BochumExpress – Bochum muss man erlebt haben!

Zuletzt aktualisiert vor 9 Monaten

Bochum? Bochum!

Meine Fahrt nach Bochum, eine Marketing-Aktion der Stadt unter dem Stichwort BochumExpress, führte mich am vergangenen Wochenende in diesen Hotspot der Live-Kultur“. Vorweg: Es war großartig!

BochumExpress

Seit meiner Kindheit in Dortmund ist mir Bochum ein Begriff. Wir haben damals ganz nahe an dieser Stadt im Herzen des Ruhrpotts gewohnt. Vom Kinderzimmerfenster konnte ich die ersten Häuser von Bochum sehen, weit in der Ferne hinter einigen Feldern. Ich erlebte damals das Ruhrgebiet als eine Einheit, Bochum als kleine Schwester von Dortmund. Wir besuchten Bochum so gut wie nie, aber die Stadt war immer gegenwärtig.

Später verschlug es mich nach Hannover und jetzt seit ein paar Jahren nach Hamburg. Doch immer wieder gab es Kontakte zu Bochum: eine Freundin, die ich in Peking (!) kennen lernte, kam aus Bochum. So war es klar, dass ich alle paar Jahre mal nach Bochum reiste: Das Bergbau-Museum, das Archäologische Landesmuseum in Herne sind mir besonders gut in Erinnerung. Ansonsten hätte ich bis vor Kurzem nicht gesagt, dass man Bochum unbedingt gesehen haben muss.

Bis dann die Einladung zu einem Wochenende in Bochum kam. Vom Bochumer Stadtmarketing. Die waren auf eine großartige Idee gekommen: Sie luden die Hamburger ein, spontan mit dem Bus, dem BochumExpress, nach Bochum zu fahren. Einzige Bedingung: Man musste am Freitag in Lurup sein, um sich für den Ausflug einzutragen, der am Samstag losgehen sollte: Busfahrt, Essen Übernachtung frei. Und ein tolles Programm! Ich bin immer noch ganz begeistert. Doch nun zu meinem Reisebericht:

Freitag, 18.11.16

Der BochumExpress in Lurup

Ich wusste schon seit einiger Zeit von der Aktion, freute mich auch schon drauf. Doch die letzten Tage schüttelte mich eine Erkältung, die umso mehr angriff, als ich nun weniger Arbeit im Büro hatte. Die Anspannung durch die Arbeit am feel China-Katalog 2017 ließ nach, denn  die Druckfreigabe war erfolgt. Am Freitag ging es mir etwas besser. Da raffte ich mich auf, um von Hamburg-Horn nach Lurup zu fahren, eine Anreise, die mit U-Bahn und Bus eine ganze Stunde dauerte. In wenigen Minuten hatte ich meine Teilnahmekarte und konnte wieder zurück. Ein steifer Wind wehte, Hamburger Wetter! Ich nutzte den Rest des Tages, mich mit allen möglichen Medikamenten gegen Schnupfen, Halsweh, Husten einzudecken, und verbrachte die verbleibenden Stunden eingehüllt in Eukalyptus-Düfte und eine dicke Decke.

BochumExpress in Lurup
BochumExpress in Lurup

Dann schaute ich mir noch mal in Ruhe die Webseite von Bochum an. Verblüfft stellte ich fest, wie lebendig und vielfältig das Angebot von allen möglichen Events in Bochum ist! Nun war ich noch mehr gespannt auf das, was uns Bochum bieten würde.

Samstag, 19.11.16

BochumExpress – Tag 1

Weihnachtsmarkt – Stadtrundgang – Urbanatix

Wenn ich auch gestern noch nicht sicher war, ob ich wirklich nach Bochum wollte, so gab es am Samstag keinen Zweifel. Ich freute mich, packte mein Zeug und auf ging’s zum ZOB. Dort leuchtete der blaue Bochum-Express schon von weitem. Neugierig sah ich mich um: Der Bus war tatsächlich fast voll! Junge und alte Hamburger hatten die Einladung angenommen und saßen gespannt und gut gelaunt im Bus. Lunchpakete wurden verteilt. Ein Kamera-Team machte erste Aufnahmen. Unterwegs riss zeitweise der graue Himmel auf. Es sollte schönes Wetter in Bochum sein! Mit der Hilfe meines Sitznachbarn Florian gelang es mir auch endlich, Twitter auf meinem Handy einzurichten, so dass ich fleißig von unterwegs twitterte.

