Bettler : Wie gehe ich damit um?

Wenn man reist, wird man sie sehen: Die Bettler. Sie sind überall. Und da, wo man sie nicht sieht, sollte man misstrauisch sein: Wo sind sie? Es gibt einfach kein Land, das so reich ist, dass es keine Bettler oder Armut gibt.

Bettler in Hamburg
Bettlerin in der Mönckebergstraße Hamburg

Wie gehe ich damit um? Soll ich Geld geben? Oder einen Kaffee, ein Brötchen? Hier schildere ich meine persönlichen Erfahrungen aus mehr als 40 Jahren Reisen und zeige Möglichkeiten, was man tun kann, um Bettlern zu helfen.

Bettler unterwegs und Zuhause

Unterwegs auf Reisen habe ich sehr viel Elend gesehen. Nicht überall manifestiert sich das als Bettelei. Aber es ist schon manchmal das Elend, das am sichtbarsten wird: Wenn einem ein Bettler die Hand entgegenstreckt. Und darum geht es mir hier: Nicht um das Elend und die Armut, sondern ums Betteln!

Auf meinen Reisen habe ich erlebt und erfahren, dass hinter manch einer ausgestreckten Hand kriminelle Banden stecken, die die Bettler manipulieren und ausbeuten. Auch sonst ist der Umgang mit Bettlern immer problematisch und polarisiert.

Trotz aller Kritik, egal ob organisierte Bettelei oder nicht: Ihr solltet immer daran denken, dass niemand aus Freude bettelt! Das Schicksal, das hinter jedem einzelnen Bettler steht, ist schrecklich! Auch Bettler haben ein Recht auf eine Behandlung mit Würde und Respekt!

Beispiele

Calcutta 1992

Calcutta, die Stadt, in der ich fast stündlich über schrecklich verkrüppelte Bettler stolpere. Ich fühle mich verfolgt, unter Druck gesetzt: Wie soll/kann ich all diesen armen Menschen helfen? Um meine eigene psychische Gesundheit zu erhalten, schaue ich weg – meistens.

Auf einer der Hauptstraßen Calcuttas, auf der sich ein alter Prachtbau an den nächsten reiht, tolle Geschäfte zum Shopping verführen, verfolgt mich ein Bettler, eine jämmerliche Gestalt, die sich auf allen vieren fortbewegt. Ich eile vorwärts, nicht rechts nicht links schauend. An einer Stelle ist der Bettler plötzlich verschwunden. Schon atme ich auf. Doch wenige Meter weiter hängt sich der nächste an mich.

So geschieht es jeden Tag, an dem ich die Straße entlang gehe. Es sind immer die gleichen Bettler, die an der immer gleichen unsichtbaren Linie kehrt machen. Da drängt sich natürlich der Gedanke auf: Sind die Bettler hier organisiert? Haben sie ihre „Reviere“?

Hannover

Einige Jahre später: Ich bin früh auf einer der Einkaufsstraßen in Hannovers Innenstadt unterwegs. Außer mir sind nur wenige Menschen auf der Straße. Nur an einigen Stellen sitzen schon Bettler, strecken mir ihre Hand entgegen. Die verfolgen mich nicht, denn das wäre aggressives Betteln und das ist in Deutschland verboten. Die Abstände zwischen den einzelnen sind sehr gleichmäßig.

Am Ende der Straße werde ich Zeuge einer lautstarken Auseinandersetzung eines Bettlers mit einem jungen Mann: Er beschwert sich darüber, dass sein „Stammplatz“ von jemand anderes besetzt sei. Der junge Mann möge für Ordnung sorgen und ihm seinen Platz zurück geben.

Bettler in Peking
Peking: Bettler an einer der Unterführungen am Platz des Himmlischen Friedens

Peking

in den 1990ern: Ich will schon ganz früh etwas auf dem Silkmarket besorgen: Da hält kurz an der Kreuzung vor dem Markt ein Van. Es steigen etliche Frauen mit Kindern aus. Die Frauen sind schlecht gekleidet, die Kinder so um die 5, 6 Jahre alt, ein wenig schmutzig. Sie verteilen sich schnell, und als ich mich auf den Heimweg mache, sehe ich sie: Die „Mütter“ etwas im Hintergrund, die Kinder zuppeln an meiner Jacke und halten die Hand auf.

