Stonehenge – gewaltiger Tempel der Vorzeit

Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr

Stonehenge, mysteriöser Steinkreis in Südengland. Tausende Jahre alt und immer noch sind nicht alle Geheimnisse gelüftet! Ein Ausflug von London.

Stonehenge Detail

Ausflug nach Stonehenge

Als ich bei meinen Recherchen zu meinem Besuch in London Ende Februar 2017 entdeckte, dass Ausflüge von London nach Stonehenge angeboten werden, lachte mein Archäologen-Herz!

Ok, 2,5 Tage London sind nicht wirklich viel. Davon dann den Großteil eines Tages damit zu verbringen, zwei Stunden hin und zwei Stunden zurück zu fahren, also im Bus zu sitzen, um ungefähr 1,5 Stunden vor Ort zu verbringen, scheint nicht wirklich sinnvoll zu sein. Und doch: Die Versuchung war groß.

Ich hätte den Tagesausflug vollständig machen können und den Besuch einiger Schlösser und/oder den Besuch der römischen Thermen von Bath einschließen können. Das wird nämlich auch angeboten in Verbindung mit Stonehenge. Aber mir reichte Stonehenge. Diese Sehenswürdigkeit wollte ich ganz einfach mit einem organisierten Ausflug „abhaken“.

Also stieg ich an der Victoria-Busstation in den Bus. Letztendlich habe ich mit rund € 50,- die Busfahrt und den Eintritt bezahlt. Und habe auch nicht mehr bekommen. Eine Führung? Irgendjemand, der was zu Stonehenge und seiner Bedeutung erzählte? Nein! Aber das war ok. Ich ersparte mir damit die umständliche Anfahrt über Salisbury.

Meine Impressionen – Ausflug nach Stonehenge

Schweinefarm
Schweinefarm in Sichtweite von Stonehenge. In der neolithischen Siedlung Durrington Walls nicht weit davon hat man Tausende von Schweineknochen ausgegraben. Archäologen gehen davon aus, dass die Schweine vor ca. 4.500 Jahren bei großen Festen anlässlich der Wintersonnenwende verspeist wurden.

Die Fahrt geht schnell durch die hügelige Landschaft Südenglands. Das Wetter ist trübe. Also genau richtig, wenn ich fast den ganzen Tag im Bus sitzen werde. Schon ein paar Hundert Meter, bevor wir die Sehenswürdigkeit erreichen, können wir die großen grauen Steine von der Straße aus sehen. „Ohh!“ und „Ach!“ – es geht ein wohliges Seufzen durch den Bus. Obwohl: Groß?? Irgendwie hatte ich mir Stonehenge größer vorgestellt. Zunächst finde ich eine Schweinefarm auf der anderen Straßenseite viel interessanter. Die Schweine wühlen frei zwischen ihren niedrigen Hütten in der Erde. Bio-Schweine?

Dann biegt der Bus in eine schmale Straße ein. Von Stonehenge ist nichts mehr zu sehen. Wir halten auf einem großen Busparkplatz, wo unser Bus nicht alleine ist. Der Busfahrer erklärt uns den Weg zum Visitor-Center und gibt uns unsere Eintrittskarten. Das Visitor-Center ist ein modernes Gebäude. Kurz erhasche ich einen Blick auf ein paar Hütten: Ein Freilichtmuseum.

Angekommen!

Schafe

Dann geht es mit einem Elektro-Shuttlebus weiter. Wir fahren auf einem schmalen Weg durch Äcker und Weiden. Von den grauen Steinen der ersehnten Sehenswürdigkeit ist nichts zu sehen. Der Weg führt einen flachen Hügel hinauf.

Dann ist der Blick frei auf Stonehenge. Das liegt relativ unspektakulär in einer Senke. Merkwürdig – gar kein repräsentativer Platz. Nein, Stonehenge liegt nicht weithin sichtbar in einer Ebene, wie ich kürzlich irgendwo las, noch oben auf einem Hügel, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Krähe wartet auf Besucher

An der Endstation des Shuttlebusses empfangen uns ein paar vom Wind zerzauste Krähen. Eine Schar Vögel zankt sich und flattert umher. Auf einer Weide haben sich Schafe um einen Trog versammelt. Sie lassen sich von den Besuchern, die schon zahlreich um den Steinkreis wandern, nicht stören.

Ich packe meine Kamera und gehe entschlossen hinter den Touristenschwärmen hinterher. Ich sehe bekannte Gesichter, Natürlich sind auch Chinesen unter ihnen. Noch sind genügend Lücken, um Stonehenge ohne Menschen fotografieren zu können. Wie mag das hier an einem sonnigen Sonntag im Sommer aussehen?

Stonehenge Detail

Ein Gefühl für diesen seit Jahrtausenden verehrten Platz will nicht in mir aufkommen. Nur wenn ich den Steinriesen den Rücken zukehre und über die Felder schaue, dann kann ich mir mit ein wenig Fantasie die vorgeschichtliche Situation vorstellen. Warum entstand ausgerechnet hier ein solches Heiligtum?

Was ist ein Henge?

Was ist Stonehenge?
Was ist ein „Henge“?

Ein Henge [hɛndʒ] (auch henge monument) ist eine spezielle Art von neolithischem Erdwerk. Es sind runde oder ovale Flächen mit einem Durchmesser von 20–480 m, die von einem Erdwall mit zumeist innenliegenden Graben begrenzt waren. Die meisten Henges haben einen einzelnen Graben; ein paar haben zwei und drei konzentrische oder gar keine Gräben. Der Begriff wurde 1932 von Sir Thomas D. Kendrick (1895–1979) geprägt, der später Kustos für die British Antiquities im British Museum wurde. Er benutzte dabei das Suffix von Stonehenge. Der Begriff henge stammt aus dem Angelsächsischen und bezeichnet eine torartige Struktur.

