Hongkong 1987 – Erste Schritte

Zuletzt aktualisiert vor 11 Monaten

Hongkong 1987: Meine erste China-Reise führte mich zunächst nach Hongkong. Eine fremde, aufregende und exotische Welt begrüßte mich. Was kann ich so früh in Hongkong unternehmen, war meine erste Frage, als ich am Tag nach meiner Ankunft fürchterlich früh aufwachte. Es war ein Tag voller Auf und Abs. Ich wollte Besichtigungen, mich hineinstürzen in diese aufregende Stadt. Aber auch die Organisation meiner Weiterreise nach China stand ganz oben auf meinem Programm. Leicht amüsiert lese ich, dass ich mich damals einfach nicht in eines der lokalen Restaurants getraut habe.  Lest hier mehr von meinem ersten spannenden Tag in Hongkong: Die Fotos stammen von meinem Trip nach Hongkong und Hainan 2009

Aus meinem Reisetagebuch: Hongkong 1987

19.10.87 Mein erster Tag in Hongkong

Was kann ich so früh in Hongkong unternehmen? In einem meiner Reiseführer habe ich gelesen, dass der Blick vom Victoria-Peak gerade am frühen Morgen besonders schön sein soll.

Star Ferry

Also fahre ich wieder mit der Star-Ferry nach Hongkong-Island. Die Prozedur kenne ich jetzt schon. Es gibt zwei Klassen, für die es auch zwei verschiedene Eingänge gibt. Man bezahlt beim Durchgang zur Gangway. Der Unterschied im Preis ist nicht hoch. Die Erste Klasse ist das Oberdeck. Deshalb ist es wegen der Aussicht die paar Cents mehr wert, erster Klasse zu fahren.

Star Ferry 2009
Star Ferry 2009

Central District

Auf Hongkong-Island gehe ich zu Fuß weiter und verliere mich im Gewirr der Hochhäuser. Es gibt Über- und Unterführungen. In den Hochhäusern befinden sich funkelnde Ladenpassagen mit weiten Plätzen, Springbrunnen und Cafés. Unvermittelt stehe ich am Statue Square, wo am frühen Morgen die Chinesen ihre Taiji-Übungen machen. In kleinen Gruppen absolvieren sie ihre Bewegungen im Zeitlupentempo. Auch in den abgelegensten Ecken des Parks sind sie beim Schattenboxen. Ein Mann steht auf einem flachen Stein und singt volltönend Opernarien.

Mit der Peak Tram auf den Victoria Peak

Schließlich finde ich die Peak Tram, eine Zahnradbahn, die mich im gemächlichen Tempo auf Hongkong-Islands höchsten Berg (554m) bringt. Oben angekommen liegen die Strassen und Geschäfte einsam und verschlossen vor mir. Es ist noch zu früh für die meisten Touristen. Ich schaue mich um und entdecke gleich in der Nähe einen Landschaftspark mit Wanderwegen.

Ein Waldspaziergang ist jetzt genau das Richtige! Unter den Bäumen ist es angenehm kühl. Ich habe den Wald für mich alleine. Nur einige bunte Schmetterlinge umflattern mich. Sie sind zauberhaft: blau, gelb oder schwarz mit großen weißen Flecken. An manchen Stellen habe ich einen herrlichen Ausblick auf das chinesische Meer weit unter mir. Hongkong mit seinen Hochhäusern, seinem Verkehr und seinem Lärm scheint unendlich weit weg zu sein.

Blick vom Victoria Peak 2009
Blick vom Victoria Peak 2009

Gegen 09:00 Uhr kehre ich zur Tram-Station zurück. Das Café dort ist jetzt geöffnet. Bei einem spektakulären Ausblick auf die Skyline von Hongkong und Kowloon genieße ich ein umfangreiches Frühstück mit Spiegeleiern, Cornflakes und Saft. Als ich danach gut gelaunt mit der Tram wieder hinunterfahre, kommen mir ganze Scharen von Touristen entgegen. Die Ruhe und Stille, die ich eben noch so genossen habe, sind dahin.

Erste Herausforderung:

Das Flugticket von Hongkong nach Xi’an 

Jetzt nehme ich entschlossen den nächsten Abschnitt meiner Reise in Angriff. Ich plane, in zwei Tagen mit dem Flugzeug nach Xian in Zentralchina zu fliegen. Also suche ich das Büro der CAAC, der chinesischen Fluglinie. Da es in Deutschland fast unmöglich ist, eine Bestätigung für einen innerchinesischen Flug zu bekommen, habe ich noch nichts reserviert. Gut, es mag ja etwas naiv gewesen sein, zu denken, dass das Ticket kaufen hier genauso einfach ist wie Zuhause, aber auf das unfreundliche „Flüge nach Xi’an gibt es nur von Kanton aus, frühestens in einer Woche! Nein, ich schaue nicht nach, ob früher noch ein Platz frei ist!“, das ich bei CAAC (heute Air China) höre, war ich nicht gefasst.