Hamburg

2018: Ich begegne einer obdachlosen Frau, die ungefähr in meinem Alter ist (also Anfang 60). Sie lebt auf der Straße. Wovon? Bettelt sie? Das weiß ich nicht. Sie nimmt leider keine Hilfe an, die man ihr anbietet, außer hin und wieder eine Tasse Kaffee in der Bahnhofsmission.

Sie hat einige Möglichkeiten: Ihr wurden schon Betten/Unterkünfte angeboten vom Bett in einer Notunterkunft bis zu einem Zimmer in einem Wohnprojekt für psychisch kranke Menschen. Kostenloses Essen, Kleiderkammer usw. Was sie dringend  braucht, ist ein Arzt, der sich ihre offene Wunde am Bein anguckt und versorgt. Dafür gibt es spezielle Arztpraxen, wo man anonym und ohne Krankenkasse versorgt wird. Darüber hinaus gibt es auch ein Krankenmobil und eine Krankenstube für Obdachlose. Das alles schlägt sie aus. Mich macht das hilflos.

Durch meine Tätigkeit für die Bahnhofsmission bin ich vielen armen Menschen rund um den Bahnhof bekannt. Viele erkennen mich auch in zivil. Sie grüßen mich und ich lächle und winke zurück.

Bettelnde Kinder

Ja, die Kinder! Bettelnde Kinder sind ein Phänomen, das einem überall begegnen kann. Sie schauen einen mit großen Augen an und bitten um einen „Schoolpen“. Wer kann diesen Augen widerstehen? Also gibt man, Stifte, Bonbons, Geld. Die vielen Schoolpens findet man dann schnell am nächsten Kiosk wieder, wo die Kinder sie zu Geld gemacht haben. Meine Mutter fragte bei einer solchen Gelegenheit auf Sri Lanka das kleine Mädchen, ob es nicht eigentlich in der Schule sein müsste. „Yes, Madam!“ war die Antwort und das Kind verschwand ganz schnell.

Egal, was man einem Kind gibt, man sollte dabei immer bedenken, dass die Bettelei alte Strukturen aufbricht. Die Kinder lernen schnell, dass sie mit Betteln mehr verdienen als ihr Vater mit harter Arbeit. Sie vernachlässigen die Schule und ihre Ausbildung.

Aus moderner Marketingsicht kann man ganz sachlich und gleichzeitig erschreckend sagen, dass Betteln ein Geschäftsmodell ist. Wer einem bettelnden Kind Geld gibt, macht dieses Modell erfolgreich. Kinder gehören in die Schule und nicht auf die Straße. Wenn Du den Kindern Geld gibst – so gutherzig das auch gemeint ist – dann sorgst Du mit dafür, dass diese Kinder auf der Straße bleiben, weil es sich für sie und die Eltern lohnt.

Solche Beispiele kann ich noch etliche anführen. Eine Freundin klagt, dass sie auf ihrem Weg zur Arbeit in Hannovers Innenstadt an einigen Obdachlosen vorbeikommt, die sich in Hauseingänge drängen und dort übernachten. Sie würde am liebsten allen helfen.

Osteuropäische Bettler in Hamburg

Mit jedem Jahr scheinen sie mehr zu werden, die Menschen, die aus Rumänien und anderen Ländern nach Hamburg kommen, um zu betteln. Ich kann jetzt hier nur von Hamburg sprechen, da ich hier lebe und durch meine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Bahnhofsmission auch weitere Einblicke erhalte.

Man sieht sie vor allem in der Innenstadt und man kann sie auch leicht von den anderen Obdachlosen unterscheiden. Die rundlichen, dick eingemummelten Menschen, viele von ihnen mit einer Krücke ausgestattet. Sie leben in unvorstellbar armseligen Unterkünften oder auf der Straße.

Im Winter nutzen sie das kostenlose Angebot des Winternotprogramms. Es gibt die schlimmsten Berichte aus ihrer Heimat, wo sie unter ähnlich primitiven Umständen in ihren Dörfern leben. Da meint man, Verständnis dafür haben zu müssen, dass sie zum Betteln ins reiche Hamburg kommen.

ABER: Auch wenn ich großes Mitgefühl für diese Menschen empfinde, gebe ich ihnen nichts. Denn sie sind meistens organisiert und unterstehen einem „Bettlerkönig“, einem Boss, der auch aus ihrem Dorf kommt, der sie beherrscht und denen sie ihr erbetteltes Geld geben müssen.

