Frühling im Sommerpalast

Der Pekinger Sommerpalast im Frühling

Nach einem langen, kalten Winter ist der Frühling in Peking ein ganz besonderes Erlebnis! Am schönsten ist der Frühling im Sommerpalast, wenn dort alles blüht.

Sommerpalast in Peking - blühender Baum am Bach.
Sommerpalast im Frühling

Neuer Sommerpalast

颐和园 • Yíhéyuán = Garten der Himmlischen Einheit

Geschichte

Der Neue Sommerpalast (chinesisch 颐和园 Yíhéyuán, wörtlich: Garten der Erholung und des Friedens) wurde im 18. Jahrhundert von meinem Lieblingskaiser Qianlong (1711 – 1799) als Geschenk zum 60. Geburtstag seiner verehrten Mutter errichtet. Er diente von da an als Sommerresidenz der Kaiser, wenn es in der Stadt zu heiß und zu muffig wurde.

Im Oktober 1860 wurde die gesamte Anlage von einem Heer aus Engländern und Franzosen als Vergeltung im Opium-Krieg zerstört. Das passierte auch mit dem sog. Alten Sommerpalast, einer Anlage im Europäischen Stil. Im Gegensatz zu dem Alten Sommerpalast wurde der Neue Sommerpalast von Kaiserinwitwe Cixi 1885 bis 1895 wiederaufgebaut. Auch die Zerstörungen während des Boxeraufstandes um 1900 wurden repariert.

1924 wurde die Anlage für das Volk geöffnet. Die Kulturrevolution (1966 – 76) richtete auch hier große Schäden an. Das ist in den weniger besuchten Ecken der Anlage teilweise noch heute zu sehen.

Seit 1998 ist der Neue Sommerpalast UNESCO-Weltkulturerbe.

Alter Sommerpalast

圆明园 • Yuánmíng Yuán =  „Garten der vollkommenen Klarheit‘

Ja, es gibt auch einen Alten Sommerpalast in Peking! Auch er wurde im 18. Jahrhundert angelegt.

Ruinen des Alten Sommerpalast – Bild von 可欣 任 auf Pixabay

Bekannt ist der Garten durch die Ruinen des einst im europäischen Stil erbauten Palastes. Changchun Yuan 长春园, Chángchūn Yuán – „Garten des Ewigen Frühlings“, nordöstlicher Bereich (etwa 90 Hektar), der ab 1745 als zukünftiger Altersruhesitz für den Qianlong-Kaiser (reg. 1736 – 1785) auf vorher unbebautem Gelände angelegt wurde. Teil des Changchun Yuan ist an dessen Nordseite der Xiyang Lou , ein sich west-östlich erstreckender schmaler Bereich mit Wasserspielen und Pavillonbauten aus Stein nach europäischen Vorbildern, der ab 1747 von Jesuiten angelegt wurde.

Ausführlicher Bericht mit vielen Fotos auf Ombidombi.de

Der Winter in Peking

Grau, Braun, Wüstengelb sind die Farben des Winters in Peking. Immer wieder verdüstern gelbe Smogwolken und sandige Stürme aus der Wüste Gobi den Himmel und die Sicht. Ein ausgeprägtes kontinentales Klima bietet wenig Niederschläge. Die Luft wird extrem trocken. Die Kälte scheint manchmal kaum zu ertragen zu sein. Das Gras an den Straßenrändern ist trocken, verstaubt, traurig.

Der zugefrorene See beim Sommerpalast Peking 1988
Der See beim Sommerpalast friert im Winter oft zu. 1988 wurde er als gigantische Eislaufbahn genutzt.

Der Frühling!

Wenn dann die Temperaturen steigen, scheint die Natur zu explodieren. Ja, es kann im Februar auch schon mal 21 ° Grad warm werden in Peking! Die Trauerweiden (柳树 liǔshù – stammt ursprünglich aus China) am Beihaipark und im Sommerpalast treiben früh schon mit zarten grünen Blättern aus.

