Bambus – biegsam und belastbar

Bambus ist eine Pflanze, die mittlerweile auf der ganzen Welt zuhause ist. Sie ist vielseitig verwendbar: Man kann ihre zarten Sprossen essen oder daraus elegante Möbel herstellen. Sogar für tragfähige und schwer belastete Baugerüste wird Bambus eingesetzt!

Legende: Hüte aus Bambus

Die Legende von den Bambushüten
Einst, in der chinesischen Vorzeit, gab es einen Kaiser namens Yao. Damals war es noch nicht üblich, dass der Sohn dem Kaiser auf den Thron folgte. Ein fähiger Mann wurde gesucht, den auch der Rat der Ältesten für gut befand. Die Wahl fiel auf einen Mann namens Shun. Doch um herauszufinden, ob er wirklich geeignet war, unterzog Yao ihn einiger Tests.

Natürlich gab es Mitbewerber um den Thron, die mit großer Heimtücke Shun verfolgten. Eines Tages ließ Gusuo, Shuns verwirrter Vater, Shun das Dach des Getreidespeichers ausbessern. Als Shun durch eine Leiter auf das Dach kletterte, steckte Gusuo unten den Getreidespeicher in Brand, um Shun zu töten. Shun wollte wieder über die Leiter herunterklettern, aber die Leiter war schon verschwunden.

Glücklicherweise hatte Shun zwei Bambushüte zum Sonnenschutz dabei. Er nahm die zwei Bambushüte in die Hände und sprang wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln herunter. Die Bambushüte trieben in der Luft, und Shun landete auf dem Boden ganz leicht ohne jegliche Verletzung.

Fischersfrauen auf der kleinen Insel Sai Kung bei Hongkong puhlen Seeigel für's Mittagessen.
Fischersfrauen auf der kleinen Insel Sai Kung bei Hongkong puhlen Seeigel für’s Mittagessen.

Shun überstand so einiges. Schließlich, als letzten Test, gab der Kaiser Yao ihm zwei seiner Töchter zur Frau. Shun zeigte, dass er in der Lage war, einen Haushalt zu führen. Also wurde Shun der Nachfolger von Yao. Später ertrank Shun bei einem tragischen Unfall. Seine beiden Frauen trauerten sehr. Ihre Tränen wurden zu roten Flecken auf dem Bambus am Fluss. So entstand der „gefleckte Bambus“.

Bambus ist ein Gras

Bambus gehört zur Familie der Süßgräser und ist somit verwandt mit Gerste, Roggen und Weizen.

Bambus gibt es fast überall auf der Welt. Nur in Europa nicht. Letzteres hat sich in den letzten Jahren geändert. Das Gras ist dekorativ und wächst schnell. Deshalb ist es beliebt in Gärten und Parks. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Es vermehrt sich durch Rhizome, die sich unterirdisch verbreiten. Meistens muss man mit speziellen Barrieren verhindern, dass es sich unkontrolliert und massenhaft verbreitet.

Bambus in dichtem Gebüsch.

Zu dem Wort „Bambus“ finde ich dann folgende Auskunft:  Es stammt aus dem Niederländischen. Die Ursprünge liegen im Südindischen. Interessant finde ich, dass das Wort in Deutschland zuerst im 17. Jahrhundert auftaucht. Das spiegelt sicherlich den Einfluss des damals blühenden Handels mit Asien wider. Vorher war die Pflanze in Europa unbekannt.

Daten und Fakten

Wie alt wird Bambus? Manche Arten können über 100 Jahre alt werden. Allerdings bedeutet die Blüte häufig das Ende der Pflanze. Das Blühen kostet viel Kraft und führt zum großen Bambussterben. Das ist vor allem ein Problem für denGroßen Panda, der auf bestimmte Sorten spezialisiert ist.

Wie groß wird Bambus? Die kleinen Arten werden nur 1,50m hoch. In den Banbuswäldern finden sich Arten zwischen 10 und 20 Metern Höhe. Zur Gruppe mit den größten Bambussen zählt die tropische Gattung Gigantochloa: Ihre Arten bilden bis zu 40 Meter hohe Halme!

Wie schnell wächst Bambus? Die meisten Arten sind schon nach wenigen Wochen oder Monaten ausgewachsen.