Wenn man sich die Heimatdörfer von ihnen ansieht (ich kenne Leute, die dort waren und berichteten), wird man feststellen, dass sich an der Lebenssituation dort kaum etwas verändert, während die „Bettlerkönige“ wie wirkliche Herrscher in feudalen Villen leben. Das will ich nicht unterstützen.

Ein weiterer Gedanke: Auf dem kurzen Weg vom Hauptbahnhof zu meinem Arbeitsplatz in der Spitalerstraße sehe ich fast täglich drei kleine alte Frauen, die auf einer Unterlage aus Pappe sitzen und betteln. Sie schauen die Vorbeigehenden mit dunklen Augen aus wettergegerbten braunen Gesichtern an. Es bricht mir das Herz, sie zu sehen und nicht nachhaltig helfen zu können.

Die eine Frau kann nicht gehen, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie kann den ganzen Tag nicht auf Toilette gehen. Und so habe ich einmal gesehen, wie sie unter sich gemacht hat.

Diese Frauen werden von jungen Männern an ihre Bettelplätze gebracht und wieder abgeholt. Sie sind hilflos, werden ausgebeutet. Und doch kann man nichts tun. Denn sie sind erwachsen und so lange sie sagen, dass sie freiwillig da sitzen und betteln, kann man nichts dagegen tun. Betteln als solches ist erlaubt.

Wer weiß auch, wie schrecklich ihr Leben Zuhause wäre! Man kann nichts machen, wie mir der hiesige Stadtteilpolizist und auch der Chef der Bahnhofsmission erklärt haben. Ich bin zudem der Überzeugung, dass der Euro oder anderes, was man den Frauen direkt gibt, nicht wirklich hilft. Damit unterstützt man nur ein kriminelles System, das von der Ausbeutung profitiert.

Es gibt Hilfsorganisationen, die sich darum bemühen, dass sich das Leben für diese Menschen in ihren Heimatländern verbessert. Es gibt auch in Hamburg Organisationen, die sich gerade um die osteuropäischen Obdachlosen und Armen kümmern. Ich gebe manchmal ein wenig Wasser den Frauen. Aber grundsätzlich unterstütze ich lieber die Bahnhofsmission oder Hilfsorganisationen. Denn diese Hilfe ist auf Dauer nachhaltiger.

Ich habe mit einem rumänischen Sozialarbeiter gesprochen, der sich in Hamburg um die rumänischen Frauen kümmert. Er ist schon dafür, dass man ihnen etwas Geld geben sollte. Denn sie gehören dem Volk der Roma an, das in Rumänien immer noch schlimm diskriminiert wird. Sie haben zuhause  keine Möglichkeit, ihren Familien zu helfen. Ich sehe das nach wie vor kritisch.

Der Sozialarbeiter hat mir eine Kirche in der Nähe von Hamburg genannt, wo es Menschen gibt, die sich für die Roma in Rumänien engagieren und versuchen, ihnen mit Spenden zu helfen: Evangelische Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde. Hier könnt Ihr mit gutem Gewissen spenden oder sogar mithelfen, wenn Ihr was für die bettelnden Frauen aus Rumänien tun wollt!

Was kann ich tun?

Grundsätzlich
Ich weiß nicht, was der Mensch mit dem Geld macht, das ich ihm gebe: Alkohol, Drogen? An seine kriminellen „Chefs“ weitergeben? Eine Familie versorgen? Ich weiß es nicht!! Und so lange ich nicht weiß, was mit dem Geld passiert, gebe ich nichts. Weder hier in Hamburg noch irgendwo unterwegs. Schon gar nicht, wenn ich den Verdacht habe, dass es sich um organisierte Bettelei handelt.

Obdachloser an einer Kirchenmauer
Obdachloser an einer Kirchenmauer in Hamburg

Hilft dem Bettler oder Obdachlosen das wenige Geld, das ich ihm gebe, wirklich? OK, wenn viele wenig geben, dann kann er sich vielleicht etwas Warmes zum Essen kaufen oder eine Jacke. Doch besonders in Hamburg gibt es viele Stellen, wo er dies und mehr ganz umsonst bekommt. Da muss wirklich niemand hungern oder auf der Straße schlafen. Es gibt genug. Manche wollen diese Hilfen nicht. Aber das müssen sie selbst entscheiden.