Bochum Bahnhof
Blick auf den Bahnhof von Bochum – aus dem 9. Stock

Völlig entspannt kamen wir vor dem Hotel Mercure an, unsere Unterkunft für eine Nacht. Direkt am Bahnhof und sogar noch ein wenig Zeit, kurz mal auf eigene Faust die Bochumer Luft zu schnuppern. Der Blick aus meinem Zimmer im 9. Stock war klasse! Erst  abends merkte ich, dass ich nicht bei offenem Fenster schlafen konnte. Denn in Bochum ist Samstag Abend auch spät noch richtig was los.

Dann begann das Programm! Sektempfang im Foyer, herzliche Begrüßungsworte! Ich fühlte mich ganz wie auf VIP-Tour in China. Aber das war es auch schon mit „China“. Als erstes machten wir uns mit einem lustigen Führer auf Stadtrundgang. Er steckte voller Geschichten und Wissen. Mit jedem Schritt wurde Bochum sympathischer. Alle lauschten aufmerksam. Manches gemurmelte „in Hamburg …“ ging unter. Manches uralte Vorurteil wurde hochgeholt und widerlegt. Graue vom Kohlestaub geschwärzte Wäsche, Smog… „Das Ruhrgebiet ist sooo grün!“ wurde von einigen Teilnehmern ständig wiederholt und alle nickten dazu. Dabei war das in der Innenstadt von Bochum gar nicht so deutlich zu sehen und außerdem eigentlich schon seit Jahrzehnten so.

Das Kuhhirten-Denkmal

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Der Kuhhirte ist das Wahrzeichen von Bochum. Das Denkmal erinnerte mich sofort an meinen Heimatkunde-Unterricht in den 60er Jahren: Ein Hirte soll einst die Steinkohle entdeckt haben, die dem Ruhegebiet lange zu Wohlstand verhalf. Doch eigentlich ist die Statue dem letzten Bochumer Kuhhirten Heinrich Fritz Kortebusch gewidmet: Am 24. Juni 1858 war der Tagelöhner Kortebusch von der Stadt als Kuhhirte verpflichtet worden. Als Zeichen seiner Würde bekam er bei seinem Amtsantritt vom Bürgermeister ein blechernes Horn und ein Brustschild ausgehändigt., was deutlich an dem Denkmal zu erkennen ist. Neben ihm lagert sein schöner Hütehund.

Weihnachtsmarkt

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Weiter ging es zum ältesten noch existierenden Haus in Bochum, dem Alten Brauhaus, und zum Rathaus. Bei einem solchen Rundgang fällt auf, das fast alle Gebäude in Bochum höchsten 50 bis 60 Jahre alt sind. Natürlich ist im  Zweiten Weltkrieg viel in Bochum zerstört worden. Doch, so erzählte uns der Stadtführer, sei nach dem Krieg auch das, was man hätte erhalten und renovieren können, einer ungeheuren Bauwut geopfert worden. Dabei soll mehr alte Bausubstanz zerstört worden sein als durch den Krieg.

Durch die ganze Innenstadt zieht sich der Weihnachtsmarkt. Überall Glühweinbuden und der Duft von Spekulatius! Unser Rundgang endete an der Weihnachtspyramide mit einem leckeren Glühwein. Nun, ja endlich, erschien der Weihnachtsmann! Hoch über unseren Köpfen in einem Schlitten überquerte er mit funkenden Kufen den Platz.

Ich würde nun nicht sagen, dass der Weihnachtsmarkt der schönste in Deutschland ist, aber wenn man schon mal während der Vorweihnachtszeit in Bochum ist, sollte man ihn sich nicht entgehen lassen!