Was ist zu beachten? Bambus vermehrt sich nicht nur durch seine Blüten, sondern auch unterirdisch mittels seiner Wurzeln, den Rhizomen. Dabei verbreiten sich die Rhizome so schnell und kraftvoll, dass Gärtner häufig eine Wurzelsperre einsetzen, um zu verhindern, dass der ganze Garten überwuchert wird.

Großer Panda. Die Lieblingsspeise der Panda-Bären ist der Bambus. Deshalb werden sie auch Bambusbären genannt.
Der Große Panda wird manchmal auch Bambusbär genannt, weil er sich hauptsächlich davon ernährt.

China

Bambus spielt in der chinesischen Kultur eine große Rolle. Er soll dem Mann ein Vorbild sein: Geradlinig, zäh, zuverlässig, elegant und schlicht, das sind alles Eigenschaften, die man sowohl dem Bambus als auch einem guten Mann zuschreibt.

Seit Jahrtausenden haben chinesische Dichter den Bambus besungen. Im chinesischen Buddhismus kommt dem Gras eine besondere Rolle beim Essen zu. Da ein Buddhist keinem lebendigen Wesen ein Leid antun soll, gehört das Fleischessen zu den Tabus. Auf der Suche nach einer nahrhaften Alternative fand man die Bambussprossen. Der buddhistische Mönch Zan Ning schrieb schon vor Tausend Jahren ein umfangreiches Buch mit zahlreichen Rezepten für Bambussprossen.

Bambus gehört zum Leben der Chinesen dazu. Es ist ein preiswertes, problemlos nachwachsendes Lebensmittel. Aber auch Möbel werden daraus hergestellt. Feine Bambusstreifen waren eine der ersten Grundlagen, auf denen man ganze Bücher geschrieben hat. Und wer hat noch nie von den unglaublich stabilen Gerüsten aus Bambus gehört, die beim Bau selbst von Hochhäusern in Asien verwendet werden?!

Man kann bei dem Stuhl im Vordergrund gut erkenne, wie biegsam Bambus ist und doch fest und stabil
Man kann bei dem Stuhl im Vordergrund gut erkenne, wie biegsam Bambus ist und doch fest und stabil

Die Bambuswälder von Sichuan

Bambuswald.

Doch auch anderswo finde ich ruhige Wege, tolle Wälder, idyllische Seen. Speziell und Typisch habe ich manch einen Bambuswald erlebt. Bambus ist ein Gras, das sehr schnell wächst. Der helle Bambus verbreitet ein Gefühl der Leichtigkeit und Eleganz.Bei Yibin in Sichuan gibt es den ausgedehntesten Bambuswald, den Shunan-Bambuswald. Wer nicht den Umweg dorthin machen möchte, findet einige schöne Bambuswälder direkt in Chengdu. Schon die Panda-Aufzuchtstation bietet viel Natur ganz nah am quirligen Großstadtleben.

Die Steinzeit

Vor allem in Südchina hat man bislang wenig Steinwerkzeuge aus dem Paläolithikum gefunden. Nun könnte man daraus schließen, dass vor Tausenden Jahren wenige Menschen dort lebten. Doch das erschien den Archäologen unwahrscheinlich, denn man fand andere Relikte, die auf eine dichte Bevölkerung schließen ließen. Allerdings gibt es keine Vorkommen von Feuerstein oder ähnlich belastbares Gestein.

Nun ist man auf die Idee gekommen: Was wäre, wenn die Werkzeuge einfach verrottet sind und man deshalb nichts findet?  Welches Material kam da als Alternative in Frage? Schnell war klar, das konnte nur Bambus sein. Bei Experimenten fanden die Forscher heraus, dass man aus dieser Pflanze sehr scharfe Messer und andere Geräte herstellen kann.

Baugerüst aus Bambus in Shanghai - Dezember 2017
Baugerüst aus Bambus in Shanghai – Dezember 2017

Bambus in der chinesischen Medizin

In der chinesischen Medizin finden Extrakte aus Bambus Verwendung als Heilmittel. Unter anderem sollen sie gegen Depressionen, Blutungen, Fieber, Bronchitis und Wirbelsäulenschwächen helfen. Bambus enthält extrem viel Kieselsäure, was gut ist für Haut und Haare.

