Märkte und Handeln in China

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Handeln in China ist vergnügliche Pflicht auf den Märkten!

Märkte zu besuchen, ist immer eines der größten Vergnügen unterwegs für mich. Schauen, was die Leute anbieten, mal eine Frucht probieren, ein Souvenir aussuchen, ein Lächeln mit dem Verkäufer wechseln … Ich kann das stundenlang genießen. Mit allen Sinnen: Die tollen Farben! Die verschiedenen Düfte! Die exotischen Früchte und Gemüse!

Wie feilsche ich in China?

Ich handle, feilsche, lache, gehe einen Schritt vor, einen zurück, verziehe mein Gesicht im Schmerz. Genau wie mein Gegenüber, die Händlerin, der Händler. In China ist das ein Spiel, ein Wettkampf. Anerkennung leuchtet  mir entgegen, wenn ich nicht so schnell aufgebe.

Ja, diese kleine Trachten-Puppe möchte ich, ein hübsches Souvenir! Die Marktfrau freut sich, lacht, versucht den Preis zu halten. Ich freue mich auch: Nein, nein, den Preis zahle ich nicht! Schnell tippt sie eine Zahl in ihren Taschenrechner und zeigt sie mir. Tja, da könnte ich schon überlegen. Mit einem Lächeln tippe ich meinen Preis ein, noch ein wenig unter dem Angebot der freundlichen Marktfrau. Sie zieht pantomimisch übertrieben die Mundwinkel nach unten. Das geht doch nicht! Das ist schon unter dem Einkaufspreis!

Ich wende mich ab, linse hinüber zu dem Nachbarstand. Gibt es da die gleichen Püppchen? Oh oh! Das mag meine Marktfrau gar nicht! Schnell zupft sie an meiner Jacke: Ich kann die Puppe zu meinem Preis bekommen.

Juchhu! Ich packe meine kleine Trophäe glücklich in meine Tasche. Die Frau winkt mir hinterher und zeigt mir mit ihrem hocherhobenen Daumen, dass es ihr gefallen hat, mit mir zu handeln. Handeln in China!

Handeln ist wichtig auf den Märkten in China
Früh übt sich, was eine gute Händlerin werden will

Handeln in China macht Spaß!

Zumindest in China. Ich handle gerne, aber nicht unbegrenzt. Wenn es um zwei Tomaten geht, die nur ein paar Cent kosten sollen, die Bäuerin daneben auch nicht nach Reichtümern aussieht: Warum soll ich da handeln?

Äpfel kaufen auf dem Wochenmarkt in Peking

Manchmal ist es natürlich auch ein Vorteil, dass ich Chinesisch verstehe und spreche. Zum Beispiel auf einem Wochenmarkt in Peking. Ich schleiche um die Stände, weiß nicht wirklich was ich will, bin auch noch nicht bereit zum Handeln. Da sehe und höre ich, wie eine Chinesin an einem Obststand zwei Äpfel kauft. Auch sie handelt, bis sie einen akzeptablen Preis genannt bekommt.

Ich stelle mich freudestrahlend neben sie, als sie ihre Äpfel in Empfang nimmt: „Genau solche Äpfel möchte ich auch. Der Preis ist gut!“ sage ich in meinem besten Chinesisch. Der verblüffte Händler kann nicht anders, als mir die Äpfel zu dem Preis zu verkaufen. Als ich mit meiner Beute abziehe, winkt er mir lachend hinterher.

Der Jade-Drachen

Oder in einem Antiquitätengeschäft in Peking: Ich möchte meinem Freund eine schöne Jadefigur schenken. Der kleine Drachen sieht wundervoll aus. Helle feine Jade, detailreich geschnitzt, keine grobe Touristenware.

Ich frage die junge Verkäuferin auf Englisch nach dem Preis: „200,- USDollar!“ Ohweh! Das ist dann doch ein wenig heftig! Schön ist die kleine Figur ja! Ich frage, immer noch auf Englisch, nach einem günstigeren Preis.

