Rom – Die Diokletiansthermen

Die Diokletiansthermen – unterschätzte Sehenswürdigkeit

Im 4. Jahrhundert gab es in Rom mehr als 900 Thermen, also Badeanstalten!! Gespeist von den Aquädukten (Aqua lovia, eine Abzweigung des Aqua Marcia-Aquädukts), die als architektonische Meisterleistungen das Wasser von weit entfernten Bergen in die Stadt führten, boten diese Bäder den Menschen nicht nur Bade- und Waschmöglichkeiten, sondern vor allem Entspannung und Orte zum gemütlichen Plausch oder philosophischen Gedankenaustausch. Networking also damals schon!

Diokletiansthermen  im Hof mit vielen Skulpturen aus römischer Zeit.
Diokletiansthermen Eingang

Die Diokletiansthermen in Rom

Auch damals galt: Je größer desto besser desto mächtiger der Erbauer. Also wurde zwischen 298 und 306 die größte aller Badeanlagen erbaut. Kaiser Diokletian (240 – 313) setzte damit Maßstäbe. Aber letztendlich wurden sie von Maxentius (278 – 312, ab 306 römischer Kaiser), der Nachfolger von Diokletian wurde, fertiggestellt.

Seneca über Thermen
In einem berühmten Brief an seinen Freund Lucilius klagt der Philosoph Seneca über den Lärm des Bades, über dem er wohnt: „Nun stelle dir alle die verschiedenen Töne vor, die einen dazu bringen können, dass man seinen eigenen Ohren grollt.“

Seneca malt das akustische Panorama der Thermen in allen Facetten aus: Selbst Menschen, die still sind, weil sie gerade Ball spielen oder massiert werden, verursachen noch Geräusche, die die empfindlichen Ohren Senecas stören: Sie zählen ihre Abschläge und die Hand des Masseurs klatscht auf nackte Rücken.

Und dann erst der „Singsang der Badenden, die sich mit ihrer Stimme gefallen!“ Der Philosoph stellt fest: „Noch störender finde ich die Stimmen Redender als einen bloßen Lärm.“ FU Berlin

Diokletiansthermen Hof mit Säulen.

Die Diokletiansthermen in der Geschichte

In dieser Zeit, in der die römischen Christenverfolgungen ihren Höhepunkt erreichten, arbeiteten viele versklavte Christen an dem Bau. Man sagt, es seien mehr als 40.000 gewesen. Es entstand zwischen 298 und 306 n. Chr. mit ihrer Hilfe ein Bad, das größer und spektakulärer war als alle anderen in Rom.

Wer war Diokletian?
Diokletian (eigentlich Diocles, altgriechisch Διοκλῆς; vollständiger Name Gaius Aurelius Valerius Diocletianus;[1] * zwischen 236 und 245 in Dalmatia; † um 312 in Spalatum) war von 284 bis 305 römischer Kaiser. Mit seiner Thronbesteigung beginnt die Diokletianische Ära.

Diokletian leitete Reformen ein, durch die das Römische Reich die Reichskrise des 3. Jahrhunderts endgültig überwand und die Zeit der Soldatenkaiser beendet wurde.

Die wichtigsten Reformen wurden im Bereich der Verwaltung durchgeführt, darunter eine umfangreiche Reform des Provinzialwesens. Diokletian führte das Herrschaftsmodell der Tetrarchie ein. Während die Verwaltungsreformen zu einer stärkeren Bürokratisierung führten, die während der ganzen restlichen Spätantike anhielt und noch zunahm, fiel das tetrarchische System schon bald nach Diokletians Abdankung in sich zusammen. Wikipedia

Diokletiansthermen innen berühmte Statuen.

Das Gelände war ursprünglich 356m lang und 316m breit. In den verschiedenen Becken konnten sich bis zu 3.000 Badegäste im kühlen Wasser erfrischen oder in verschiedenen Wärmestufen vor sich hindösen. Hilfreiche Geister standen bereit, um den Besucher mit Getränken zu versorgen, Massagen zu geben oder beim Abrubbeln und Säubern zu helfen. Natürlich gab es auch eine Bibliothek und verschiedene Sporträume (Gymnasium). Es muss besonders in einer so großen Anlage ein unglaubliches buntes Gewimmel geherrscht haben!

Untergang und Verfall der Thermen

537 zerstörten die Goten das Aqua Iovia Aquädukt und leiteten so den Verfall der Anlage ein. Einwohner bedienten sich und statteten ihre Häuser mit dem vorhandenen Marmor aus.

Auch die Päpste hatten schnell ein Auge auf die stattlichen Hallen geworfen, hatten doch schließlich Christen mit dran gebaut. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte Kirchen und Klöster in den Gemäuern der Diokletianthermen.

San Bernado alle Terme zum Beispiel und die Kirche Santa Maria degli Angeli. Letztere hat einige Berühmtheit erlangt, weil sie die letzte Kirche war, an der der greise Michelangelo mitgebaut hat.

Kirche Santa Maria degli Angeli

Die Kirche Santa Maria degli Angeli wurde in den Resten des Frigidariums (Abkühlraum) der Diocletiansthermen errichtet. Das Vestibül liegt im ehemaligen Tepidarium (Wärmeraum). Der imposante Eingang ist eine Exedra des Caldariums (Warmbaderaum).