Abendessen: Der Oberbürgermeister gibt sich die Ehre

Zum Abendessen fuhren wir ins Franz Ferdinand. Von der tollen Lage des Restaurants beim Bochumer Tierpark „unter alten Kastanienbäumen“ haben wir in der Dunkelheit nichts gesehen. Schade! Franz Ferdinand Bochum

Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch

Völlig überrascht und beeindruckt war ich davon, dass der Oberbürgermeister Thomas Eiskirch persönlich uns begrüßte und eine kleine Rede hielt. Das zeigt, wie wichtig es der Stadt ist, Bochum als lebens- und liebenswerten Ort bekannt zu machen. Ich hatte nur leider ein paar Schwierigkeiten, ein Foto von ihm zu machen, ohne Geweih. Also: direkt von vorne ging gar nicht. 😉

Das Essen war lecker, das Kürbissüppchen einfach exzellent! Leider hatten wir uns insgesamt ein wenig verspätet, so dass wir beinahe keinen Kaffee mehr trinken konnten. Doch die Leute im Franz Ferdinand waren da ganz flexibel. Schwupp, bekamen wir unseren Kaffee „to go“! Und ein Kaffee tat gut nach dem anstrengenden Tag und dem guten Essen, denn nun ging es zu DEM Highlight des Tages!

Urbanatix

„Drop the Beat“ heißt das Programm, das Urbanatix in der Jahrhunderthalle von Bochum vorstellten.

Wikipedia: Die Jahrhunderthalle

Die Jahrhunderthalle ist eine Veranstaltungshalle im Bochumer Stadtteil Stahlhausen. Die Halle wurde 1902 vom Bochumer Verein für die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung gebaut und anschließend als Gebläsemaschinenhalle für die Hochöfen des Bochumer Vereins wiederverwendet. Sie wurde mehrfach erweitert, der Name Jahrhunderthalle wird heute für das gesamte Bauwerk verwendet, das eine Fläche von 8.900 m² bedeckt.

Mich beeindruckte die Halle nicht so sehr. Mir schien sie wie eben eine große Industrie- oder Messe-Halle. Für eine so großartige Show wie Urbanatix bietet die Halle ausreichend Platz und einen pragmatisch nüchternen Rahmen.

Urbanatix

Über 50 Akteure in einem international einmaligen Show-Format:

Seit Jahren sorgen die Urbanatix-shows mit urbanem Flow und reizvollen Grenzüberschreitungen beim Publikum für Furore.

Mit Urbanatix „Drop der Beat“ wird der dynamische Crossover aus fetten Beats, progressiver Video-Performance, Parkour, Free Running, Tanz, Tricking, Biken, Catwall-Trampolin und innovativer Bewegungskunst zum kollektiven Rhythmus, der die Schönheit und Unwiederbringlichkeit des Moments sinnlich greifbar macht…

Das hab ich jetzt mal aus dem Programm zur Show abgeschrieben, denn mir würden die Worte fehlen. Meine Eindrücke? Es war sehr, sehr laut mit den heftigen Beats mehrerer Schlagzeuge. Nunja, keine Musik zum Genießen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Rap etc. gerne auch mal laut höre. Mir hat die Musik gefallen, aber ein Stückchen weniger laut hätte es auch gebracht.

Dazu teilweise grelle, schnell wechselnde Lichtinstallationen. Wir hatten super Plätze weit oben und einen guten Blick auf die Bühne. doch manchmal erwischte ich mich dabei, dass die flackernden Lichtblitze mich so von der Show ablenkten, dass ich gar nicht mehr wusste, was da gerade auf der Bühne gezeigt wurde.

URBANATIX – DROP THE BEAT – SHOW TRAILER 2016 from URBANATIX

Die Akrobatik und alles andere an der Show war spektakulär! Unglaublich, was Menschen mit Fahrrädern, Bällen und ihren Körpern alles anstellen können! Ich war ganz fasziniert. Manchmal kamen etwas ruhigere Passagen, die ich dann wirklich genoss.

Leider wurde mir irgendwann schwindelig und  ich musste dringend an die frische Luft. Wahrscheinlich kam so einiges zusammen: Die „dicke“ Luft in den oberen Reihen, die laute Musik, das grelle Licht und der lange Tag. Eine halbe Stunde vor Schluss der Show stahl ich mich von dannen, um eine Toilette aufzusuchen. Dann durfte ich wieder rein und konnte mich für die letzten zehn Minuten noch in die erste Reihe setzen und das Finale erleben.

Ich kann in der Jahrhunderthalle von Bochum nur dazu raten, keine Plätze im oberen Bereich zu nehmen. Wenn ich mir vorstelle, dass es da im Sommer richtig heiß werden kann!

