Frauen in der Verbotenen Stadt – Leben aus Langeweile und Prunk

Das Leben der Frauen in der Verbotenen Stadt: Der geheimnisvollste und abgeschlossenste Teil des Kaiserpalastes waren die Paläste der Kaiserin und der Konkubinen. Im Inneren Hof, den Palästen der Frauen, lebten zeitweise bis zu 9000 Frauen.

Im Palast der Frauen

Frauen, einsames Leben in der Verbotenen Stadt

Manch ein Kaiser hatte mehrere Kaiserinnen und viele Konkubinen, die einer strengen Rangordnung unterlagen. Hinzu kamen zahlreiche Dienerinnen und auch die Kinder des Kaisers mit ihren Ammen und Betreuerinnen.

Ein ödes Leben

Alle führten ein äußerst zurückgezogenes Leben. So war z.B. den Konkubinen nach dem Einzug in den Palast nur noch ein einziges Mal erlaubt, ihre Eltern zu besuchen. Weite Teile des Palastes waren auch ihnen verboten.

Sie hatten nicht viele Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. So gab es eigene Opernhäuser und Theaterbühnen, kleine Tempel und ruhige Gärten. Vieles drehte sich um die Schönheit. Manche der Damen bereiteten sogar selbst ihre Kosmetika zu, wie u.a. ein Rouge aus lange gepressten Rosenblättern. Außerdem konnten einige malen, sticken oder Gedichte schreiben.

Die meiste Zeit aber verbrachten sie die Zeit mit Kartenspielen und Tratsch. Höhepunkte im Jahr waren Feierlichkeiten und der Umzug zum Sommerpalast, wo man für einige Monate die Sommerfrische genießen konnte. Trotzdem: Die meiste Zeit verbrachten sie in nicht enden wollender Langeweile.

Viele Frauen hatten Schoßhündchen (Pekinesen). Deren Anzahl hing von dem Rang ab. Es gab spezielle Diener, die sich nur um die Hunde kümmerten.

Hundeliebe in China Pekinese
Pekinese

Makeup der Frauen

Viele Stunden am Tag widmeten die Frauen in der Verbotenen Stadt ihrer Schönheitspflege und brachten ihr Make-up zur Perfektion.

Peking Oper
In der Peking Oper lebt das kaiserliche Make-up weiter.

Gesichtspuder: Bekannt und nachgewiesen seit der Frühlings- und Herbst-Periode (770-476 v. Chr.). Es wurde zunächst aus feinem Reis-Mehl hergestellt. Manchmal nahm auch Blei. Obwohl das sehr giftig war, nahm frau das Risiko einer Vergiftung auf sich, weil es ein reines und leuchtendes Weiß ergab.

Rouge: Rouge soll es sogar schon 1.000 Jahre früher gegeben haben. Die Farben wurden vor allem aus roten und blauen Blüten hergestellt, die häufig mit dem o.g. Puder vermischt wurden.

Augenbrauen: Die richtige Form der Augenbrauen war äußerst wichtig. Diese änderte sich immer wieder über die Jahrhunderte. Die richtige Form und Farbe konnte über Heiratsaussichten und das weitere Wohlergehen entscheiden.

Strenge Hierarchie unter den Frauen des Kaisers

Die Frauen in der Verbotenen Stadt unterlagen einer sehr strengen Hierarchie. Bis ins Kleinste war der Alltag geregelt. Besonders Kleidung und Schlafplatz hingen ganz und gar von dem Rang der Frau ab. Wichtig war für viele Frauen der Verbotenen Stadt auch das Essen: Je höher ihr Rang, desto mehr und besseres Essen gab es für sie.

Kaiserinnen Krone
Kaiserinnen-Krone

Eigene Zimmer, Privatsphäre? Das gab es für die Frauen der Verbotenen Stadt nicht. Die Frauen des Kaisers, seine Mutter und die Witwen vorangegangener Kaiser hatten eine Sonderstellung und ein bisschen mehr Platz. Überall gab es auch ein Plätzchen für die zahlreichen Hofdamen, Dienerinnen und Eunuchen.

Starb der Kaiser, mussten sie ihr Leben neu ordnen. Dann bekamen sie spezielle Paläste in der Verbotenen Stadt zugewiesen.

Erotische Abenteuer?

Trotzdem gab es Möglichkeiten für erotische Abenteuer und auch ernsthafte Beziehungen. Es soll sogar sexuelle Beziehungen zu den Eunuchen gegeben haben. Durch die Abgeschlossenheit wurde viel in diese Beziehungen hinein geheimnist und es gibt seit alten Zeiten zahlreiche erotische Erzählungen aus dem Kaiserpalast.