Etwas beunruhigt und deprimiert mache ich mich auf die Suche nach dem CTS, dem China Travel Service. Ich überlege schon, was ich mache, wenn ich keinen Flug bekomme. Dann könnte ich immer noch mit dem Zug nach Kanton fahren. Aber ich müsste meine ganze Reiseplanung umstellen. Es wäre doch schön, wenn ich nach Xi’an fliegen könnte!

Ich finde den CTS nach ein paar hundert Metern in einem Hochhaus. Der Laden ist voller Chinesen. Ein freundliches Mädchen erklärt mir, dass es mehrmals in der Woche einen Charterflug von Hongkong nach Xi’an gibt – mit CAAC! Der nächste Flug geht Donnerstag. Das ist ein Tag später als geplant. Egal, ich will ein Ticket für diesen Flug. Das Mädchen bemüht sich eine Viertelstunde lang geduldig, per Telefon den Platz zu reservieren. Endlich! Ich verstehe natürlich nichts von dem schnellen Chinesisch. Das Resultat ist, dass CTS über ein Kontingent von 20 Plätzen auf jeder Maschine verfügt.

Jetzt geht alles ganz schnell: Ich werde auf einer Liste eingetragen, das Ticket wird ausgestellt, ich bezahle und stehe innerhalb kürzester Zeit mit meinem Ticket glücklich und zufrieden auf der Strasse.

Ladder- und Cat-Street

Ein Tag mehr in Hongkong! Da wird mir sicher noch genug anzuschauen einfallen. Hauptsache, ich kann mein Zimmer für eine Nacht länger behalten. Jetzt werde ich mir die Sehenswürdigkeiten auf Hongkong Island ansehen. Nicht weit sind Ladder- und Cat-Street, bekannte Trödel- und Antiquitätenmärkte.

Aberdeen 2009
Aberdeen 2009

Ich gehe langsam durch die malerischen engen Gassen, wo Ramsch, Trödel, Souvenirs aber auch echte Antiquitäten verkauft werden. Dazwischen finden sich kleine chinesische Restaurants. Die Speisekarten sind nur in Chinesisch, kaum jemand spricht hier Englisch – Hongkong 1987! Ich traue mich noch nicht so recht, in einem dieser Restaurants zu essen. Am Ende muss ich dort Essstäbchen benutzen!

Man Mo Tempel

Im Gewirr der Strassen stehe ich plötzlich vor dem Man Mo Tempel. Unter dem Eingangstor hocken einige Bettler. Neugierig betrete ich den ersten chinesischen Tempel meines Lebens. Er ist relativ klein und dunkel. Von der Decke hängen riesige Räucherspiralen, die sich langsam im Wind drehen und ihren süßen Duft verbreiten. Vor einer Buddhastatue in der Mitte stehen weitere Räucherstäbchen und etwas Obst als Opfergaben. In den düsteren Ecken sehe ich verstaubte Vitrinen mit alten Sänften. Ich bin fast alleine hier. Manchmal betreten Touristen die Halle. Und auch der eine oder andere Gläubige kommt.

Ausflug nach Aberdeen

Ziellos wandere ich weiter. Ich weiß nicht genau, was ich jetzt machen will. Meine Füße schmerzen. Ich bin müde und hungrig. Da sehe ich eine Bushaltestelle. „Aberdeen“ steht auf dem Schild. Das ist ein Ort auf der anderen Seite von Hongkong Island. „Warum nicht eine Inselrundfahrt machen“, denke ich mir, und steige in den nächsten Minibus, der anhält.

Hongkong 1987: Das Jumbo Restaurant
Jumbo Floating Restaurant 2009

Aberdeen entpuppt sich als absolut hässliche Hochhaussiedlung! Scheußlich! Doch mitten unter den Hochhäusern befindet sich einer der vielen Taifun-Schutzhäfen, die es in Hongkong überall gibt. Da finde ich das Hongkong, das man sich aufgrund alter Filme vorstellt: Dschunken und alte Frachter aus Holz liegen im Windschutz.

Ich gehe am Ufer entlang und werde prompt angesprochen. Ob ich nicht eine Hafenrundfahrt machen möchte? Na klar! Ich miete mir für wenig Geld einen Sampan, ein kleines Boot, das von einer Frau gerudert wird. Vorbei geht es an Dschunken, Hochhäusern und kleinen Werften. Hier werden noch Dschunken nach alten Vorbildern gebaut. Nur dass die Boote heute nicht mehr mit Segeln gefahren werden, sondern von knatternden Dieselmotoren angetrieben werden. In Ermangelung anderer Möglichkeiten leben ganze Familien ständig auf den Dschunken im Taifunschutzhafen.

