicht nehmen lassen – und sie niemandem anderen nehmen. Dabei ist es völlig irrelevant, ob ich mit diesen Menschen d’accord gehe oder nicht.

    Was hat das damit zu tun, ob es Nonnen im Islam gibt? Es ging nur darum, dass die Idee, die hinter dem Haare-Verhüllen steckt, in allen Fällen dieselbe ist, egal, in welcher der abrahamitischen Religionen. Das ist kein „Totschlagargument“, sondern einfach ein Faktum, dem du nichts entgegnen kannst, als „das ist ein Totschlagargument“.

  15. Ich kann dir schon wieder nur auf deiner Seite antworten und auch nicht mehr unter deiner letzten Antwort, die ich erst jetzt lesen kann.

    Qatar ist nicht Marokko oder Saudi Arabien oder … Schau Ulrike, es geht mir nicht darum mit Gewalt recht zu bekommen. Wogegen ich mich so vehement stemme, ist die zum naive Sicht auf Kopftuch und Islam. Klar stelle ich dabei die negativen Beispiele hervor, die aber deutlich in ihrer krassen Klarheit sind.

    Und ich warne vor dem sich ausbreitenden, radikalen Islam und seinen für alle freien Menschen negativen Folgen. Die Widersprüche im Koran, die zum Teil radikalen Äußerungen, die ausgelebte Scharia, werfen ein schales Licht auf diese Ideologie. Wegschauen und schönreden hilft da nichts. Am Freitag mehr dazu auf meinem Blog.

  16. Ich weiß leider nicht, was klemmt, finde auch nichts raus.
    Ich wehre mich dagegen, den Islam generell zu verurteilen und zu verteufeln.
    Der Islam ist genauso vielfältig und bunte iwe das Christentum oder der Buddhismus.
    Es gibt in China übrigens Moscheen „nur“ für Frauen mit weiblichen Imanen.
    Das ist alles ein weites Feld. Ich denke nicht, dass man mit Pauschlurteilen weiter kommt.
    Ich empfehle Dir sehr diesen Artikel: http://www.brittneys.de/frauen-in-qatar-ein-erfahrungsbericht/
    Beste Grüße
    Ulrike

  17. @Ulrike: Dein Blog lässt weiterhin nur eine Antwort von meinem WordPress zu. Will ich weiter antworten muss ich wieder auf dein Seite. Mache ich ja gerne, aber trotzdem. Du wolltest doch nachschauen was da klemmt?

    @ilona: Du hast den Koran gelesen und was dort über Frauen und Männer steht? All die Widersprüche in diesem Werk? Du kennst die vorherrschende Meinung von arabischen Männern gegenüber Frauen? Du weißt, wie sie mit ihnen umgehen, von der Gewalt Frauen gegenüber in der islamischen Welt? Die dort lebenden Frauen haben keine Chance sich zu entscheiden. Aber da schauen Deutsche natürlich weg. Weil geht ja nicht, dass wir uns einmischen, gell? Wir liefern dann lieber noch die Waffen, damit sich Mann dort umbringen kann und so nebenbei Frauen vergewaltigt.

    Das Kopftuch war und ist ein Symbol der Unterdrückung von Frauen in der arabischen Welt und wird momentan verstärkt als politisches Symbol in Europa genutzt. Ich schreibe dazu noch einen eigenen Artikel. Dort können wir dann gern weiter diskutieren. Das Totschlagargument mit den Nonnen entlarvt sich selbst. Gibt es Nonnen im Islam?

  18. ach ja, wie steht es eigentlich um Jüdinnen?
    Und warum genau glaubst du, tragen Ordensschwestern einen Schleier? Die Gründe sind die selben: Die Haare der Frau gelten als sinnlich, als erotisch und sollen verhüllt werden. Deshalb wurden sie bei Ordenseintritt auch abgeschnitten.

  19. Ich bin auch Feministin. Und ich sage „SO NICHT“, wenn jemand gezwungen wird, das Kopftuch zu tragen. Aber ich sage „BITTE GERNE“, wenn es jemand freiwillig trägt.
    Wenn religiöse Gründe für dich keine sind, musst du es ja nicht tragen. Für andere sind es Gründe – und die müssen wir anderen ja nicht unbedingt nachvollziehen können. Der springende Punkt ist: Die Leute müssen sich freiwillig dafür entscheiden können.

  20. Wir leben glücklicherweise in einem Land, wo man auch religiöse Zeichen tragen darf, wenn man möchte. Mir haben schon einge muslimische Frauen gesagt, dass man in Deutschland deutlich viel Selbstbewusstsein braucht, um hier mit dem Kopfttuch oder einer noch umfangreicheren Verschleierung auf die Straße zu gehen.
    Ich habe mein Kopftuch auch shcon in muslimischen Ländern getragen, um durch meine Kleidung meinen Respekt vor den Frauen zu zeigen und um nicht zu provozieren.
    LG
    Ulrike

  21. Ein typisches Totschlagargument vieler Deutscher. Dein Kopftuch dient vermutlich zum Schutz vor der Unbill des Wetters, liebe Ulrike und ist kein Symbol deines Glaubens. Wer das KT bei Muslimas unterstützt stellt sich damit klar gegen Frauenrechte. Auch die Muslimas in Europa machen das. Sie fördern die Gewalt und Unterdrückung von Frauen in „Arabien.“ Seht ihr das alle nicht?