Da ruft sie durch den ganzen Laden auf Chinesisch ihrem Chef zu: „Was ist der günstigste Preis, zu dem ich die Figur verkaufen kann?“ „100,- USDollar!“ antwortet er – auf Chinesisch.

Das ist mein Stichwort: Ich sage freudestrahlend auf Chinesisch zu der Verkäuferin: „Für 100,- USDollar nehme ich die Figur!“ Sie guckt leicht säuerlich und überrascht. Von da an spricht sie mit ihrem Chef nur noch Japanisch. Aber das ist mir nun egal, ich kaufe die Figur und ziehe weiter. Den kleinen Drachen habe ich immer noch, als Andenken an meinen Mann.

Der Jadedrachen
Der Jadedrachen

Wir müssen feilschen!

In vielen Ländern ist es seit Tausenden von Jahren üblich zu handeln. Das Feilschen liegt den Menschen im Blut. Es gehört dazu. Ja, manchmal versuchen wir auch in Deutschland zu handeln, wenn wir beim Kauf eines Fernsehers o.ä. nach einem Rabatt fragen und meistens haben wir Erfolg damit.

Viele Gründe sprechen dafür, dass wir unterwegs auf Märkten zäh feilschen müssen:

Manche Einheimischen spotten über die verrückten Touristen, wenn sie alles zum ersten Preis kaufen. Häufig empfinden die Menschen dabei eher Verachtung den Touristen gegenüber. Warum sind die Preise, die Touristen zahlen müssen, egal ob im Restaurant oder im Geschäft, meistens so viel höher als die Preise für die Einheimischen? Mit Ausländern kann man es ja machen!

Aber andererseits beklagen wir uns, wenn wir mal wieder gezwungen werden, Touristenpreise zu zahlen. Dabei sind wir letztlich selbst schuld.

Ich hab mich schon manches Mal geärgert, wenn ich z.B. in China eine Limonade an einem Verkaufsstand kaufen will, und der Preis, der ganz gut erkennbar ausgeschrieben ist, sofort verdoppelt wird, sobald ich danach frage. Wenn ich dann auf das Preisschild zeige, habe ich schon ein paar Mal gehört: „Touristen bezahlen immer mehr!“ Das muss ich nicht haben und kaufe nicht. Es gibt ja mittlerweile genügend Supermärkte und Kioske, wo man seine Limonade, sein Bier zu ganz allgemein gültigen Preisen kaufen kann.

Eine Frau verhandelt um den Kauf einen Wiege
Eine Frau verhandelt um den Kauf einer Wiege -1992

Die Verzweiflungsmasche

Handeln soll Spaß machen! Wenn ich merke, dass der Verkäufer zu sehr die Verzweiflungsmasche ausspielt, versucht, mich moralisch unter Druck zu setzen, dann macht mir das Handeln keinen Spaß.

Das habe ich oft erlebt, u.a. in Indien. In solchen Ländern versuche ich, Wege zu finden, ohne Handeln zu einem passenden Ergebnis zu kommen. Meistens vermeide ich dann, auf Märkten oder an Straßenständen zu kaufen. Da haben die Händler nichts von. Aber das ist nicht mein Problem.

Bei mir kommen Verkäufer, die mich mit Charme und Witz versuchen zu überzeugen, sehr viel weiter. Dann bezahle ich auch schon mal mehr als nötig. Deshalb macht mir das Handeln in China viel Spaß.

Und noch eins: Manche Menschen fühlen sich unsicher, was den Betrag betrifft, den sie beim ersten Gebot anbieten sollen: Dazu meine Empfehlung: Erstmal soll der Verkäufer seinen Preis nennen. Dann seid Ihr dran!

Antwortet mit einem Preis, der höchsten die Hälfte davon beträgt. Die Mutigen fangen mit 10 – 20 % des geforderten Preises an. An der Reaktion des Verkäufers ist schnell zu erkennen, wie sehr ihr daneben liegt. Er wird ein Gegenangebot machen, wenn das Angebot noch einigermaßen ok ist.