Die viele freie Zeit und auch die strenge Hierarchie führten zu Intrigen. Ziel jeder Konkubine war es, möglichst häufig vom Kaiser für die Nacht ausgewählt zu werden. So stieg die Chance, den ersehnten Sohn dem Kaiser zu schenken und damit in die höchsten Ränge aufzusteigen.

Einer Legende zufolge suchte sich der Kaiser jeden Abend für seine Schäferstündchen etliche Frauen mittels einer Namensliste aus, die auf Jadestein gemeißelt war. Die Auserwählte wurde dann an den Füßen gefesselt und wie ein Geschenk in gelben Tüll gehüllt und dem Kaiser zu Füßen gelegt. Damit spätere Nachfahren auch identifiziert werden konnten, notierten Diener akribisch Datum und Uhrzeit des Beischlafs.

Übrigens: Fiel eine Kaiserin oder Konkubine in Ungnade und der Kaiser wollte sie nicht mehr sehen, wurden die betroffenen Frauen in kleine Wohnungen in abgelegenen Ecken des Kaiserpalastes verbannt.

Geschichten und Schicksale

Ein trauriges Schicksal erfuhr die Konkubine Zhen, die zur Zeit von Kaiserinwitwe Cixi Favoritin von Kaiser Guangxu (1871 – 1908) war. mehr

Interessante Eindrücke vom Leben der Frauen in der Verbotenen Stadt zum Ende der Qing-Dynastie bietet diese Geschichte:

Two Years in the Forbidden City
by the Princess Der Ling
First Lady in Waiting
to the Empress Dowager

Auch interessant: Das Leben der Kaiserinwitwe Cixi

Manch eine Frau am Kaiserhof machte erstaunliche Karriere:

Fu Hao spielte eine große Rolle am Hof des Königs Wu Ding (ca. 1325 bis 1266 v. Chr.) während der Shang-Dynastie von China.

Wu Zetian stieg im 7. Jahrhundert auf zur einzigen regierenden Kaiserin.

Shangguan Wan’er (663-710) lebte am Hof von Kaiserin Wu Zetian und wurde als Politikerin und Dichterin geschätzt. Sie war Konkubine des Kaisers Zhongzong.

Links

Eine Chance, als Konkubine am Kaiserhof zu leben, hatten eigentlich nur die jungen Mädchen aus adligem Haus, deren Füße schon früh gebunden wurden. Kleine Füße waren ein Schönheitsideal vor allem während der Qing- und der Ming-Dynastie. Die Lotosfüße.

Schuh einer kaiserlichen Dame
Stiefelchen
Tempel in der Verbotenen Stadt
Tibetischer Tempel in der Verbotenen Stadt

Zuerst erschienen in 2015. Vollständig überarbeitet 2021.

Ulrike

8 Gedanken zu „Frauen in der Verbotenen Stadt – Leben aus Langeweile und Prunk“

  1. Guten Abend,

    ja den Artikel habe ich gelesen. Doch ich habe gelesen das die Manschu (die die Letzte die die Dynastie Chinas stellten) lehnten diesen Brauch ab. Wie auch einige andere kleinere Volksgruppen Chinas praktizierten es nicht, wie auch die Mädchen ärmerer Familien. Soweit ich weiß.
    Da in der Verboten Stadt auch Frauen aus anderen Volksgruppen lebten und arbeiten, könnten diese unter um Ständen Lotosfüße gehabt haben. Aber die Frauen des Kaiserhauses hatten keine Bangagierten Füße.

    Bleiben sie gesund.

  2. Guten Abend,

    danke für deinen Beitrag.
    Aber ich dachte die Manschu hatten nicht die Praktik den Mädchen die Füße zu binden.

  3. Danke! Ich mag mich gerne mit Frauen-Geschichten befassen. Es gab auch in der Verbotenen Stadt Frauen, die „Karriere“ machten und aus der gelangweilten Masse heraus stachen. Es ist nur schwierig, diese Geschichten zu finden

  4. Auch dieser Teil der Geschichte zeigt, wie die Welt (Mann) über Frauen dachte und noch immer denkt. Gebärmaschinen und Objekte zur Befriedigung männlicher Lust. Leider sehen das selbst Frauen – auch Lesben – oft anders, da sie quasi anders konditioniert worden sind.
    Aber wie immer ein wirklich interessanter Eintrag, den ich gern gelesen habe.

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!