Frühling im Sommerpalast

Mich hat es, wenn ich im Frühling in Peking war, immer auch zum Sommerpalast getrieben. Der liegt etwas außerhalb vom Zentrum und bietet einige Hügel, Parkanlagen, Flüsslein und den Kunming-See. Dort wachsen viele Weiden, Mandelbäumchen und Magnolien. Die Natur scheint genau hier wirklich wie eine Explosion an Farben.

Darüber vergesse ich manchmal die schönen Gebäude und Paläste. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass die chinesischen Kaiser mit ihrem Hofstaat gerne für die Sommermonate hierher zogen. Vor die Tore der Stadt, wo die Luft frischer, das Leben lockerer war.

Sommerpalast Peking - Malerei im Langen Korridor
Im Langen Korridor

Noch mehr Geschichte und Geschichten

Schon die Mongolen, die die Yuan-Dynastie (1279 – 1368) begründeten und unter Kublai Khan Peking (damals Dadu) zur Hauptstadt machten, liebten die westlichen Berge und genossen die frische Luft an dem See, der zunächst künstlich geflutet wurde und anschließen häufig seinen Namen änderte.

Eine Legende erzählt: Einst gab es am Hang des Hügels (wo heute die große Pagode steht) einen Tempel des Gottes des Reichtums. Die Menschen in den nahen Dörfern aber litten unter schlimmster Armut. Aus Mitleid mit ihnen beschloss der Gott, jedes Jahr an einem bestimmten Tag jeweils eine Familie ein Gefäß voll Gold finden zu lassen. Deshalb hieß der See schließlich „Goldsee“

Der See und Park sollen dem berühmten Westsee in Hangzhou nachempfunden sein. Der heutige Name „Kunming See“ kommt von einem See in Chang’an (heute Xi’an), auf dem einst der Han-Kaiser Wudi (156 – 87 v. Chr.) seine Marine üben ließ.

An diese „Tradition“ knüpfte anscheinend Kaiserin-Witwe Cixi bei dem Wiederaufbau des Sommerpalastes an, bei dem sie Gelder, die eigentlich für die chinesische Marine bestimmt waren, verbrauchte und auch das nutzlose aber schöne Marmorboot bauen ließ.

Im Sommerpalast kann man übrigens auch den berühmten „Wandschirm“ bewundern, hinter dem die Kaiserinwitwe saß und den jungen Kaiser bei seinen Regierungsgeschäften beriet. Eine Variante der Geschichte besagt, dass der Ausdruck „hinter dem Wandschirm“ eine chinesische Metapher ist für die Pro-forma-Regierung eines schwachen oder unmündigen Kaisers, dessen Amtsgeschäfte von der Kaiserinwitwe wahrgenommen wurden. Auch der Thron von Cixi ist noch zu sehen.

Rundgang durch den Sommerpalast

Wenn man die riesige Anlage durch den Haupteingang im Osten betritt, erlebt man zuerst die vielen Palastgebäude, Höfe, die an die Verbotene Stadt erinnern.

Kaiserlicher Wohnhof im Sommerpalast.

Der Palast der Jadewelle, der direkt am See liegt, war einst der Palast des Kaisers Guangxu. Cixi hatte ihn hier unter Hausarrest gesetzt, weil sie Angst um ihre Macht hatte. Der arme Mann lebte dort rund 10 Jahre, ohne seine Frauen. Damit er nicht auf den See schauen oder auch nur die Nebengebäude benutzen konnte, ließ Cixi an den entsprechenden Stellen eine Mauer bauen. Er starb 1908.

Am Kunming-See stehen schon seit frühen Zeiten viele Bäume, die im Frühling wunderbar blühen. Ein Rundgang müsste, wenn man das meiste gesehen haben möchte, eigentlich einen ganzen Tag dauern.