Im Winter wird in Hamburg wie in vielen anderen Städten in Deutschland mit einem Winternotprogramm den Menschen, die auf der Straße leben, wenigstens ein trockener warmer Schlafplatz angeboten. Ich habe mir eine solche Notunterkunft mal angesehen.

Was kann ich also tun?

Geld spenden: Nur an Menschen, deren Lebensumstände man näher kennen gelernt hat und weiß, was sie mit dem Geld machen. Gerade die Aufmerksamkeit, die man den Obdachlosen schenkt, ist für diese häufig sehr wichtig. Auch die örtlichen Obdachlosenzeitungen schaffen den Menschen eine Möglichkeit, in Würde etwas Geld zu verdienen. Deshalb: Kauft diese Zeitungen!

Auf Reisen kann es sein, dass man in Kontakt mit der örtlichen Schule bzw. dem Lehrer kommt. Da kann man mit seinen Stiften helfen. Gelegenheiten bieten sich viele, wenn man offen ist für Kontakte und Gespräche.

Geld spenden

An Organisationen, die den Obdachlosen und Ärmsten helfen. Es gibt eine große Auswahl. Jeder wird die Organisation finden, die ihm vertrauenerweckend und sinnvoll erscheint.

Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass ich erstmal vor der eigenen Haustür schaue, was ich tun kann. Deshalb empfehle ich die Bahnhofsmissionen. Da weiß ich aus meiner eigenen Erfahrung heraus, dass das Geld sinnvoll verwendet wird und dort ankommt, wo es hin soll. Da gibt es keine aufgeblähte, geldverschlingende Verwaltung.

Bahnhofsmission unterwegs
Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission sind überall gut an den blauen Jacken mit dem gelbroten Emblem zu erkennen

Zeit spenden

Wenn man kein Geld spenden mag oder kann, so kann man doch immer eines tun: Zeit spenden. Es gibt viele Möglichkeiten, ehrenamtlich etwas für Arme, für Obdachlose und Bettler zu tun: Die Tafeln, Suppenküchen, Unterkünfte und mehr freuen sich über ehrenamtliche Helfer.

Ich selbst helfe 3 bis 4 Mal im Monat bei der Bahnhofsmission am Hamburger Hauptbahnhof. Wir können dort meistens nicht viel mehr tun, als einen heißen Kaffee auszuschenken. Doch wir wissen und teilen es gerne mit, wo den Menschen, die zu uns kommen, geholfen werden kann. Wir kennen die Essenstellen, die Unterkünfte, die Möglichkeiten, aus der Obdachlosigkeit herauszukommen, wenn man will.

Empfehlungen

Ein interessantes Projekt der Caritas Lüdenscheid: Wertmarken

Nun hab ich so viel geschrieben und könnte doch noch viel mehr schreiben: Erlebnisse, Begegnungen, Hilfen. Schaut Euch mal um, wo Ihr in Eurer Umgebung jemandem helfen könnt: Schon ein Lächeln kann etwas Freude in das Leben der Obdachlosen bringen! Zumindest geschieht bei einem Lächeln etwas ganz wichtiges: Der Mensch wird wahrgenommen!

Zum Schluss noch ein Erlebnis aus einer meiner Schichten bei der Bahnhofsmission: Vor kurzem drückte mir eine Frau einen 10-Euro-Schein in die Hand mit den Worten: „Tun Sie den in Ihre Spendendose. Ich spende jedes Mal, wenn ich in der Innenstadt einkaufen gehe. Dann brauch ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich den zahllosen Bettlern in der Stadt nichts gebe.“ Auch eine Möglichkeit!

Indien: Florian vom Blog flocblog beschreibt seine Situation in Indien, als er wegen einer Währungsumstellung kein indisches Geld mehr in der Tasche hatte und wie er dadurch auf die prekäre Situation der Armen und Bettler aufmerksam wurde: Bettler auf Reisen

Einen sehr detaillierten und hilfreichen Artikel zu den Bettlern in Indien und wie man damit umgeht, findet Ihr bei Irene in Indien.