Wenn ihm Euer Preis unakzeptabel niedrig war, dann wird er sich uninteressiert zeigen und abwenden. Zeigt Euch ruhig und eher desinteressiert. Bietet mehr. Letzte Möglichkeit: Geht weiter! Wenn der Händler noch an Euch interessiert ist, wird er nachkommen oder rufen. Wenn Ihr nicht ernsthaft daran interessiert seid zu kaufen, dann bleibt gar nicht erst stehen.

Wenn Ihr nicht handelt, steigen die Preise für die Einheimischen!

Es gibt einen Gedanken, den die Touristen, die jeden Preis klaglos zahlen, nicht bedenken: Wenn die lokalen Händler sehen, dass sie manches zum doppelten Preis an Touristen verkaufen können, sind die Einheimischen als Kunden nicht mehr interessant. Dann steigen die allgemeinen Preise für z.B. Limonade oder Kekse.

Oder man denke an schöne, originale Trachtenteile, Hüte, Gürtel. Da kann es schnell passieren, dass sich die Einheimischen nur noch die billigen Teile aus Plastik leisten können. Achtet mal drauf!

Man kann jetzt selbst auf dem Markt mit einer App auf dem Handy bezahlen, vorausgesetzt man hat ein chinesisches Konto.


Dieser Artikel ist mein Beitrag zur (abgelaufenen) Blogparade von reisebloggerin.at zum Thema „Märkte aus aller Welt“. Dabei wollte ich diesmal nicht mit schönen Fotos die Märkte Chinas vorstellen. denn dazu gibt es schon einige Artikel auf meinem Blog.

Schaut Euch die Beiträge zur Blogparade an! Herrliche Fotos und interessante Eindrücke aus aller Welt erwarten euch!


Links

Ursprünglich erschien dieser Artikel bereits im November 2015.

Ulrike

10 Gedanken zu „Märkte und Handeln in China“

  1. Das sind super Tipps. Ich bin da auch eher zurückhaltend, aber ich erinnere mich gern an Nepal. Da hat man tatsächlich gemerkt, dass es beiden Seiten Spaß macht.

  2. Liebe Renate,
    in manchen Ländern und manchen Situationen macht Handeln keinen Spaß. Manchmal rauche ich auch Zeit, um ins Handeln reinzukommen. Aber wenn ich dann richtig drin bin, dann macht es total Spaß, auch ohne die Sprache zu sprechen. Aber es ist schon so, dass es von Vorteil ist…
    SChönen Sonntag!
    Ulrike

  3. Hallo Ulrike,

    ich liebe Märkte. Das mit dem Handeln musste ich üben. Allerdings wollten die Händler mir selten den ersten Preis nennen. In arabischen Ländern war der Einkauf manchmal schwierig. Ich habe immer versucht eher ruhigere Händler aufzusuchen. Ich kann nur ein paar Wenige Brocken Arabisch. Manchmal hat das Handeln keinen Spaß gemacht, dann lasse ich den Einkauf.

    Dass du Chinesich kannst finde ich klasse. Da bist du im Land wirklich im Vorteil. 🙂

    Liebe Grüße
    Renate

  4. Ja, das mit dem Handeln geht auch nicht immer und überall so locker. aber ich sehe es als Spiel. Es macht Spaß! Versuch es mal!
    Liebe Grüße
    Ulrike

  5. Ich verstehe zwar kein Japanisch, aber ich erkenne die Sprache am Tonfall.Ich kann auch hier in Hamburg die Asiaten an der Sprache erkennen: Koreanisch klingt ganz anders als Japanisch oder Chinesisch.Bei Vietnamesisch geht es auch noch, aber bei Burmesisch, Laotisch usw. wird es schwierig

  6. Na gut überredet! Mit Deinen Tipps versuche ich das nächste Mal zu handeln. So wie du es beschreibst, also Handeln als Spiel, habe ich Handeln nämlich noch nie betrachtet, das klingt sogar ganz lustig! Danke für den tollen Beitrag!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!