Wenn man sich zunächst nicht nach rechts zu dem Hügel wendet, sondern nach links, dann sieht man die schöne alte Siebzehn-Bogen-Brücke, die zur  Südsee-Insel führt. Auf der Insel hat der Drachenkönig seinen Tempel. Diese Anlage stammt noch aus der Zeit von Kaiser Qianlong Mitte des 18. Jahrhunderts.

Zurück am Ufer: Dort liegt ein großer Bronzeochse, der gemütlich liegend auf den Palast guckt.

Sommerpalast
Sommerpalast Shutterstock

Die Legende besagt, dass der Ochse notwendig wurde, um den von den Bauarbeiten gestörten Wassergeist in Schach zu halten. In einer Inschrift des Kaisers Qianlong, die auf den Rücken des Bronzeochsen eingraviert ist, kann man nachlesen, wann die Bauarbeiten zu ende gingen und dass der Kaiser sich mit dem mythischen Urkaiser Yu verglich. Dieser hatte gleichfalls nach einer Flut einen Ochsen gießen lassen und soll seinen Erfolg bei der Bekämpfung in den Rücken eingetragen haben.

Sommerpalast  „Pavillon des Buddhistischen Wohlgeruchs“ (Foxiangge)

Der lange Korridor

Sobald man die Paläste hinter sich gelassen hat, kommt man zu dem berühmten Wandelgang, der 728 Meter lang ist und mit tausenden feinen Gemälden und Zeichnungen geschmückt ist. Diesen schönen Korridor hat schon Kaiser Qianlong anlegen lassen, damit seine Mutter auch bei Regen am See spazieren gehen konnte. Die Pekinger sagen, dass der Korridor so lang ist, dass man an dem einen Ende die erste Liebeserklärung aussprechen kann und am anderen Ende den Termin für die Hochzeit festlegen.

Ausflugsboot

Der Wandelgang mit seinen vier Pavillons ist eine Hauptattraktion des Palastes. Hier drängen sich die Menschen, sitzen auf den schmalen Brüstungen und halten ein Picknick.

Das Marmorboot

Der Lange Korridor endet beim Marmorboot. Der Unterbau des Boots, der aus Stein besteht, stammt noch aus dem 18. Jahrhundert. Die Aufbauten sind aus Holz. Der britische Historiker Robert Bickers meint bedauernd dazu:

It did not help at all that instead of extra officers or new and modern ships, the navy found itself paying for the construction of an exquisite marble pleasure boat, uselessly resplendent in Kunming Lake in the Summer Palace complex northwest of Peking. It was at least safe there from torpedoes. (Robert Bickers: The Scramble for China. Foreign Devils in the Qing Empire)

Marmorboot

Das Marmorboot ist der Endpunkt für die meisten Touristenbesichtigungen. Noch ein wenig Zeit für eigene Erkundungen und schon trifft man sich wieder am Eingang.

Weiter gehen!

Mein Tipp: Wenn man auf eigene Faust unterwegs ist, sollte man genau hier weiter gehen! Zunächst kann man alte Bootshäuser sehen, die einst die Vergnügungsschiffe der Kaiserinwitwe aufnahmen. Dann steigt man auf den Hügel hinter dem Pavillon des Wohlgeruchs Buddhas, der das Panorama des Palastes beherrscht.

Alte Kiefern und urige Felsen säumen den Weg. Plötzlich ist man weit weg von dem Touristentrubel. Dann schaut man auf der anderen Seite hinunter und sieht zwischen den alten Bäumen einige buddhistische Tempel. Dieser Bereich ist von  kleinen tibetisch anmutenden Tempeln geprägt.

Das zeigt wieder einmal die Vorliebe von Kaiser Qianlong für den tibetischen Buddhismus. Er hat zahlreiche Gebäude in diesem Stil hinterlassen, zum Beispiel auch den Putuo-Tempel in Chengde. Leider haben die Tempel auf dieser Seite des Sommerpalastes durch die Horden der Kulturrevolution schweren Schaden genommen. Die meisten Gebäude kann man nur von außen bewundern.