Dann gibt es noch die andere Seite, die „armen“ Reisenden, die sich durch die Welt schnorren: Begpacker

Noch ein Gedanke

Oft wird den Menschen, die an den Obdachlosen und Bettlern in der Stadt vorbei eilen, vorgeworfen, dass  sie ohne Mitgefühl und gedankenlos sind. Da sollte man noch mal drüber nachdenken! Denn weiß man, ob die Leute sich nicht in anderen Bereichen engagieren oder ihr Geld so wie ich, hilfreichen Organisationen spenden? Nicht jedem fällt es leicht, genauer hinzugucken, einem Obdachlosen zuzulächeln. Deshalb sollte man die Leute nicht gleich verurteilen!

Aktualisiert: Überblick über das Winternotprogramm in Hamburg

Links

Muss ich es noch sagen: Ich freue mich auf Euer Feedback, Eure Erlebnisse und Erfahrungen! Möge eine rege Diskussion entstehen!

Ulrike

38 Gedanken zu „Bettler : Wie gehe ich damit um?“

  1. Danke! Ja, so ist es! Ich hab auch so „meine“ Bettler, an denen ich mehrfach in der Woche vorbei komme. Dann bleib ich mal stehen und rede mit ihnen. Aber ich weiß auch,.dass diese nicht organisiert sind. Da gebe ich auch schon mal ein wenig Geld. Oder jetzt in der kalten Zeit eine orange, oder vielleicht komme ich auch noch an warme Wäsche usw.
    Bettler in Rollstühlen sind noch mal eine verstärkte Version. Wir, die Bahnhofsmission und die Stadtmission, kämpfen gerade sehr dafür, dass die Obdachlosenunterkünfte barrierefrei gemacht werden. Denn nicht einmal die Unterkünfte des Winternotprogramms sind mit Rollstuhl zugänglich.

  2. wie Du schreibst: Es gibt Anlaufstellen. Manche wollen vielleicht wirklich nicht von der Straße, bei anderen kamen andere Dinge dazu, die sie auf der Straße landen ließen und es ihnen schwer machten, wieder zurückzufinden: Depressionen, Süchte, andere psychische Krankheiten.
    Deshalb finde ich es gut, Organisationen zu unterstützen, die diesen Menschen würdevoll auf die Beine helfen, die ihnen eine Anlaufstelle bieten und damit mehr als „nur“ etwas zu essen -a uch ein offenes Ohr, das Gefühl, irgendwo hin zu können etc. Ich denke, das ist sehr wichtig.

    Manchmal gab ich auch so Bettlern etwas – aber kein Geld. vor unserer Arbeit saß früher immer ein Bettler im Rollstuhl. Wir wussten alle, dass er früh hingefahren wurde und abends abgeholt. Warum die Polizei da nichts unternahm, weiß ich nicht. Wenn es sehr kalt war und er den ganzen Tag dort saß, brachten wir ihm Tee – oder bei Hitze etwas Wasser oder etwas zu Essen. Das Geld hätte er eh nicht behalten können.

  3. Liebe Steffi, das ist eine gute Idee! Aber im Moment schaffe ich das nicht. Ich bin noch mit der schwierigen Auswertung meiner letzten Blogparade beschäftigt, dazu stehen noch zwei Teilnahmen an anderen Blogparaden an. Das wird mir einfach zu viel. Vielleicht später mal. Außerdem ist dieser Artikel schon rund 2 Jahre alt.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  4. Hallo Ulrike,
    das Thema eignet sicht doch hervorragend für eine Blogparade! Magst du dazu nicht eine veranstalten?
    Liebe Grüße
    Steffi

  5. Oh, echt, die hab ich gar nicht bekommen! An welche Adresse hast du die denn geschickt, die Gmail-Adresse von meinem Blog? Der Vorfall ist jetzt ein paar Wochen her und seitdem sind sie nicht mehr aufgetaucht, werde jetzt aber aufpassen.

  6. Geld direkt geben hilft niemand. Schön, wenn ich dich zum Nachdenken gebracht habe. Danke für deinen Kommentar! Lg Ulrike

  7. Ich glaube, in jeder halbwegs großen Stadt geht es inzwischen ähnlich und ich bin auch oft am Zweifeln, ob ich wirklich helfen würde, wenn ich etwas gebe. Einiger Stoff zum Nachdenken und vielleicht nehme ich nächstes Mal doch die Obdachlosenzeitung – was ich bisher nicht getan habe, da ich relativ selten Zeitungen lese. Zur Not kann ich sie ja anschließend in den Bücherschrank legen.