Diese Sticks aus Bambus sind nicht nur praktisch und sehen hübsch aus, Sie sind auch sehr nachhaltig.
Diese Sticks sind nicht nur praktisch und sehen hübsch aus, Sie sind auch sehr nachhaltig.

Nachhaltigkeit

Heute spielt die Pflanze auch eine große Rolle in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Wurden früher ganze Wälder für die Herstellung von Essstäbchen abgeholzt, so kann man nun auch wunderbar Bambus dafür verwenden. Andererseits benötigt das Gras viel Wasser.

Das Schriftzeichen

Das chinesische Schriftzeichen ist noch sehr bildhaft. Man kann sich die Pflanzen gut vorstellen:

竹    zhú =   Bambus

Die Essstäbchen heißen übrigens 筷子 • kuàizi. Das erste Schriftzeichen hat das Bambusradikal. Der übrige Teil ist lautmalerisch und bedeutet „schnell“. Das finde ich toll, denn es charakterisiert die Stäbchen als schnelles Esswerkzeug aus Bambus.

Mein chinesischer Name

Seit ich 1993 in Peking meinen chinesischen Namen 芭芭拉 (babala) bekommen habe und erfuhr, dass die zwei ersten Schriftzeichen für eine seltene Bambusart stehen, hat Bambus für mich eine besondere Bedeutung. Er ist eine schöne Pflanze, elegant und einfach.

Ich esse auch gerne Bambussprossen und füge sie häufig asiatischen Gerichten zu, wenn ich koche.

Links

Bambus am Ufer des Li-Flusses
Ufer des Li-Flusses
Hangzhou
Ulrike

11 Gedanken zu „Bambus – biegsam und belastbar“

  1. Ja, solche unglaublichen Gerüste habe ich auch gesehen, wirklich beeindruckend.Ich hab schon geguckt, aber anschienend hab eich kein Foto von so einem Gerüst! Tja, und ob ich je eins bekomme, weiss ich nicht, wenn die werden immer wneiger benutzt.
    Danke für den Hinweis
    LG
    Ulrike

  2. Mein verblüffendstes Bambus-Erkenntnis bei meiner ersten Chinareise: auch Häuser. Bauwerke mit 20 Etagen und mehr rüsten die Chinesen mit Bambus ein. Da war damals meine Neugierde geweckt: bis zu dreißig Meter hoch schießt manch so ein „Grashalm“ in den Himmel, durchbricht Felsen und ist doch so elastisch wie Gummi. … Und nun weiß ich auch, wie dein Blog zu seinem Namen kam. Sehr, sehr schön. 🙂

  3. Solltest du’s nicht schaffen, dann versuche ich in jedem Fall, mit der Standl-Inhaberin zu sprechen, und darüber zu posten, oder dir eine auführliche Mail zu schicken.

  4. Auf der Auer Dult wurde im Mai sogar Kleidung verkauft, die aus Bambusfasern hergestellt worden war. Ich hoffe, dass der Stand bei der Jakobi-Dult Ende Juli auch wieder dort sein wird, dann schau ich mir das mal genauer an.
    Liebe Grüße!

  5. Ich liebe Geschichten! Vielen Dank Ulrike für die schöne Legende und die interessanten Informationen über Bambus.
    LG
    Gretlies

  6. ACh, Du Liebe! Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar! Ich will das mit den Geschichten eigentlich noch viel öfter machen. Finde nur meistens die passende nicht. LG Ulrike

  7. Danke für den Hinweis! Das werde ich gleich ändern! Ja, die Recherche zu diesem Rtikel hat einiges Erstaunliches gebracht. Ich wusste auch nicht, dass Bambus ein Gras ist. 🙂

  8. Ich liebe Bambus auch, sowohl zum Ansehen als auch zum Essen in allen Variationen 😀

    Interessant, dass Bambus aus dem Niederländischen kommt, das wusste ich nicht (den Absatz hast du irgendwie doppelt drin…). Ich hatte ja immer gemunkelt, dass es was Lateinisches ist, wegen dem -us, auch wenn das eher schlecht sein kann 😉

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!