Bezeklik Grotten – Tausend Buddhas in der Wüste

Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren

„In Turfan gibt es viel zu sehen“ habe ich in meinem Turfan-Artikel geschrieben. Jede Sehenswürdigkeit ist es wert, einen eigenen Artikel zu bekommen. Hier also die Tausendbuddha-Grotten von Bezeklik, die wir 2007 gleich am 2. Tag in Turfan besuchen.

Bezeklik
Wikipedia Bezeklik

Wikipedia hat mich ein wenig erschreckt mit seiner eher ungewöhnlichen Schreibweise des Namens „Bäzäklik“ gleich in der Überschrift. Auch sonst ist der Artikel eher dürftig. Ich verweise da lieber auf den Englisch sprachigen Artikel bei Wikipedia. International üblich ist die Schreibweise „Bezeklik“

Flammende Berge

Auf der Fahrt von Turfan zu den Tausenbuddha-Grotten von Bezeklik halten wir 2007 kurz bei den Flammenden Bergen. Dies sind Berge, deren von Mineralien rot gefärbten Hänge im Sonnenlicht (vor allem in der untergehenden Sonne) wie Feuer leuchten. Erosion und vulkanische Aktivität haben tiefe Rillen in die Hänge gegraben.

Flammende Berge bei Turfan
Flammende Berge

Eine besonders bei Chinesen sehr beliebte Sehenswürdigkeit. Denn dieser Ort ist eng verbunden mit einer der bekanntesten Klassischen Geschichten in China:

Reise in den Westen

Im 16. Jahrhundert schrieb Wu Cheng’en den in China berühmten Roman „Reise in den Westen“. Der Affenkönig geriet im Himmel in Ungnade, weil er den Herd, in dem die Pillen der Unsterblichkeit hergestellt wurden, umstiess. Die heiße Kohle, mit dem der Herd befeuert wurde, fielen in dem Gebiet der heutigen Flammenden Berge auf die Erde. Deshalb sagt man, ist es hier immer heiß.

Später reiste der Affenkönig mit dem Mönch Tang Sanzang nach Westen, um buddhistische Schriften aus dem Westen zu studieren und nach China zu bringen. An den Flammenden Bergen mussten sie anhalten, da ihnen die Flammen den Weg versperrten. Der Affenkönig besorgte sich einen Zauberfächer aus Palmenblättern und machte damit den Weg frei. Der Mönch und sein Gefolge querten die Berge sicher und unbeschadet.

Heute gibt es viel Unterhaltsames für den neugierigen Touristen: Eselskarren, ein riesiges Thermometer, das anzeigt, wie heiß es gerade ist, Figuren aus der Geschichte, Eier in der heißen Erde rösten usw. Chinesische Touristen finden das toll. Für die wichtigste, lebhafteste Stelle muss man Eintritt zahlen: 60,- RMB (2016). Wir machen nur einen kurzen Fotostopp an der Straße und fahren weiter.

Flammende Berge
Flammende Berge

Tausendbuddha-Grotten von Bezeklik

Unser Bus biegt schließlich in eine Schlucht in den Bergen ein. Ein schmaler Fluss sorgt hier für ein wenig Grün, genug für bescheidenen Ackerbau. Ein paar Lehmhäuser, ein Bauer auf dem Feld. Die Sonne steigt und damit auch die Hitze. Nach all dem Rot, Orange, Gelb der Wüste steht das Grün in einem starken Kontrast zu den Berghängen. Eine Wohltat für die Sinne!

Bezeklik

Als wir den schmalen Berghang mit den Grotten betreten, wird uns sofort klar, was diesen Ort für die Mönche, die hier vor rund 1.000 Jahren ihre Meditations-Höhlen in den roten Fels gruben, so attraktiv machte. Bezeklik ist abgelegen und war früher sicherlich schwer zugänglich. Der kleine Fluss bot Wasser und damit auch die Möglichkeit zur Selbstversorgung.

Geschichte der Höhlen

Seit dem 5. Jahrhundert wurden die Höhlen allmählich mit bunten Fresken ausgeschmückt. In vielen Gesichtern und Gewändern kann man die Einflüsse aus allen möglichen Regionen Zentralasiens wiedererkennen. Auch deshalb sind die Grotten ein interessantes Studienobjekt. Es sind nicht nur buddhistische Themen dargestellt. Zum Beispiel gibt es die Höhle 17, in der Motive abgebildet sind, die darauf hindeuten, dass hier Szenen aus dem Manichäismus, einer Religion, die aus Persien stammt, dargestellt sind.