  8. Ohje, das habe ich noch nicht gehört. Das hört sich wirklich nach organisiert an. Das arme Kind! Das macht das doch nicht freiwillig! Vielleicht sollte man mal die örtliche Polizei-Station fragen, was man machen kann.
    Je mehr ich darüber nachdenke, desto härtere Worte fallen mir dazu ein. Geld würde ich in gar keinem Fall geben. Vielleicht mal ein Butterbrot oder ein paar Kekse. Aber letzlich gilt die Sorge doch dem Kind, das da offensichtlich ausgebeutet wird. Ich denke, dass das Kind in der Obhut des Jugendamtes besser aufgehoben ist. Dem „Vater“ muss man das Kind wegnehmen. Finde ich. Ne, sowas geht gar nicht! Ich platze gleich vor Wut!

  9. Was bei uns gerade sehr zunimmt, ist das Betteln an der Haustür. Da kommt ein Mann mit einem Kleinen Kind an der Hand und einem Schild „Bitte Geld für Essen“ oder so ähnlich. Eigentlich möchte ich da nichts geben, denn ich vermute dahinter auch was Organisiertes. Deshalb mache ich nicht auf, wenn ich weiß, wer klingelt. Das klappt aber eben nicht immer und dann schaffe ich es auch nicht, den Leuten die Tür vor der Nase zuzuknallen. Unsere Nachbarin hat sich letztens geweigert mit der Begründung, sie habe schon was gegegben (es ist nämlich meistens derselbe Mann). Das Kind warf sich zu Boden über die Haustürschwelle, sodass sie die Tür nicht zumachen konnte. Das ging eine ganze Weile so, bis sie die Leute loswurde. Was macht man in solchen Fällen? Das ist ja schon Nötigung…

  10. Ja, das ist sehr gut! Seit ich im Stadtzentrum arbeite, komme ich an den Bettlern kaum vorbei. Doch mit einigen habe ich schon eine ganz nette Beziehung aufgebaut. Die wissen, dass ich nichts gebe, sind aber trotzdem nett.

  11. Ich gebe Bettlern grundsätzlich kein Geld. Auch hier in München gibt es etliche organisierte Bettlerbanden. Vor etlichen Jahren hat mich ein Bettler einmal auf das Übelste beschimpft, weil ich ihm statt Geld das üppige Brotzeitpaket geben wollte, das ich nach Feierabend von meinem damaligen Küchenchef mitbekommen hatte. – Aber ich kaufe seit Langem schon regelmäßig die Obdachlosenzeitung „Biss“, und gebe dabei immer mindestens das doppelte vom Preis. Damit, denke ich, helfe ich einem Menschen, der sein Zuhause, ja, vielleicht sogar seinen ganzen Lebenshintergrund verloren hat, doch auch…

  12. Ich gebe prinzipiell kein Geld. Allerdings kann man die Streu vom Weizen zumindest in deutschen Großstädten recht schnell trennen. Manch einer – eben die, die es wirklich nötig haben – freut sich über das belegte Brötchen aus der Bäckerei, den heißen Kaffee im kalten Winter oder, so habe ich es einmal in Berlin gemacht, über den dicken Armee-Schlafsack, der bei mir ungenutzt auf dem Dachboden lag.

    In Großstädten gibt es zwischenzeitlich auch eine Aktion, die ich sehr gut finde: Wenn man sich in einem Coffeeshop einen Kaffee kauft, kann man einen zweiten dazu kaufen, der noch nicht ausgeschenkt wird. Stattdessen gibt es dafür einen Button, den man an eine Pinnwand hängt. Jemand, der gerne einen Kaffee trinken würde, es sich aber nicht leisten kann, kann anschließend an die Wand gehen und sich einen der Button nehmen. Damit bekommt er dann den Kaffee ausgeschenkt. Das Ganze funktioniert nach dem Prinzip des Vertrauens, es wird also kein Nachweis für die Bedürftigkeit gefordert. Die Aktion des „aufgeschobenen Kaffees“ finde ich großartig, denn so weiß ich, dass jemand vielleicht für einige Minuten ins Warme kommt und etwas bekommt, was er sich sonst nicht leisten könnte, ohne dass die Gefahr besteht, dass meine Investition dazu führt, dass die Person sturzbetrunken oder auf Drogen durch die Straßen der Stadt torkelt.

