Turfan – Oase in der Taklamakan-Wüste

„Oh! Turfan ist ja eine richtige Stadt!“, ruft eine Reiseteilnehmerin enttäuscht, als wir durch die ersten Straßen von Turfan fahren. Anscheinend hatte sie einen etwas veralteten Reiseführer gelesen. Dort wurde Turfan als kleine Oase am Rande der Taklamakan-Wüste geschildert: Palmen, Lehmhäuser, von Kamelen und Eselskarren bevölkerte staubige Straßen…

Turfan 2007
Turfan 2007

Turfan, Stadt in der Wüste

Auch ich kann die Veränderungen sehen, die Turfan seit 1992, als ich zum ersten Mal dort war, erlebt hat. 2007: Die Straßen sind breiter geworden, der Verkehr dichter. Eselskarren sieht man nicht mehr so häufig. Die Kamele scheinen an den Stadtrand verbannt.

Doch es gibt sie noch: die Palmen, die Lehmhäuser und die von Traubenspalieren gesäumten Straßen. Letztere sind jetzt Fussgängerzone. Die Trauben hängen höher, außerhalb der Reichweite von gierigen Fingern. Mir gefällt, was ich sehe, spricht die Veränderung auch von dem zunehmenden Wohlstand.

Traubenspaliere 2007
Traubenspaliere 2007

Und: Turfan ist für chinesische Verhältnisse immer noch ein Dorf: rund 250.000 Menschen leben in dem Ort und seiner unmittelbaren Umgebung. Mehr als 70 Prozent der Einwohner gehören dem Volk der Uiguren an. Deshalb sind auch alle Schilder in drei Sprachen bzw. Schriften: Uigurisch, Chinesisch und Englisch/Pinyin.

Wikipedia
Turpan (in anderen Sprachen auch: Turfan) ist eine bezirksfreie Stadt im Zentrum des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang der Volksrepublik China. Ihr Verwaltungsgebiet hat eine Fläche von 69.324 km² und ca. 570.000 Einwohner (2004).
Chinesisch: 吐鲁番市 Tǔlǔfān Shì

Es gibt viel zu sehen in und um Turfan.

Der Basar

Der Markt oder Basar ist ein lebhafter bunter Ort, der genauso auch woanders in Zentralasien sein könnte. Nur wenige Händler sprechen Chinesisch. Es herrscht ein buntes fröhliches Chaos. Leckere süße Melonen aus Hami, dunkelgrüne Wassermelonen, Rosinen aus der Umgebung und getrocknete Aprikosen aus Pakistan. Runde Brotkringel, die an Bagels erinnern, Fladenbrot, Nudelsuppen, aromatische Tomaten, kleine leckere Gurken und dazwischen Esel, Händler, buntgewandete Frauen, lachende Kinder. Ich liebe diese Basare im Orient! Ein paar dieser Tomaten, frisches Fladenbrot aus dem alten Lehmofen – mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein!

Basar
Basar in Turfan
Karez
Karez

Geographie und Bewässerung

Turfan ist schon seit Tausenden von Jahren ein wichtiger zentraler Handelsposten auf der Seidenstraße. Die einzige grüne Oase weit und breit. Und der dritttiefste Ort der Welt ist nicht weit von hier: Der Aydinkol-See bei Turfan liegt ungefähr 155m unter dem Meeresspiegel. Er wird von den Gletschern des Tianshan gespeist und trocknet im Sommer komplett aus.

Auch Turfan bezieht sein Wasser über unterirdische Kanäle, den Karez, von den Schneebergen im Norden. Über viele Kilometer wird das Wasser durch menschengemachte Tunnel bis nach Turfan geführt – auch heute noch.

An einer Stelle gibt es ein Museum, in dem man auch in einen solchen Karez hinuntersteigen kann. Eiskalt ist es da, eine Erfrischung nach der Hitze oben. Doch schnell wird es mir zu kalt, als wir das Karez besichtigen, und auch ein wenig zu eng in der Röhre, in der das Gletscherwasser munter plätschert. In Persien und anderswo gibt es übrigens ähnliche Kanalsysteme.

Ja, die Luft ist heiß und trocken in Turfan. Aber nur im Sommer. Im Winter ist die Taklamakan-Wüste fürchterlich kalt, aber immer noch trocken.

Die Wüste lebt!
Die Wüste lebt!

Wir wohnen in einem schönen Hotel, dem Hotel Oasis an der Weintraubenstraße. Viele Mitreisenden nutzen den freien Nachmittag hier, um sich in ihren Zimmern ein wenig auszuruhen. Die letzten Tage mit vielen langen Busfahrten von Almaty über Urumqi nach Turfan waren anstrengend.

