Qingcheng Shan in Sichuan, wandern von Tempel zu Tempel

Der Qingcheng Shan liegt unweit von Chengdu und gehört zur Gemeinde Dujiangyan. Die Nähe des alten Bewässerungssystems von Dujiangyan und des Qingcheng-Berges bietet eine bequeme Möglichkeit, beide Sehenswürdigkeiten an einem Tag von Chengdu aus zu besuchen.

Jianfu Palast am Qingcheng Shan, alte Tempel mitten im Wald.

Wenn man sich eine Karte des Berges, nein, der Berge, ansieht, so wird man schnell feststellen, dass zwei bis drei Stunden viel zu wenig Zeit für dieses interessante Gebiet sind. Ja, es sind eigentlich zwei Berge. Der übliche Ausflug führt nur zu dem einen Berg, über den einen Weg zum Gipfel des Heiligen Berges.

青城山 • qīng chéng shān = grün + Stadt + Berg

UNESCO Weltkulturerbe

Von der UNESCO-Seite:
Mount Qingcheng, dominating the Chengdu plains to the south of the Dujiangyan Irrigation System, is a mountain famous in Chinese history as the place where in 142 CE the philosopher Zhang Ling founded the doctrine of Chinese Taoism.

Most of the essential elements of Taoism culture are embodied in the teachings of Taoism that emanated from the temples that were subsequently built on the mountain during the Jin and Tang dynasties. The mountain resumed its role as the intellectual and spiritual centre of Taoism in the 17th century.

The eleven important Taoist temples on the mountain reflect the traditional architecture of western Sichuan and include the Erwang Temple, the Fulong Temple, the Changdao Temple built over the place where Zhang Ling preached his doctrines, and the Jianfu Palace (formerly the Zhangren Temple).

Qingcheng Shan besteht aus den genannten zwei Bergen, einem vorderen und einem hinteren Berg. Der Gipfel Laoxiao Peak ist 1,260 m hoch. Das ist nicht gerade gewaltig. Doch von der Ebene aus gesehen wirkt der Berg markant und bedeutsam. Solche Berge wurden schon  vor Tausenden von Jahren als heilig verehrt. Am Qingcheng Shan soll einst der Daoismus seinen Ursprung gehabt haben.

Qingcheng Shan Daoistischer Tempel Jianfu Palast - Altar.
Daoistischer Tempel Jianfu Palast

Meister Zhang Daoling gründete am Qingcheng Shan die früheste Sekte des Daoismus Wu Dou Mi Dao. Im Laufe der Geschichte besuchten weitere Meister des Dao und auch der eine oder andere chinesische Kaiser den Berg. Viele bauten Tempel, Pavillons und Pilgerwege.

Bei dem großen Erdbeben von 2008 wurden die meisten Bauwerke schwer beschädigt. Doch mittlerweile ist fast alles schön renoviert. Es gibt gut ausgebaute Wege und einige Seilbahnen, die den Aufstieg auf den Gipfel erleichtern.

Was bedeutet „Daoismus“ ?

Daoismus
Der Daoismus gilt als die ureigene Religion und Philosophie der Chinesen. Seine Ursprünge liegen in verschiedenen Ideen und Lehren, die teilweise mehr als 3.000 Jahre alt sind. Dazu gehören u.a. die Lehre vom Qi (der Energie, wie es heute auch im Qigong praktiziert wird), das Verständnis von den Gegensätzen Yin und Yang, die sich ergänzen und nur in Ausgeglichenheit positiv wirken.

Ziel des Daoismus ist es, durch die verschiedenen Praktiken Unsterblichkeit zu erlangen. In der Geschichte des Daoismus spielte die Alchemie eine große Rolle, mit der Pillen entwickelt wurden, die Unsterblichkeit versprachen. Leider starben viele Mönche damals, weil den Pillen Quecksilber beigemischt wurde.

JIanfu Palast Detail

Für den üblichen, von Pilgern und Touristen zahlreich besuchten Weg benötigt man ungefähr 3 Stunden. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Menschenmengen zu entgehen. Zum Beispiel kann man statt die Seilbahn auf den Gipfel zu nehmen auch zu Fuß weiter gehen. Man sollte dabei auch einiges an Zeit für die Besichtigung der Tempel einplanen.

Meine Erfahrungen am Qingcheng Shan

Ich war im Rahmen des FAM-Trips nach Chengdu mit einer Gruppe von Dujiangyan nach Qingcheng Shan gekommen. Es hatte den ganzen Vormittag immer wieder geregnet. Aber als wir am großen Busparkplatz ausstiegen, hatte es aufgehört. Es tropfte noch von allen Blättern. Es war kühl, die Luftfeuchtigkeit hoch, die Wolken hingen tief.

Den ersten kurzen Teil bis zum Eingangstor legten wir mit einem Shuttlebus zurück. Dann ging es zu Fuß weiter, durch Wald mit hohen Bäumen und manchmal einem Bambusgebüsch.