  13. Ja, stimmt, das ist eine gute Idee! Ich weiß gar nicht, ob es das in Hamburg auch gibt. Muss ich mal nachforschen
    Danke für den Hinweis!
    LG
    Ulrike

  14. Danke für Deine Worte! Und wenn die Babies den bettelnden Müttern vom Jugendamt weggenommen werden, ist das Geschrei groß. Aber hier in Hamburg haben die Bettler nun eine neue Masche: Hunde, vor allem junge.Letztendlich kann ich dazu nur sagen: NEIN, diesen Menschen gebe ich nichts.

  15. Ja, es ist schwierig. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Doch weggucken ist eben nicht die Lösung. Wenn du jemandem etwas zu essen anbietest, ist das ein guter Weg. Wenn er das Angebot ablehnt, dann merkst du schnell, woran Du bist.
    LG
    Ulrike

  16. Im Fernsehen gab es bereits mehrere Berichte über die „Bettler-Kriminalität.“ Vor allem aus dem Osten kamen die Banden und kommen sie wohl immer noch. Wer aufmerksam hinschaut wird den Aufpasser des Bettlers sehen. Vor allem, wenn sie zu mehreren in Fußgängerzonen sind. Was ich so schrecklich finde ist der Einsatz von Kindern und Frauen. Selbst vor Babies wird nicht haltgemacht, um an die Betteleuros zu gelangen.

  17. Schwierig… ich gebe nicht allen etwas. Leider werden auch hier die Banden immer mehr. Früher hab ich mehr gegeben.
    Ich hab schon so elende, arme Gestalten gesehen, da ist es egal ob es irgendwo Stellen gibt wo sie hin könnten.. wenn man denen NICHT hilft und es könnte ist das ganz mies. Auch ich weiß oft nicht wie verhalte ich mich richtig.. aber ich versuchs…
    Ich werde mir aber angewöhnen, wenn jemand bettelt ihm etwas zu essen anzubieten oder vielleicht einen Kaffee (beides kann man in der Stadt ja schnell kaufen) . HIER auf dem platten Land wo ich lebe gibt es das eigentlich nicht.
    Nur einmal schellte ein armer Mann, der nach Essen fragte, er was mit dem Rad unterwegs, ihm gaben wir gerne.
    LG, Petra
    LG, Petra

  18. Ein unglaublich spannendes Thema hast Du da gewählt.
    In Indien haben uns selbst die Inder ermahnt, bettelnden Kindern nichts zu geben. Denn sonst bringen diese am Ende des Tages mehr Geld nach Hause als ein Bauarbeiter o.ä. und damit würde das System Kinder zum Betteln zu schicken nur unterstützt.
    Spenden an seriöse Hilfsorganisationen sind da eine gute Sache. Teilweise auch vor einer Reise, genau für die betroffene Gegend; für die Menschen dort, aber auch für einen selbst.

  19. Danke! Die Menschen wahr zu nehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen, ist sehr wichtig. Aber wegschauen ist einfach menschlich. Ich mache das auch manchmal. Wenn ich ein wenig dazu beigetragen habe, dass man öfter hinschaut und den Menschen mit Respekt begegnet, dann ist mir das eine Freude.
    Schöne Ostern!
    Ulrike

  20. Es ist schwierig und man muss sich manchmal auch damit abfinden, dass man nicht allen helfen kann. Aber es ist wichtig, dass man die Menschen mit ihren Problem wahr nimmt.
    Ich wünsche Dir schöne Ostern
    Ulrike

  21. Ein starker Artikel, vielen Dank! Die meisten schauen einfach weg, wenn sie Bettler sehen – das tue ich übrigens auch. Gerade aus dem Grund, dass man den Bettlern nicht traut.

    Ich möchte dir aber meinen großen Respekt aussprechen, dass du dich um diese Leute kümmerst.

