Macht und Moderne – Deng Xiaoping, die Biographie

Deng Xiaoping

Felix Lee
Macht und Moderne – Chinas großer Reformer
Deng Xiaoping – die Biographie
Rotbuch-Verlag 2014

Die jüngere Geschichte Chinas ist untrennbar mit seinem Namen verbunden: DENG XIAOPING. Als der Politiker im Jahr 1978 die Regierungsgeschäfte übernahm, befreite er in kürzester Zeit viele seiner Landsleute aus der Armut und brachte dem Riesenreich einen enormen Entwicklungsschub, der bis heute annhält. Doch Deng ist nicht nur der Begründer des chinesischen Wirtschaftswunders, sondern auch der brutale Unterdrücker der Demokratiebewegung im Juni 1989. Ihm ist das scheinbar Unmögliche gelungen: Gucci und Prada unter Hammer und Sichel.

Soweit der Klappentext. Dementsprechend fängt Felix Lee seine Biographie mit dem 4. Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens an. Damit wird zunächst das Bild von Deng, dem „Schlächter“ aufgebaut. Lee fragt: „Was hatte Deng bewogen, so brutal zuschlagen zu lassen?“ und „Wer war Deng wirklich?“

Im Verlauf des Buches wird man dazu wenig Antworten finden. Deng wird dargestellt als Opportunist, der Mao folgte, wo es sinnvoll erschien, und nicht allzu viele Widerworte gab. Über den Menschen Deng und seine Motive erfährt man relativ wenig. Doch wie schon gesagt, die Geschichte Chinas der letzten 100 Jahre ist ohne Deng unvorstellbar. Das macht das Buch so wichtig und interessant. Die Entwicklung Chinas von den letzten Tagen der Qing-Dynastie über Bürgerkrieg, Mao und die Kulturrevolution bis zum heutigen Boom-Land wird sichtbar am Beispiel Dengs.

Hochinteressant ist auf jeden Fall die Zeit zum Ende der Kulturrevolution, wo Deng, der damals schon über 70 Jahre alt war, zunächst von der Viererbande gestürzt wurde und dann doch bald wieder auf dem politischen Parkett mitmischte. Die vorsichtigen Schritte in eine mehr konsumorientierte Gesellschaft nahmen an Dynamik zu, als Deng nach Maos Tod wieder an die Macht kam. Und so stellt Lee zum Schluss auch die Frage: „Ist Dengs Vermächtnis Fluch oder Segen für das moderne China?“

Fazit: Lesenswert!

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Ulrike

3 Gedanken zu „Macht und Moderne – Deng Xiaoping, die Biographie“

  1. Von China weiß ich nicht wirklich viel. Sprich von der Neuzeit. Aber aus diversen Reportagen weiß ich, dass China den Weg in die Konsumwelt mit Riesenschritten geht. Leider mit allen damit verbundenen Nachteilen, wie Umweltverschmutzung. Da ich die alten Zen-Meister aus China mag und nicht nur japanische Augen habe, mag ich immer gern Infos über China lesen. Dafür danke ich dir sehr.

  2. Die meisten Chinesen sind begeisterte Konsumenten und wenig politisch. Bei Deng scheiden sich die Geister. Ich habe in den letzten Jahren aber eher gehört, dass man ihn liebevoll den „Kleinen Deng“ nennt.

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