Jianfu Palast

Schnell verlor ich die Gruppe aus den Augen. Denn die gingen an dem ersten Tempel, dem Jianfu Palast, vorbei. Dabei sah dieser Tempel doch so interessant aus! Mit seinen dunkelroten Mauern schien er sich an einen dicht bewachsenen Hang anzuschmiegen. Sehr hohe, alte Bäumen breiteten ihre Blätter schützend über die Gebäude.

Ich erkundete fasziniert die Hallen. Flackernde Kerzen und der Duft von Räucherstäbchen waren Hinweise darauf, dass es viele Gläubige gibt, die den Gründern und Gottheiten des Daoismus hier ihre Verehrung zeigten. Da aber anscheinend viele Besucher in dem Wunsch, schnell in den Wald einzutauchen und den Gipfel zu erreichen, den Jianfu Tempel „links“ liegen lassen, waren die Höfe und Hallen recht ruhig und ich war fast alleine.

Jianfu Palast am Qingchen Shan
Jianfu Palast Halle
Vor dem Jianfu Palast - Löwenskulptur

Übrigens: Daoistische Tempel werden in China gerne „Palast“ genannt.

Der Weg

Wasserfall am Qingcheng Shan
Alles trieft vor Nässe
Qingcheng Shann unterwegs

Schließlich aber machte auch ich mich auf den Weg hinauf. In China bestehen  Wanderwege eher aus Treppen als aus einfachen Wegen. Am Qingcheng Shan hat man die Gelegenheit  genutzt, beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben von 2008 die Wege teilweise mit Holzplanken und Geländer zu sichern. Auch die Treppen waren auf dieser „Rennstrecke“ in gutem Zustand. Doch die Feuchtigkeit machte mir zu schaffen. Deshalb tastete ich mich langsam nach oben.

Überall plätscherten kleine Wasserfälle, Vögel sangen, manch ein kurzer Windstoß ließ die Bäume seufzen. Dazu die wirklich frische Luft! Einfach herrlich! Ich konnte nicht anders: Ich musste mich immer wieder auf eine der Bänke setzen, tief und bewusst atmen und diese prachtvolle Natur bewundern.

Andere Touristen wanderten an mir vorbei. Erstaunlich, wie flink und rüstig auch ältere Chinesinnen waren! Manchmal stoppten sie erstaunt, wenn sie mich sahen. Dann klickte schon mal ein Smartphone: Wieder ein schönes Foto von so einer fremden und eigenartigen Frau im Kasten!

Der See

Gut ausgebaute Wege am Qingchengshan

Schließlich erreichte ich den Mond-Stadt-See Yucheng Hu. Hier gibt es die Möglichkeit, mit einem Boot auf die andere Seite zu fahren. Eine Seilbahn bringt dann die Besucher auf den Gipfel. Da ich Seilbahnfahren schon wegen meiner Höhenangst am liebsten meide, blieb ich zunächst bei einem Pavillon und genoss gut gegen die ständige Feuchtigkeit geschützt die Aussicht auf den idyllischen See.

Dann spazierte ich einmal halb um den See und erfreute mich an der Natur, die hier schon fast menschenleer zu nennen war. Meine Neugier und die Lust am Bootfahren führten mich schließlich doch noch zum anderen Seeufer. Dann machte ich mich langsam auf den Rückweg. Stufe für Stufe, vorsichtig, immer mit der Sorge, dass ich in der Feuchtigkeit ausrutschen könnte.

Fähre über den See
qingshengshan-insel
Löwe am See

Ich hatte Zeit, denn die Gruppe war mit der Seilbahn auf den Gipfel gefahren. Wie man mir später erzählte, war es dort sehr schön. Aber wegen der tief hängenden Wolken konnte man keinen weiten Ausblick genießen.

Fazit:

Es war trotz des Regens ein schöner Ausflug. Meiner Meinung nach lohnt es sich sehr, mindestens einen ganzen Tag zu bleiben und auch den hinteren Berg und die vielen Wege und Tempel zu erkunden. Hier kann man ein China voller Natur und Ruhe kennen lernen, ganz bequem von Chengdu aus.

Infos

(Stand März 2023).

Admission Fee:Front Mountain: CNY 80
Rear Mountain: CNY 20
Ten-Thousand Buddha Cave: CNY 5
Crystal Cave: CNY 10
Cable Car:Front Mountain: CNY 35 (single trip), CNY 60 (round trip)
Rear Mountain:
Jinli : CNY 30 (single trip), CNY 55 (round trip)
White Cloudr: CNY 35 (up-bound), CNY 30 (down-bound), CNY 60 (round trip)
Boating:CNY 5 (Yuecheng Lake on the Front Mountain)
CNY 2 ( Cuiying Lake on the Rear Mountain)
Opening Hours:March 2 to November 30: 08:00 to 18:00
December 1 to next March 1: 08:30 to 17:00

Das Epizentrum des Erdbebens vom 12. Mai 2008 lag in den Bergen von Qingcheng und hat viele Tempel zerstört. Mittlerweile sind die Tempel wieder aufgebaut, die Wege gut zu gehen.

Hier gibt es eine Übersicht über meinen Besuch in Chengdu im September 2016: Klick!

Tempel des Daoismus in China

Ich habe zwei berühmte Tempel des Daoismus in China besucht und beschrieben:

Ulrike

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!