  22. Ein Freund von mir schmiert Butterbrote und macht Kaffe und setzt sich zu ihnen, redet und hört zu. Ich versuche ihnen, wenn ich keine Geld habe, wenigstens ein Lächeln szu schenken, aber ehrlich gesagt, manchmal schaue ich auch im S-Zug weg und das tut mir weh. Weil es fast alle machen und ich es als unmenschlich empfinde in einem reichem Land wie Dänemark. Wir haben neben Alkoholikern usw. auch viele illegale Einwandrer, die im Park übernachten. Und dort ist es in den langen Wintertagen sehr kalt und nass. Eine Lösung habe ich nicht, aber ich versuche mir immer noch ein Stück Menschlichkeit zu erhalten und den Menschen hinter den Gestalten zu sehen, einen Menschen, der Recht auf Achtung und Würde hat. Trotz allem.

  23. Oh, ist ja peinlich, dass ich das noch nicht wusste… Ich bin als Provinzsaarländerin nicht so oft in Großstädten unterwegs 😉 Aber gut, dass du die Diskussion angestoßen hast, ich habe gerade recherchiert und es gibt tatsächlich seit November auch eine solche Zeitung in Saarbrücken! 🙂 Nennt sich „Guddzje“ (zu hochdeutsch: Bonbon). Werde mal das nächste Mal, wenn ich in Saarbrücken bin, danach Ausschau halten 🙂

  24. Ich gebe dir recht. Ich glaube auch, dass direkt Geld zu geben nicht das Sinnvollste ist, das man machen kann. Dann lieber an Vereine spenden, die sich kümmern. In Großbritannien gibt es zum Beispiel ein Selbsthilfeprojekt namens „The Big Issue“. Das ist eine Zeitschrift, die von Obdachlosen verkauft wird. Ich bin mir nicht sicher, ob es so etwas mittlerweile auch in Deutschland gibt. Deinen Einsatz für die Bahnhofsmission finde ich toll, ich glaube, dass das eine Organisation ist, über die viele (mich eingeschlossen) gar nicht viel wissen.

  25. Ich kann deine Meinung nachvollziehen und sehr gut verstehen, auch wenn ich sie nicht 100%-ig teile. Deine Argumente sind logisch und es ist sicherlich sinnvoller, Organisationen zu unterstützen.

    Hauptsache, man sieht nicht weg.

    Ich wünsche dir auch frohe Ostern und sonnige Grüsse,
    Simon

  26. Hallo Ulrike
    Vielen Dank für deine offenen und ehrlichen Worte.
    In mancher Hinsicht bin ich komplett anderer Meinung, aber ich kann deine Ansicht nachvollziehen.

    Sicherlich ist es sinnvoll(er) Zeit zu spenden oder in Organisationen zu stecken, als Bettlern.

    Meiner Meinung nach gilt es allerdings doch sehr zu unterscheiden, zwischen Bettlern in Ländern mit Sozialem Fangnetz und Calcutta oder Peking. In vielen Ländern bleibt Bettlern nicht viel anderes übrig, als zu betteln und das sehe ich uns Touristen AUCH in der Pflicht, hin und wieder etwas Münz abzugeben.

    Da kann ich die Einstellung: „so lange ich nicht weiß, was mit dem Geld passiert, gebe ich nichts“ absolut nicht nachvollziehen. Lieber einmal verschwindet das Geld in irgendwelchen Banden und dafür 10x nicht, als dass niemand etwas von mir bekommt.

    Also ich rufe eher dazu auf: Lasst doch von Zeit zu Zeit auch mal etwas Münz bei Bettlern liegen.

    Liebe Grüsse, Simon

  27. Ja, das stimmt, viele wissen nicht, was die Bahnhofsmission so treibt und vielleicht werde ich mal genaueres darüber schreiben. Solche Obdachlosenzeitungen gibt es in Deutschland in jeder großen Stadt. In Hamburg heißt sie Hinz und Kunz, in Hannover Asphalt usw.
    Danke für Deinen Kommentar und ein schönes Osterfest!
    Ulrike

  28. Danke. Nachdenkenswert ist das allemal! Doch es gibt auch Organisationen, die sich um die Armen in diesen Ländern kümmern. Da finde ich es sinnvoller, dorthin Geld zu spenden.
    Nach meinen Erfahrungen sind die Verhältnisse anders: Von 10mal Geld spenden landet das Geld in 9 Fällen bei irgendwelchen Kriminellen und höchstens 1mal bei dem Bedürftigen selbst.
    Schöne Ostertage wünsche ich dir und deiner Familie
    Ulrike

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!