Kann es sein, dass ich alt werde? Die Show ist sicherlich eher was für „junge Leute“. Mir hat sie gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ich mich mehr hätte auf die Show konzentrieren können.

Als wir dann ins Hotel zurück kamen, war ich noch ziemlich aufgedreht und bin ein wenig auf dem Bahnhofsvorplatz spazieren gegangen. Da tobte das Leben, Samstag Abend um 22:00 Uhr! Im Hotel fiel ich schließlich ins weiche Bett und schlief praktisch sofort ein.

Sonntag 20.11.16

BochumExpress – Matinee-Konzert

Der Sonntag Morgen fing leider mit einer persönlichen Katastrophe an. Nachdem ich supergut geschlafen hatte, freute ich mich auf meinen ersten Kaffee am Morgen. Na, gestern hatte es ja auch schließlich geklappt. Aber an diesem Morgen ging gar nichts mehr. Der Kaffeemaschine war nicht ein einziger Tropfen Kaffee zu entlocken! Also nichts war es mit gemütlich bei einem Kaffee am frühen Morgen erste Berichte zu schreiben.

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Alternativ blieb mir „nur“ das Hotel-Frühstück. Und das versöhnte mich sofort und ließ meine Laune steigen. So ein umfangreiches Frühstücksbuffet habe ich selten gesehen! Neben der großen Auswahl an Käse und Wurst gab es alles, was mein Herz begehrte: Rühreier mit Speck, Lachs, Bircher-Müsli.

Musikforum Ruhr

Musikforum Bochum

Gut gelaunt ging es dann zum Musikforum Ruhr, einem erst kürzlich eröffneten Konzerthaus. Da blieben Vergleiche mit der Elbphilharmonie nicht aus. Natürlich ist das Musikforum wesentlich kleiner. Es fasst knapp 1000 Zuhörer. Wir bekamen eine ausführliche Führung. Mich begeisterte die schlichte Architektur, die eine einstige Kirche als Foyer miteinbezieht. Dabei wurde der Charakter der Kirche erhalten.

Die Akustik im Konzertsaal ist wunderbar. Das Konzert, das aus Werken osteuropäischer Komponisten bestand, einfach großartig! Meditativ, zum Träumen. Virtuos vorgetragen von den Bochumer Symphonikern. „Die Moldau“ von Smetana, leicht wieder zu erkennen, schien mich feierlich in ihre Arme zu schließen.

Die Konzerthalle und das Konzert sind einen eigenen Artikel wert. mehr

Rückfahrt mit dem BochumExpress

Dann stand schon unser Bus bereit, um uns wieder nach Hamburg zurück zu bringen. Es gab wieder Lunch-Pakete, damit wir auf der Rückfahrt nicht verhungern. Die Brötchen waren tatsächlich noch knusprig und lecker.

Die Fahrt mit dem blauen BochumExpress ging zügig über die Autobahn nach Hamburg zurück. Für mich gab es noch einen kleinen Unruhepunkt: Ich wollte pünktlich in Hamburg zurück sein, weil ich halb dienstlich ein Kammerkonzert im Rahmen der ChinaTime 2016 hören wollte. Aber auch das klappte gut.

So wie ich das auf der Rückfahrt mitbekam, waren alle Hamburger begeistert von der Tour. Mir geht es da nicht anders. Eine tolle Idee, die Stadt Bochum den Hamburgern näher zu bringen!

Danke an Bochum!!!


Links:

Ulrike

4 Gedanken zu „BochumExpress – Bochum muss man erlebt haben!“

  1. Mir hat an dem Museum der gesamte Aufbau sehr gefallen. Herrlich, wie man durch die Geschichte geführt wird!
    Bochum hat mich diesmal wieder sehr begeistert

  2. I’m Archäologischen Museum in Herne war ich auch schon. Meine Mutter ist dort aufgewachsen und so hat der Mann meiner Großtante mich bei einem Besuch mal mitgenommen.
    Ich war wirklich begeistert von den versteinerten Insekten etc.

  3. Ich wusste gar nicht, dass du ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommst, ich dachte immer, du wärst ein Nordlicht 🙂 Wenn ich „Bochum“ höre, fängt in meinem Kopf sofort Grönemeyer an zu singen 🙂

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!