Suzhou Straße

Doch dann nähert man sich einem weiteren Höhepunkt, dem Suzhou Creek bzw. der Suzhou Straße: Eine ganz eigenartige Welt eröffnet sich. Hier hatten die Eunuchen des Kaiserhofes ein spezielles Einkaufszentrum für den kaiserlichen Harem erschaffen.

Suzhou Creek
Suzhou Creek – Bild von jplenio auf Pixabay

Da die Frauen des Palastes nicht mal eben so „zum Einkaufen in die Stadt“ durften, wurden an der Suzhou-Straße lauter kleine Geschäfte eingerichtet. Sogar Tee-Stuben gab es. Alles zum Zeitvertreib der gelangweilten Konkubinen und Hofdamen bestimmt.

Kaiser Qianlong kam auf die Idee, hier die lebhaften Straßen der Stadt Suzhou nachzuempfinden und seinem Hofstaat ein wenig Abwechslung zu ermöglichen. Nachdem die Suzhou Straße einige Jahrzehnte fast vergessen war, dient sie jetzt wieder ihrem ursprünglichen Zweck mit Souvenirshops und Teehaus.

Magnolien blühen
Magnolien im Sommerpalast

Auch wenn dies eine schöne Attraktion für die Touristen ist und sich einer der Haupteingänge hier befindet, ist es doch spürbar ruhiger als auf der anderen Seite am See.

Es lohnt sich also, ganz viel Zeit im Sommerpalast zu verbringen, nicht nur im Frühling! Dann kann man auch die vielen Plätze abseits der Touristenpfade mitten in einer der schönsten und beliebtesten Parkanlagen der chinesischen Hauptstadt entdecken.

Fazit

Ich liebe es, den Sommerpalast in Peking im Frühling zu besuchen. Doch auch zu jeder anderen Jahreszeit ist die große Palastanlage mit seinen interessanten Gebäuden sehenswert!


Infos

Stand Januar 2023

Entnommen der Seite Travelchinaguide

Ticket TypePrice (CNY)
 April 1 to October 31November 1 to next March 31
Entrance Fee3020
Combination Ticket (including entrance fee and the following sites)6050
Dehe Garden55
Tower of Buddhist Incense1010
Wenchang Hall2020
Suzhou Street and Danning Hall1010
Opening Hours06:30 – 18:00
* Scenic spots are open from 08:30 to 17:00.
07:00 – 17:00
* Scenic spots are open from 09:00 to 16:00.
Recommended Time for a Visit3 hours

Links

Sommerpalast
Nur an wenigen Tagen und nur zu einer bestimmten Uhrzeit (nämlich zur Wintersonnenwende) hat man diesen Anblick. Ich hatte dies Glück im Dezember 1988.

Ulrike

4 Gedanken zu „Frühling im Sommerpalast“

  1. ich liebe den Sommerpalast und war mehrmals dort. Vom Beijing Language Institute war es nicht weit mit dem Fahrrad.
    Liebe Grüße
    Ulrike

  2. Der Sommerpalast ist immer wieder so schön. Und immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Schade nur, dass er nicht direkt um die Ecke liegt – okay, für mich ist er schon noch deutlich dichter dran als für Dich, liebe Ulrike, aber ich muss mir auch mindestens einen guten halben, besser ganzen Tag Zeit dafür nehmen. Ich glaube, ich weiß, wohin ich in den Osterferien gehen werde!

  3. Ja, das Buch hab ich auch kürzlich gelesen. Ist ein Roman, keine Biografie. Deshalb muss man das Buch kritisch lesen. Nichtsdestotrotz ist der Sommerpalast, vor allem im Frühling, absolut sehenswert!
    LG
    Ulrike

  4. Den Sommerpalast würde ich nur zu gerne einmal besichtigen, genauer gesagt seitdem ich vor sehr vielen Jahren das Buch „Das Mädchen Orchidee“ von Pearl S. Buck über die Kaiserinwitwe Cixi gelesen habe. Das muss schon eine höchst vielschichtige Persönlichkeit gewesen sein…
    Herzliche Grüße!

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