Weiter geht’s: Asien in Paris

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Asien in Paris – Samstag Nachmittag 20.02.16

Da liege ich. Je suis malade! Ach fühl ich mich elend! Und das in Paris, einer der tollsten Städte der Welt. Mir ist schlecht, ich bin erschöpft. Das kann doch nicht alles gewesen sein! Von 2,5 Tagen Paris bin ich jetzt mindestens einen halben Tag krank! Nein, das kann es nicht sein! Ich nehme noch eine Imodium. Ich schlafe und döse eine Weile. Aber so richtig entspannen kann ich nicht. Ich fühle mich krank, ja! Aber ich fühle mich unruhig, mag nicht wirklich in den Krankheitsmodus versinken. Da steht doch noch ein Museum auf meinem Plan! Ostasiatische Kunst vom Feinsten. Und ich liege faul auf dem Bett! Oder ob ich doch ins Naturhistorische Museum gehe? Saurier gucken?

Irgendwann steht nicht mehr der Wunsch nach ausruhen, schlafen und entspannen im Vordergrund meiner wirren Überlegungen sondern nur noch die Frage: Musee Cernuschi oder Naturhistorisches Museum? Irgendwann die Überlegung: Mit der Metro oder zu Fuß? Ich entscheide mich schließlich für das Musee Cernuschi und die Metro. Das Bett ist keine Alternative mehr.

Asien in Paris

Mit noch etwas wackligen Beinen mache ich mich auf den Weg, stürze mich mal wieder in das Abenteuer Metro-Station Charles de Gaulles-Etoile, finde meine Metro und fahre bis zum Parc Monceau.

Parc Monceau
Parc Monceau

Der Nachmittag ist trüb, ein wenig Nieselregen. Doch der Parc Monceau ist wie ein bunter Fleck im grauen Paris: Erste blühende Bäumchen, ein farbenfrohes Karussell, Brücken, Hügel, Wege, Wasser. Ich kann mir sofort vorstellen, dass der Park Chinesen gefallen würde.Einmal quer durch und schon stehe ich vor dem Musee Cernuschi. Eine alte Villa, der Eintritt ist frei. Da hätte ich also meinen Museumspass gar nicht gebraucht!

Musee Cernuschi

Schon vor dem Eingang empfangen mich zwei asiatische Löwen mit Grünspan und Gold. Ein freundlicher Herr an der Tür. Ach, wieder so hohe Treppen! Ich bin halt doch noch etwas wackelig.

Dann stehe ich im ersten Ausstellungsraum. Alte Gefäße, Skulpturen, auch welche von der Chu-Zeit (4. – 3. Jh. V. Chr.) Seltsame Figuren, in die Hirschgeweihe eingebaut sind. Irgendwie seltsam. Mir sind die noch nie in China begegnet, das Reich Chu sagt mir nichts. Aber im Musee Guimet hatten sie auch solch seltsame Plastiken.

Musee Cernuschi
Musee Cernuschi

Ein Raum wird dominiert von einem wunderschönen schwarzen Buddha aus Japan. Eine Bank lädt zum Ausruhen und Meditieren ein. Mein Platz! Als ich weiter gehe, halte ich ein wenig inne und verbeuge mich vor dieser beeindruckenden Statue. Buddha scheint mir zuzulächeln.

Asien in Paris Japanischer Buddha
Diese Buddha begeisterte mich sehr. Da es relativ ruhig war, setzte ich mch auf eine Bank gegenüber und meditierte für eine Weile

Auch in diesem Museum wieder meine geliebten Porzellan-Figuren aus der Tang-Dynastie. Ich versinke geradezu, träume von fernen Ländern und bunten Pferdchen. Diese Gesichter! Diese Farben!

Ton-Pferd aus der Tang-Zeit (618 – 907)

Doch dann reiße ich mich wieder los. irgendwie reicht es mir heute: Die ostasiatische Kunst in zwei Museen ist genug. So viel Schönheit kann doch kein Mensch ertragen!

