China, Fußball und ich

Zuletzt aktualisiert vor 2 Monaten

Fußball in China?

Die Chinesen haben vieles erfunden: Das Papier, die Druckkunst, das Pulver und den Magnetkompass. Wen wundert es da noch, dass sie Anspruch auf die Erfindung des Fußballspiels erheben?

足球 • zúqiú = Fußball

Schon in der Han-Dynastie ( 206 v. Chr. bis 220 n. Chr.), manche sagen sogar noch früher, wurde Fußball in China gerne als Wettkampf gespielt. Dabei diente dies zunächst militärischen Zwecken. Fußball spielten die Soldaten zur Körperertüchtigung und zur Übung von Strategien.

Natürlich waren die Regeln anfangs nicht streng festgelegt. Es ging zunächst nur darum, einen Ball mit dem Fuß, bzw. ohne die Hände zu gebrauchen, in das gegnerische Tor zu schießen. Die Regeln änderten sich im Laufe der Jahrhunderte. Die Anzahl der Spieler, der Tore und die Größe des Spielfeldes variierten je nach Ort und Kaiser.

Gespielt wurde Fußball in China am Anfang mit einem mit Federn gefüllten Ball. Aber schon in der Tang-Dynastie (618 – 907) benutzte man einen mit Luft gefüllten Ball, der eine stabile aus Leder bestehende Hülle besaß. Beliebt war das Spiel auch am Hofe des Kaisers, wo man für die Wettkämpfe einen speziellen Fußballplatz baute. Auch Frauen konnten schon früh Fußball in China spielen.

Cuqiu - Fußballgeschichte
Ob Cuqiu (wörtlich: einen Ball mit dem Fuß treten) tatsächlich vom Gelben Kaiser Huangdi erfunden wurde, der befohlen haben soll, den Magen eines getöteten Widersachers auszustopfen und zu einem Fußball zu verarbeiten oder diese Geschichte eher in das Reich der Legende einzuordnen ist, – sicher ist, dass über 2000 Jahre alte Aufzeichnungen belegen, dass die alten Chinesen schon wettkampfmäßig hinter einem Ball hergerannt sind.

Das Spiel fand seine erste Erwähnung im Zhanguo Ce, einer Chronik der Geschichte der Streitenden Reiche (476 – 221 v.u.Z.), das in der Zeit der Westlichen Han-Dynastie (200 v.u.Z. – 9 n.u.Z) zusammengestellt wurde, und später in den Berichten des Historikers Sima Qian. Quelle: China Heute

Im 10. Jahrhundert entstand im kaiserlichen China ein Fußballverein, der jedes Jahr eine nationale Meisterschaft veranstaltete. Während der Ming-Dynastie (1368–1644) kam das Fußballspiel langsam aus der Mode und wurde kaum noch gespielt. Nur auf dem Lande erfreute sich das Spiel noch lange großer Beliebtheit.

Fußball-Museum in Linzi
Fußballmuseum in Linzi

Den Ursprung des Fußballspiels kann man heute auch genau lokalisieren. In der Stadt Zibo, Provinz Shandong, sollen die ersten Spiele ausgetragen worden sein. Natürlich hat Zibo heute ein Fußballmuseum, um das zu dokumentieren. Das Museum liegt im Ortsteil Linzi. Dort sind zahlreiche alte Bälle, Bilder und Dokumente zur Geschichte des Fußballs in China ausgestellt.

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Addresse: No.759, Linzi Avenue, Linzi District, Zibo City
Eintritt: ¥30/Person
Öffnungszeiten: 08:00-17:00 Uhr
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Fussball in Chna

Heute erfreut sich der Fußball in China wieder großer Beliebtheit. Zu gerne würde man auf der großen Weltbühne mitspielen. Doch das klappt leider nicht wie erwünscht trotz zeitweise deutscher Trainer und anderer Maßnahmen. Nur die Damennationalmannschaft präsentierte sich erfolgreich auf Wettkämpfen in Asien. Sie waren 1999 sogar Vizeweltmeister.