Das Turfan Museum

Doch mich hält es nicht im Hotel. Ich kann unseren Reiseleiter zu einem Besuch in dem Museum von Turfan überreden. Es gibt auch zwei Leute aus der Gruppe, die mitkommen. In dem Museum sind Funde aus der langen Geschichte der Seidenstraße ausgestellt, Artefakte aus den Buddhistischen Höhlen von Bezeklik, großartig erhaltene Holz- und Bast-Artefakte.

Das trockene Klima sorgt für die Erhaltung von organischem Material, auch von Körpern. Man hat sogar Brote und Jiaozi (Teigtaschen) aus der Tang-Zeit (618-907) gut konserviert gefunden! In dem alten Astana-Begräbnisort unweit von Turfan hat man Hunderte Gräber ausgegraben, an denen sich schon die frühen Entdecker wie Aurel Stein und Albert von le Coq gerne bedient haben.

Reiche Beigaben zeugen vom Wohlstand der Händler. Beeindruckend sind die gut erhaltenen Körper der Verstorbenen. Die Mumien von Astana haben teilweise blonde Haare und die meisten sehen wenig chinesisch aus. Sie lassen darauf schließen, dass die Menschen aus Zentralasien stammten.

Das Turfan Hotel und John’s Cafe

Erinnerungen an Backpackerzeiten

In Erinnerung an die Zeit in Turfan 1992 trinke ich 2007 ein Bier in John's Cafe
In Erinnerung an die Zeit in Turfan 1992 trinke ich 2007 ein Bier in John’s Cafe

Eine weitere kleine private Exkursion lasse ich mir am späten Nachmittag nicht nehmen. Ich will mal schauen, ob es das Hotel noch gibt, wo ich 1992 gewohnt habe. Der Weg dorthin ist die Straße mit den Traubenspalieren. Bei der Tageshitze ist der Schatten sehr willkommen. Ich gehe die Straße entlang, erkenne eigentlich nichts wieder. Doch das Hotel, das Turfan-Hotel, gibt es immer noch. Auch das hat sich verändert, wirkt irgendwie ordentlicher, größer, schöner.

Mein persönliches Highlight ist John’s Cafe, das sich auf dem Gelände befindet. Eine richtige Backpacker-Kneipe, im Freien, unter Traubenspalieren. Hier kann man alles: Internet nutzen, Fahrrad mieten, Ausflüge buchen und vor allem: Bier trinken! Es sind leider kaum Backpacker zu sehen. Aber für eine Stunde oder so lasse ich mich hier nieder, trinke ein Bier, schreibe Tagebuch und fühle mich zurückversetzt in meine Backpacker-Zeiten. Selten hat ein Bier besser geschmeckt!

Links

Impressionen Turfan 2007

Turfan
Emaille Teekannen zum Wasserkochen.
 Basar Turfan Seide.
Basar
Bazar
Brot auf dem Basar.
Leckeres frisches Fladenbrot
Baozi Turfan.
Bazar

Anmerkung: Dieser Artikel erschien zuerst im November 2014 auf meinem Blog. 

Ulrike
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7 Gedanken zu „Turfan – Oase in der Taklamakan-Wüste“

  1. Bei solchen Einträgen wird mir erst wieder so richtig bewusst, wie groß China ist und dass eben nicht alle Leute dort wie die Standardchinesen, die man sich so vorstellt, aussehen. 🙂

  2. Danke, Michele! Mich interessiert ja alles, was mit Ausgrabungen zu tun hat. Die Mumien sind wirklich sehr interessant und wichtig für die Erforschung der antiken Handelsbeziehungen in Zentralasien
    LG
    Ulrike

  3. Ein interessanter Ort! Ich bin erstaunt, dass in 15 Jahren dort eine solche Veränderung stattfand. Und mich verblüfft, was du über die Mumien schreibst. Sowohl, dass das Klima und weitere Umstände sie derart gut erhalten haben, als auch deren Aussehen (blond etc.). Das war spannend zu lesen!

    LG Michèle

  4. Achja, das musste heute einfach mal sein. Nur mach dir keine Illusionen: Es mag gerade kein Nebel in Turfan sein, aber es ist ziemlich kalt dort. Gerade mal 5 Grad mit der Tendenz, unter die 0-Linie zu gehen. LG Ulrike

  5. Danke, dass ich jetzt nicht auch noch Japanisch lernen muss! 😉 Dass ich „mehr“ erlebt habe, mag auch daran liegen, dass ich rund doppelt so alt wie Du bin
    Ich freue mich auf die Geschichte aus Japan.
    LG
    Ulrike.

  6. Wir reisen beide gern nach Asien. Aber du hast viel mehr erlebt. Ich glaube das liegt daran, dass Japan Heimat für mich ist und ich das Land mit anderen Augen sehe. Klar musste ich mich an die Unterschiede zu Deutschland gewöhnen, aber wenn du die Sprache sprichst, ist alles dort normaler, als für den Touristen. Nächste Woche wird es aber einen japanischen Beitrag geben. Und nein, du musst ihn nicht in Hiragana lesen 😉

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