Manche Boote sehen so aus, als ob sie sofort sinken würden, wenn man sie zum Fahren nutzen würde. So liegen sie vor Stürmen geschützt fest mit anderen Dschunken verbunden und werden als Hausboote genutzt. Wäsche flattert im Wind, Kinder werden unter großem Geschrei gebadet, Frauen bereiten auf einfachen Herden das Abendessen zu. Dazu gehört auch, dass das Gemüse im dunklen Wasser des Hafens gewaschen wird. In einer Bucht etwas abseits liegen die berühmten schwimmenden Restaurants. Wie der in bunten Glühlampen leuchtende Name des einen schon sagt: sie sind wahre „Jumbos“! (mehr)

Die Doppeldeckerstraßenbahn

Auf dem nahegelegenen Fischmarkt hole ich mir nasse Füsse, bevor ich mit dem nächsten Bus nach Hongkong zurückfahre. Im Ortsteil Wanchai steige ich in die einzige Doppeldeckerstraßenbahn der Welt. Eine Reklametafel verkündet, dass man die Wagen sogar für private Parties mieten kann. In der Straßenbahn drängen sich die Menschen, man steigt hinten ein und zahlt, wenn man vorne wieder aussteigt. Das ist für mich anscheinend zu kompliziert. Ich verpasse meine Station. Macht nichts! Dann gehe ich eben noch ein Stückchen zu Fuß.

Im Hotel angekommen bin ich müde und erschöpft. Aus Bequemlichkeit esse ich im Hotel. Dann falle ich vollkommen k.o. aufs Bett und liege doch noch stundenlang wach. Die Zeitumstellung!

Discover Hongkong, die offizielle Seite mit aktuellen Informationen und tollen Vorschlägen für eine Erkundung der Stadt auf eigene Faust.

< Warum China? Hongkong 1987 Reisebericht Teil 2 >
Ulrike
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8 Gedanken zu „Hongkong 1987 – Erste Schritte“

  1. Das ist faszinierend! Warst Du auch China? Hongkong hat mir gut gefallen und ich war noch ein paarmal Hongkong, immer als Ausgangpunkt für eine Reise nach China. LG Ulrike

  2. Auch ich bin im Februar 1987 zum ersten Mal nach HKG gekommen. Am Sonntag wanderte ich durch die „Mid Levels“ auf HKG Island. Überall prachtvolle Villen. Plötzlich eine lange Warteschlange. Ich erkundigte mich: An diesem Tag konnte die Residenz des britischen Gouverneurs besichtigt werden. Die Einrichtung war komplett englisch, man konnte vergessen, dass man in Asien ist. Meine Unterkunft war das HONG KONG HOTEL in der Canton Road, Kowloon, also mitten drin im Touristenviertel, aber eben auch an der Star-Ferry Anlegestelle. Seither war ich wohl schon über 50 mal geschäftlich in HKG, es ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Aber mein alter Schulfreund aus Hamburg lebt mit seiner Familie schon 40 Jahre in HKG und will auch niemals wieder zurück.

  3. Meine HK Bilder von damals sind Papierfotos. Wenn ich mir die Bilder heute noch mal anschaue, denke ich oft, was hast du dir nur bei diesem Foto gedacht.:) Zum Glück habe ich ja dann nächste Jahr noch mal die Gelegenheit zu fotografieren und (hoffentlich) bessere Fotos zu machen. 🙂

  4. Hallo Peggy,
    Tai Pan habe ich nie gesehen. Hongkong war einfach das Ziel mit den günstigsten Flugpreisen damals.
    Meine Fotos von damals müsste ich einscannen. Das hab ich mir erspart (die Qualität von eingescannten Dias ist nicht so toll), weil ich ja die Fotos von 2009 habe.
    Da bin ich schon gespannt, was du nächstes Jahr über Hongkong berichtest!
    LG
    Ulrike

  5. Hallo Ulrike,

    als ich den Kommentar von Freiedenkerin gelesen habe, musste ich schmunzeln. Auch bei mir war „Tai Pan“ der Auslöser, dass ich unbedingt nach Honkong wollte. 1996 hat es dann endlich geklappt. Damals war in Hongkong eine ganz besondere Stimmung da 1997 ja die Übergabe an China erfolgte. Deine Bilder finde ich klasse und sie zeigen wie HK sich in 10 Jahren verändert hat. 1997 sah es in HK schon völlig anderes aus. Meine Bilder von damals geben aber leider nicht so viel her.:( Nächstes Jahr fliege ich wieder nach HK. Bin schon super gespannt wie sich die Stadt weiter verändert hat.

    Liebe Grüße
    Peggy

  6. Moin, Tobias!
    Ich hab mich schon damals gewundert, wie chinesisch Hongkong ist. Wenig Leute haben damals Englisch gesprochen. Da hat sich wohl kaum etwas geändert.
    Vom Gefühl her kann ichnur sagen, dass ich Hongkong nie besonders britisch emfpunden habe. Aber das Britische kannst Du heute immer noch sehen: Die Doppeldecker-Straßenbahn, das ehrwürdige Penninsula Hotel und seine Teatime, die Business-Men im Anzug…
    Man muss es selbst erlebt haben!
    Alles Gute für 2016
    Ulrike

  7. Klasse! Hongkong ist ja richtig weit oben auf meiner „Reiseliste“ – bin da für jeden tollen Text dankbar. 🙂
    Was denkst du, wie fühlt sich denn die Stadt im Vergleich zu damals (noch britisch) heute an? Kann man da überhaupt eine Antwort drauf geben?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!