  22. Emanzipation bedeutet auch, dass man sich unabhängig von der Meinung anderer macht. Ich trage übrigens auch manchmal ein Kopftuch…

  23. Wer ich bin, um gegen das Kopftuch (KT) zu sprechen? Eine Feministin, die klar sagt SO nicht! Auch ich habe mit Kopftuchfrauen gesprochen. Die meisten ihrer Argumente waren keine. Einige benutzen es klar als Symbol, als Abgrenzung zu den „Altdeutschen“, wie sie die Menschen hier nennen. Andere gaben verschämt zu, dass sie von ihren Eltern zum Kopftuch gedrängt worden sind. Das ist ein klarer Zwang.

    Natürlich gibt es solche, die das KT aus Überzeugung tragen. Aber Religion ist Privatsache. Oder laufen Buddhisten stets mit einer Statue herum? Das Argument christliche Nonnen trügen es ebenfalls, ist total daneben. Im Islam gibt es keine Nonnen. Wobei der Islam sowieso nur eine politische Ideologie ist, die auf Gewalt, Unterwerfung und Macht basiert.

    Das alte „Arabien“, die kulturellen, medizinischen Errungenschaften etc., sind weiterhin interessant. Aber in Länder in denen Frauen öffentlich geköpft werden – Saudi Arabien -, die sie in (Kinder)Ehen drängen, sie vergewaltigten, die das Kopftuch und die Bäuche der Muslimas als Signal und Waffe nutzen, werde ich niemals reisen.

    Individuell mag das Kopftuch ein Zeichen von Glaube und / oder Mode sein. Allgemein bleibt es ein Symbol der Ungleichheit und Unfreiheit. Wer das unterstützt stellt sich klar gegen die Emanzipation von Frauen.

  24. Hallo Ulrike, dein Artikel fasst viele meiner Gedanken der letzten Zeit gut zusammen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir zu dem Thema lange Zeit überhaupt keine Gedanken gemacht hatte. Als ich dann die ersten Blacklists etc. entdeckt hatte, hab ich mich schon ein bisschen schlecht gefühlt: warum fahre ich in Länder, die in puncto Menschenrechte eine völlig anderes Selbstverständnis haben als wir hier in Europa? Aber letztlich läuft es für mich genau darauf hinaus: Alle Vorträge, Nachrichten oder Bücher ersetzen nicht den unmittelbaren Eindruck, den man selbst vor Ort, zB im Gespräch mit Einheimischen erlangt. Und wie du schon geschrieben hast, lasse ich mein Geld viel lieber bei „Locals“, egal ob im Iran oder in Schweden. Viele Grüße, Saskia

  25. Die Bäuerinnen in meiner Heimat tragen zumindest während des Tagwerks im Stall und auf dem Hof auch heutzutage noch Kopftuch. 😉
    Nicht das, was mensch trägt, ist wichtig – sondern das Herz, das unter der Kleidung schlägt, und der Geist – mag er verschleiert sein oder nicht…
    Ich habe übrigens als Museumsaufsicht in der Residenz, den Pinakotheken usw. schon viele Frauen in Burka oder mit Kopftuch kennen gelernt, die es in punkto Schönheit, Kultiviertheit und Geist mit den meisten Unverschleierten aufnehmen können.
    Liebe Grüße!

  26. Sehr gute Idee, kann dir mit deinen Punkten nur zustimmen!

    An der Parade über Vorurteile Sinograph habe ich ja auch bereits teilgenommen, wo wir bereits über Vorurteile gesprochen haben. http://sanpinblog.com/2016/01/09/vorurteile-uber-china/
    Ich würde mich gerne aber noch weiter mit der ganzen Materie beschäftigen – ich habe ja morgen meine letzte Klausur, danach werde ich mich gerne an einen Artikel setzen! Habe da schon eine Idee!

  27. Danke, Ilona, für deinen ausführlichen Kommentar! Ich hoffe, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass man sich seiner Vorurteile bewusst wird, und dass Pauschalisierungen nichts bringen.
    Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, ob es irgendein Land gibt, wo ich aus politischen Gründen nicht hinreisen würde. Ich finde keins. Ich würde überall hinreisen, nur nicht in ausgesprochene Kriegsgebiete nicht. Auch SaudiArabien fände ich total spannend.
    LG
    Ulrike
    Ich bin gespannt auf deinen Artikel!

  28. Hallo Ulrike,

    da ist er nun also, der Artikel. Wir haben ja schon viel darüber gesprochen. Jeder und jede von uns hat wohl auch Länder, in die er oder sie nicht reisen möchte – sei es temporär aufgrund der derzeitigen Situation oder sei es „prinzipiell“.
    Ist das schlimm? Ich denke: Nein.
    Ein Problem habe ich eher damit, wenn diese persönlichen Gefühle zu „alleingültigen“ Vorgehensweisen erklärt werden, wenn diese Gefühle für Pauschalurteile über ganze Völker, ganze Religionen, ganze Kulturen, ganze Gruppen von Menschen herhalten müssen. Dann ist für mich eine Grenze überschritten…

    Wie Du sagst: Jeder hat seine Vorurteile. „Everyone’s a little bit racist“, wie es im Musical Avenue Q so schön heißt.
    Aber wenn man in der Lage ist, sich seine eigene Vorurteile bewusst zu machen, hat man einen wichtigen Schritt getan. Wenn man weiß, es handelt sich um persönliche Gefühle, die mitunter auf negative Erfahrungen zurückgehen können, um Vorurteile, nicht um unumstößliche Wahrheiten, dann kann man diesen Vorurteilen auch ins Gesicht sehen und Kontakte suchen, die einem dabei helfen, seine eigenen Vorurteile an der Wahrheit zu überprüfen.

    In mir selbst wird noch ein Artikel ausgebrütet, aber er ist noch nicht schlüpfbereit.

    Liebe Grüße,
    Ilona

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!