Als ich wieder hinaus auf die Straße trete, atme ich tief die feuchte frische Luft ein! Was für ein Tag! Wie schön doch alles ist! Mit lautem Gezwitscher landet ein Rotkehlchen direkt vor mir auf dem Gartenzaun! Es guckt mich an. Ich gucke zurück. Doch als ich mit langsamen vorsichtigen Bewegungen meine Kamera hervorholen will, macht es noch einmal „Tschirp!“ und ist weg.

Ich fühle mich stark genug, um den Heimweg zu Fuß anzutreten. Das sollen auch nur ungefähr 30 Minuten sein. Ich habe einen kleinen Plan von der Umgebung, aber ich schaue nur selten drauf. Die grobe Richtung reicht mir. Ich habe zwar noch die Hoffnung, dass ich die sog. Chinesische Pagode, ein altes Gebäude unterwegs sehe, aber ich hab keine Ahnung, ob ich die wirklich finde.

Musee Nissim de Camondo

Paris Villa

Aber ich finde: Das Musee Nissim de Camondo. eine Villa vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Camondo war ein reicher Banker, der eine umfangreiche Sammlung an Kunstwerken aus den letzten Jahrhunderten besaß. Um diese repräsentativ zeigen zu können, ließ er die Villa um 1911 bauen. Ich sags gleich: Mein Fall ist das nicht! Da ich aber den Museumspass hatte, brauchte ich keinen Eintritt extra zu zahlen und zog mir die Villa noch kurz vor Toresschluss rein. Meine Güte! Welch eine Pracht! So viel Gold und Schnörkel! Nein, das ist nicht wirklich meins. Interessant finde ich dagegen, dass man einen Blick in die alte Küche werfen kann. Die wirkt so, als ob man gerade ein elegantes Abendessen serviert hätte. Eine Wohltat für die Augen: Die schlichten weißen Badezimmer.

Als ich nach kurzer Zeit die Villa wieder verlasse, fragt mich die Asiatin, die mich reingelassen hatte, besorgt, ob mir das Museum gefallen habe und warum ich denn so schnell wieder raus ginge. Ich lächle freundlich und frage sie, ob sie Chinesisch sprechen würde. Denn da sie offensichtlich kein Englisch kann, will ich ihr meine Eindrücke eventuell auf Chinesisch schildern. Nein, antwortet sie, sie spräche aber Japanisch. Ich entschuldige mich, murmele ein kurzes „Arigato!“ (Danke auf Japanisch) und mache mich auf den Weg.

Asien in Paris Pagoda

Asien in Paris mittendrin

Wenige Hundert Meter weiter stoße ich dann doch noch auf die Chinesische Pagode, ein Eckhaus, ganz im chinesischen Stil gebaut, mit einem Tor, geschwungenen Giebeln und ganz in Rot. Das fällt auf, das kann ich gar nicht übersehen! Ein interessantes Gebäude, das aber nur dann geöffnet ist, wenn es einen entsprechenden Anlass gibt, eine Ausstellung zum Beispiel. Jetzt wirkt es müde und verlassen.

Auch ich fühle mich mittlerweile müde, setze nur noch automatisch einen Fuss vor den anderen. Doch dann sehe ich von weitem den Arc de Triomphe. Jetzt kann es nicht mehr weit bis zu meinem Hotel sein! Vielleicht kann ich ja unterwegs noch was leckeres essen. Doch schon bei dem Gedanken an Essen wird mir wieder schlecht. Vielleicht hilft ja ein frischer kühler Caiprinha, zur Happy Hour gar nicht mal so teuer. Also ruhe ich mich unter einer Wärmelampe vor einem Bistro aus, lasse den Verkehr der Rue Wagram an mir vorbeirauschen und genieße meinen Pariser Abend.

Da ich sowieso keine Lust auf Essen verspüre, kauf ich mir noch ein wenig Brot und Kekse und bin früh wieder auf meinem Zimmer. Dank Wlan und Mediathek kann ich es mir so richtig gemütlich machen, erste Berichte schreiben und den Tag bei einem Bier ausklingen lassen.

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Ulrike

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