Sie schauen auch die Deutsche Fussball-Bundesliga mit wachsender Begeisterung: China-Wiki (2023)

China Super League
Die Chinese Super League ( 中超联赛), kurz für Chinese Football Association Super League, Abk.: CSL ( 中国足球协会超级联赛, kurz: 中超), ist die höchste chinesische Fußball-Spielklasse. Sie wurde 2004 gegründet, nachdem ein Jahr zuvor die 1994 gegründete Chinese Jia-A League eingestellt worden war. Sie untersteht der Chinese Football Association, dem nationalen Fußballverband. Seit 2014 heißt die Liga Ping An Chinese Football Association Super League, benannt nach ihrem Hauptsponsor Ping An Insurance.

Hier nun noch ein persönliches Erlebnis zum Fußball in China:

Ich war vor langer Zeit mal in Nanchang, der Hauptstadt der Prinz Jiangxi, und sprach nur sehr wenig Chinesisch. Da wurde ich beim Warten auf einen Bus von einem jungen Mann angesprochen: Woher ich denn käme? Oh, das konnte ich schon auf Chinesisch! Ich sei Deutsche, antwortete ich also.

Da blitzte es freudig in den Augen des Jungen: „Deutschland! Sehr gut!“ Ob ich „Ma-Te-U-Se“ kennen würde?, fragte er in einer Mischung aus Englisch und Chinesisch. Ich starrte ihn an. Wer sollte das denn sein? Der Junge wiederholte: „Ma-Te-U-Se“ oder so ähnlich. Ach, ich verstand ihn nicht. Der Junge war enttäuscht: Die Frau kommt aus Deutschland und kennt den berühmten „Ma-Te-U-Se“ nicht! Endlich fiel bei mir der Groschen: Er meinte Lothar Matthäus!

Bevor er also an seinem Verstand oder an der Berühmtheit des Fußballers zweifeln konnte, beruhigte ich ihn: Natürlich hätte ich schon mal von Matthäus gehört. Aber in Deutschland sei Fußball eine reine Männerangelegenheit und ich als Frau würde mich da nicht so auskennen. So hatte der junge Mann sein Gesicht bewahrt und ich hatte einen Freund gewonnen, der mir während der Busfahrt begeistert davon erzählte, wie sehr er Deutschland und seine Fußballer bewundere.

Matthäus

Etwas ähnliches passierte mir später in Peking, als Schlappner Trainer der chinesischen Nationalmannschaft war. Als ich nicht sofort wusste, wer „Scha-la-pe-na“ war, dachte mein Gesprächspartner gleich, der Schlappner ist in Deutschland völlig unbekannt und deshalb auch nicht gut. Übrigens ist Klaus Schlappner seit 2008 Ehrenprofessor der Sporthochschule in Shijiazhuang. In seinen Vorlesungen vermittelt er vor allem fußballpädagogische Grundlagen und Techniken. Eine tolle Karriere!

Aktueller Bericht vom Deutschlandfunk

Die Unternehmen konnten ihre Ausgaben mit TV-Vermarktung, Ticketverkäufen oder Merchandising allerdings nicht refinanzieren. Corona erschwerte die Lage.

Der politisch kontrollierte Fußballverband Chinas griff Anfang dieses Jahres (2021) durch: Elf Vereine aus den ersten drei Ligen erhielten wegen finanzieller Probleme keine Lizenz, fünf Klubs lösten sich auf. Auch der überschuldete Meister Jiangsu FC stellte seinen Betrieb ein.

Nun wolle der chinesische Verband eine nationale Fußballkultur langfristig entwickeln, sagt der britische Sportökonom Simon Chadwick: „Im Profifußball wurde eine Gehaltsobergrenze eingeführt. Zudem werden mehrere neue Stadien gebaut, das schafft Arbeitsplätze. An der Basis wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 70.000 Fußballplätze gebaut. In den Schulen sollen Kinder und Jugendliche mindestens einmal pro Woche Fußball spielen.“

Von Ronny Blaschke · 18.07.2021

Dieser Artikel erschien zuerst 2014.

China-Reiseberichte auf dem Bambooblog

Ulrike

5 Gedanken zu „China, Fußball und ich“

  1. Ich hab Schlappi mal persönlich in Peking kennen gelernt.:) In China ist es ganz gut, wenn man ein wenig über Fußball weiß. 😉

  2. Die Japaner sind auch ganz groß darin Fremdworte in die Sprache zu übernehmen. 😉 Ich hätte übrigens auch nicht gewusst, wer Klaus Schlappner ist. Vom „Loddar“ habe ich schon gehört. Und das ohne Fußballfan zu sein.

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