Der Kirche schließt sich ein Kreuzgang an, der auch aus dem 16. Jahrhundert stammt und auf einen Entwurf von Michelangelo zurück gehen soll. Die zum Kirchenschiff umgebaute Halle hat eine Länge von 90 m, Breite von 27 m und Höhe von 30 m. Das Bauwerk wurde erst im 18. Jahrhundert fertiggestellt.

Diokletiansthermen von der Piazza della Republica aus mit der Kirche
Thermen von der Piazza della Republica aus mit der Kirche

Seit 1889 befindet sich in einem großen Teil der Thermen eine Abteilung des römischen Nationalmuseums. In einem anderen Teil gab es von 1928 bis in die 1980er ein Planetarium.

Eine wenig besuchte eindrucksvolle Sehenswürdigkeit!

Soviel zu der Geschichte der Diokletiansthermen. Nun zu meinem Besuch dort. Die Diokletiansthermen liegen, eigentlich unübersehbar, zwischen dem Bahnhof Roma Termini und der Piazza della Republica, von wo aus man in wenigen Minuten am Forum Romanum ist. Übrigens hat der Hauptbahnhof Roms seinen Namen von den nahen Thermen.

Unglaublich aber so ist es: Die Diokletiansthermen stehen nicht in jedem Reiseführer über Rom! Dabei halte ich sie auf jeden Fall für eine Sehenswürdigkeit, die man in Rom unbedingt gesehen haben sollte! Allerdings war auch mir dieses spektakuläre Museum kaum bekannt. Ich bin sozusagen auf meinem Weg vom Hotel zum Forum Romanum drüber gestolpert.

Mich haben die wunderbaren Ausstellungen von antiken Skulpturen sehr beeindruckt. Mir begegnete so einiges, was ich noch aus meinem Studium der Klassischen Archäologie kannte: Ein Zeus-Kopf zum Beispiel, der eine Kopie des olympischen Zeus des Phidias sein soll.

Im Kreuzgang der Diokletiansthermen
Im Kreuzgang der Diokletiansthermen

Die Diokletiansthermen heute

Diokletiansthermen Frauenfiguren aus Terrakotta.
Diokletiansthermen Sarkophag

Die Ausstellungen sind über viele Räume verteilt. Alles strahlt eine gepflegte und ruhige Atmosphäre aus. Ich war fast alleine, obwohl Samstag war. So konnte ich in Ruhe von Statue zu Statue gehen, inne halten, ausruhen und nochmal gucken gehen. Das Museo Nazionale Romano, das 1889 gegründet wurde, hatte seinen ersten Sitz in diesen Bädern, bis es dann auf die anderen Häuser erweitert wurde.

Der Kreuzgang

Der Kreuzgang ist eine der schönsten Stellen im Museum. Im grünen Gras stehen alte Sarkophage. Pinien spenden Schatten und an den Orangenbäumen leuchten die Früchte!

Mitten drin dann diese merkwürdigen Skulpturen: Die kollossalen Tierköpfe im Kreuzgang des Michelangelo. Sie wurden 1586 im Bereich des Trajansforums gefunden und dienten lange Zeit dem Palast des Kardinals Michele Bonelli (1541 – 1598) als Gartendekoration zusammen mit dem späteren Nashorn und dem Elefant. Ihre heutige Stelle bekamen sie Anfang des 20. Jahrhunderts.

Nashorn
Nashorn
Elephant
Elefant
Ziegenbock
Ziegenbock

Einige Teile der Thermen überlebten die Jahrhunderte als Kirchen und auch als Lagerhäuser für Getreide und anderes. Deshalb kann man die Aula heute in ihrer ganzen Größe erleben. Man muss sich den Hals ganz schön verrenken, um in das Dach hinaufzuschauen, und man kommt sich ganz klein dabei vor. Die Räumlichkeiten hat man genutzt, um ganze Grabanlagen dort auszustellen.

Fazit

Die Diokletiansthermen sind ein Museum, das mich ganz und gar begeistert hat.

Infos Stand März 2022
Adresse: Via Enrico de Nicola 79, 00185 Roma (gegenüber vom Bahnhof Roma Termini)

Eintritt: 10,- €

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 09:00 – 19:45 Uhr

Links

Impressionen

Alter Klosterkreuzgang in den Diokletians-Thermen
Alter Klosterkreuzgang in den Diokletians-Thermen
Rom Diokletiansthermen
Rom Diokletiansthermen
Rom Frauenkopf
Diokletianstheremen

 

Ulrike

7 Gedanken zu „Rom – Die Diokletiansthermen“

  1. Hallo Ulrike,

    was für ein toller Beitrag. Wir glauben tatsächlich auch, dass wir die Thermen von außen gesehen haben. Zu schade, dass wir sie uns nicht näher angeguckt haben. Aber so bleibt es spannend für die nächste Reise nach Rom. Lieben Dank für den Geheimtipp!

    Liebe Grüße
    Jasmin

  2. ja, ist einfach unglaublich! Dafür hab ich aber die Caracalla- Thermen nicht gesehen – weil ich keine Zeit hatte.

  3. Werden wir haben. Es geht gleich zu Freunden nach Hessen. Ich muss nur noch schauen mit welchem Auto wir fahren. Dir auch ein super Wochenende und auf wiederlesen am Montag dann 🙂

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