Bezeklik

Zerstörungen

Über die Jahrhunderte haben die Freskos sehr gelitten. Als im 14. Jahrhundert die Uiguren sich überwiegend zum Islam bekannten, war das Ende gekommen. Im Islam sind Bilder von Menschen nicht gerne gesehen, also wurden manche Gesichter zerstört. Oder man hatte Angst vor dem „Bösen Blick“ und stach dargestellten Göttern, Pilgern und anderen die Augen aus.

Für einige Jahrhunderte gerieten die Grotten in Vergessenheit. Nur manchmal dienten sie Hirten und Bauern als Unterkunft für eine kurze Zeit. Zu unheimlich waren die teils sehr finster guckenden Menschen an den Wänden.

Die Turfan-Expeditionen um 1900

Erst mit den Expeditionen um 1900 gerieten die Tausendbuddha-Grotten von Bezeklik in den Fokus  von Forschern und Abenteurern. Vor allem die Expeditionen von Albert von le Coq und Albert Grünwedel brachten neue Erkenntnisse, die Wiederentdeckung zahlreicher Heiliger Höhlen und weckte Begehrlichkeiten. Jedes große Museum in Europa wollte sich damals mit Objekten aus der Taklamakan-Wüste schmücken. Endlose Karawanen mit Kisten voller Fresken und antiken Schriften zogen nach Westen. Berlin hatte einst eine große Sammlung von Freskos aus Bezeklik. Doch die wurden im 2. Weltkrieg überwiegend zerstört. mehr

Mein Besuch 2007

Bezeklik bei Turfan

Ich genoss die wunderbaren Gemälde in den Höhlen, die man nicht fotografieren darf.  An den Decken waren (einst) goldene Sterne in einen blauen Himmel gemalt, die Kleidung  der abgebildeten Menschen war ursprünglich bunt und strahlend. Doch die Farben verändern sich im Laufe der Jahrhunderte. Völlig fasziniert war ich auch von der Tatsache, dass ich hier schon 1992 gewesen war. Es schien sich kaum etwas verändert zu haben.

Jedoch gab es einen entscheidenden Unterschied! Diesmal war ich hier mit einem kompetenten Reiseleiter, der viel über die Geschichte erzählen konnte, uns auf Details aufmerksam machte und endlose Fragen beantwortete.Die Vorteile einer organisierten Reise!

Trotzdem hatte ich auch meine Zeit, in der ich alleine ein paar Schritte abseits gehen konnte und die Luft und die überwältigend schöne Landschaft genießen konnte. Ich setzte mich an die gleiche Stelle wie schon 1992 und gab mich meinen Erinnerungen hin. Über mir im blauen Himmel kreiste ein Raubvogel, unten im Grün des Flussufers meckerte eine Ziege. Das Lachen der Touristen. Was für ein Platz!

Beziklik

Infos

(Stand  Januar 2019)

Eintritt: 20,- RMB

In Turfan werden organisierte Ausflüge angeboten, die neben den Bezeklik-Grotten auch einen Besuch der Astana-Gräber und der Ruinenstadt Gaochang enthalten

Auf dieser Webseite findet Ihr einige Fotos aus dem Inneren der Höhlen: http://www.art-and-archaeology.com/china/turpan/be01.html

Links

Bezeklik
Ulrike

2 Gedanken zu „Bezeklik Grotten – Tausend Buddhas in der Wüste“

  1. Hallo Ulrike,
    vielen Dank für die extra Infos und Links! Sehr informativ 🙂 Ich hätte da auch noch einen heißen Tipp: Auf der Seite „Silk Road in Rare Books“ gibt es ein paar „Faksimiles“ von Büchern über die Turfan-Expeditionen (von Albert Grünwedel oder Albert von Le Coq), aber auch vieles andere, z.B. von Sven Hedin. Die Seiten selbst sind auf Englisch, aber die Bücher sind z.T.auf Deutsch:
    http://dsr.nii.ac.jp/rarebook/01/index.html.en
    z.B.
    Altbuddhistische Kultstätten in Chinesisch-Turkistan (A. Grünwedel, 1912)

    Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens (A. von Le Coq, 1925):

    Eine wahre Schatztruhe!
    Viele Grüße
    M.

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