Das Jewish Refugees Museum in Shanghai

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Shanghai abseits der Touristenpfade

In dem Shanghaier Stadtbezirk Hongkou, umgeben von alten Straßen und kleinen Parks liegt die Ohel-Moishe-Synagoge.

Shanghai Synagoge
Die Ohel Moishe Synagoge

Hongkou gehörte zum Internationalen Gebiet, in dem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwiegend Amerikaner lebten. Das wirkte attraktiv auf Juden aus aller Welt. Zunächst ließen sich hier Juden aus Russland nieder, die Ashkenasim. Diese bauten ab 1907 die Synagoge. Als mit dem Nazi-Regime der Druck auf die Juden in Deutschland größer wurde, versuchten immer mehr Menschen auszuwandern.

Doch nicht alle Länder der westlichen Welt waren glücklich über den Zustrom an jüdischen Familien. Deshalb wurde es zunehmend schwieriger, eine Einreiseerlaubnis für z. B. Großbritannien oder auch Amerika zu bekommen. Es muss die schiere Verzweiflung gewesen sein, die die Menschen dazu brachte, an ein so exotisches Ziel wie Shanghai zu denken.

Allerdings war es noch relativ einfach, ein Visum für China zu bekommen. Vor allem der damalige chinesische Botschafter in Wien, Dr. Feng Shan Ho, erteilte vielen Juden das begehrte Visum. Ab 1937 wanderten rund 30.000 Juden nach Shanghai aus. Hongkou war ihr liebster Stadtbezirk und so wurde dies Stadtviertel zu einem regelrechten jüdischen Ghetto. Zentrum für die Juden in Shanghai war die Synagoge.

Jewish Refugees Museum Shanghai
Jewish Refugees Museum Ausstellung

Der Weg, entweder über Land mit der Transsibirischen Eisenbahn oder mit dem Schiff rund um Afrika, war unglaublich beschwerlich. Kaum jemand hatte damals eine Vorstellung, was ihn in Shanghai erwarten würde. Und wenn nicht die meisten der Meinung gewesen wären, dass sie bald wieder zurück kehren würden, hätten sie sich kaum auf den Weg gemacht.

Die Ohel-Moishe-Synagoge

Die Ohel-Moishe-Synagoge bildet heute das Zentrum des Museums der Jüdischen Flüchtlinge. Die vielen tragischen Geschichten ums Überleben werden in einem Gebäude auf dem Gelände mit Fotos und Gegenständen aus dem Besitz der jüdischen Flüchtlinge erzählt.

Nach dem Ende des Krieges und mit der Schaffung des Staates Israel verließen tatsächlich viele der Flüchtlinge Shanghai wieder. Die Synagoge wurde bald kaum noch genutzt. Erst 2007 wurde die Synagoge mit Mitteln des chinesischen Staates renoviert und das Museum ausgebaut. Heute wird die Synagoge nur noch selten für einen Gottesdienst genutzt.

Das Museum dient der Forschung und der Erinnerung rund um alles, was mit den jüdischen Flüchtlingen in Shanghai zu tun hat. In dem Jewish Refugees Museum stehen immer Freiwllige bereit, um den Besucher zu führen und Fragen zu beantworten. Bei dem Aufbau der Ausstellung hat auch die Stadt Hamburg, Partnerstadt von Shanghai, große Unterstützung geleistet.

Hongkou

Die Umgebung bietet noch viele alte Gebäude aus den 1920er und 30er Jahre. Im kleinen nahegelegenen Huoshan Park hatten sich die Flüchtlinge gerne getroffen. Das legendäre Cafe Atlantic ist heute ein Wohnhaus. In manchen Gassen flattert auch heute noch die Wäsche vor den Fenstern im Wind, spielen Kinder und treffen sich die alten Leute zum Tai Ji.

Juden gibt es so gut wie keine mehr in diesem Stadtviertel. Allerdings dringen auch hier die modernen Hochhäuser immer näher. Mehr zu Hongkou und dem jüdischen Viertel gibt es auf dem Blog von Shaoshi: Hongkou mit ganz vielen schönen Fotos!

Ein Besuch von Hongkou und seiner Synagoge lohnt sich in jedem Fall!

Infos

(Stand 09-2019):
Öffnungszeiten: täglich 9:00 bis 17:00 Uhr
Eintrittspreis: 50 Yuan RMB
Anfahrt: U-Bahn Linie 4, Station Dalian Road

Internet: http://www.chinajewish.org/SJC/Jhistory.htm

Links

Dieser Artikel ist Teil eines grandiosen Roundups zu Kirchen der Weit auf Nicolos Reiseblog.

Dezember 2020: Das Museum wurde renoviert und erweitert

“The main theme of the expanded exhibitions is to establish a community of a shared future for mankind,” said Chen Jian, curator of the museum.

The Shanghai museum focuses on a “warm-hearted” theme of human compassion and salvation rather than on the horror stories of Nazi persecution that dominate many Jewish-related museum, he said.

Six sections of the renovated museum trace the history of the Jewish diaspora during the war, how refugees came to Shanghai and carved out daily lives, and the contributions they made to the city’s culture in music, painting and photography.

Quelle: Shine.cn

Ulrike

8 Gedanken zu „Das Jewish Refugees Museum in Shanghai“

  1. Danke! Ich arbeite ja an einem Roman über die jüdischen Immigranten in Shanghai – ich sammele alles aus dieser Periode. Danke für den Artikel.

  2. Als ehemaliger Geschichtslehrer bin ich fasziniert davon von Facetten der Geschichte zu erfahren, deren Existenz mir bisher verborgen geblieben sind. Es ist immer wieder schön, Neues zu lernen!

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