Stonehenge ist ein in der Jungsteinzeit errichtetes und mindestens bis in die Bronzezeit genutztes Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England, etwa 13 Kilometer nördlich von Salisbury.

Es besteht aus einer Grabenanlage, die von einer aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildeten Megalithstruktur umgeben ist. Erste Wallanlagen sind rund 5000 Jahre alt. Der Kreis aus Megalithen hat wahrscheinlich ein Alter von 4000 Jahren. In der Umgebung hat man zahlreiche weitere Strukturen ausgegraben, die man mit Stonehenge in Verbindung bringt. Unter anderem sind das Gräber, eine „Prozessionsstraße“, Reste von Dörfern und anderen Steinkreisen.

Stonehenge war der Mittelpunkt eines herausragenden Heiligtums der Bronzezeit. An einigen menschlichen Überresten konnte man nachweisen, dass die Menschen schon früh von weit her kamen, um das Heiligtum zu besuchen.

Die Ausrichtung nach Himmelsrichtungen, nach Winter- und Sommersonnenwende, lässt auf die Nutzung als Kalender und Tempel für die Verehrung erst des Mondes und später der Sonne schließen. (Quelle: Wikipedia)

Neue Forschungen

Archäologen haben ungefähr 1/2 Million Kochen ausgegraben, die einst in 56 Aubrey-Löchern bestattet waren. Und zwar 500 Jahre vor der Errichtung des Heiligtums! Die Knochen stammen überwiegend von gut ernährten Menschen, meist Männer im besten Alter, die zum Teil von weit her nach Stonehenge kamen.

Einmal im Jahr erfolgte hier ein großes Festmahl, worauf die vielen Knochen von Schweinen deuten. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass dies schon vor Errichtung des Steinkreises ein bedeutender Begräbnisplatz war. Dort traf man sich, um die Verstorbenen ehrenvoll zu begraben und die Wintersonnenwende zu feiern. Erst später kamen die großen Steine hinzu.

Stonehenge von nahem

Der Zauberer Merlin und die Steine der Riesen

Geoffrey of Monmouth, der Schöpfer der Artus-Legende, wie wir sie heute kennen, lässt den Zauberer Merlin in seiner „Historia Regum Britanniae“ zu König Aurelius Ambrosius sagen: „Diese Steine stehen in Zusammenhang mit gewissen geheimnisvollen religiösen Riten, und sie haben verschiedene Eigenschaften, die medizinisch wirksam sind. Vor langer Zeit brachten Riesen sie aus den entferntesten Winkeln Afrikas und stellten sie in Irland auf, als sie das Land besiedelten.

Ihre Absicht war, dass, wann immer sie sich krank fühlten, Bäder am Grunde dieser Steine hergerichtet werden sollten; denn sie pflegten Wasser über sie zu gießen und dieses Wasser in Bäder zu leiten, in denen ihre Kranken geheilt wurden. Mehr noch, sie gaben dem Wasser einen Kräutersud bei und heilten so ihre Wunden. Nicht einer dieser Steine ist ohne diese medizinische Wirkung. “Merlin schlug daraufhin vor, die Steine aus Irland zu holen und sie zum Gedenken der Toten auf dem Amrosiusberg neu zu errichten. Und so kamen die Steine – der Legende nach – aus Irland nach England, wo sie bis heute den Zeiten trotzen.

Quelle: „https://www.england.de/england/stonehenge“

Das Museum

Stonehenge Freilichtmuseum

Langsam gehe ich zurück zum Visitor-Center. Ein riesiger Souvenirladen stattet jeden, der will und das nötige Geld hat, mit Taschen, T-Shirts, Bechern und mehr aus. Ich finde nichts, weder für mich noch für meinen Vater, dem ich eigentlich ein neues Portemonnaie hatte mitbringen wollen. Egal!

Im Museum - Skelett und Rekonstruktion eines Mannes

Interessant wird es für mich im Museum. Eine Rekonstruktion des jungen Mannes, den man einst hier begraben hatte, Funde, Artefakte. Nett. aber ich habe nun schon so viele gute Dokumentationen im Fernsehen über Stonehenge gesehen, dass mich nichts wirklich überrascht.

Porzellan-Schuhe als Souvenir

Doch ein Raum hat es mir angetan. Alte Fotos von ersten Touristen, die das Heiligtum schon vor mehr als 150 Jahren besuchten. Erste Souvenirs, die man schon vor 100 Jahren als Erinnerung an Stonehenge erwerben konnte. Historische Aufnahmen und Zeitungsausschnitte von den Ausgrabungen. Toll!

Stein ziehen

Draußen hat man ein kleines Dorf aus niedrigen Hütten aufgebaut. Das Freilichtmuseum. Die größte Attraktion ist ein Stein, ähnlich wie die Riesensteine, an dem man sich versuchen kann. Wie schwer? Welche Kraft braucht man, um den Stein zu bewegen? Einfach ist das nicht.

Langsam wird es Zeit, zum Bus zurückzukehren. Stonehenge ist „abgehakt“.

Fazit

Ja, man muss Stonehenge gesehen haben! Es ist sehr beeindruckend, was die Menschen schon vor rund 5.000 Jahren geschaffen haben. Die riesigen Steine wurden über viele Kilometer hierher befördert und aufgerichtet. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Leute das damals ohne Maschinen machen konnten.

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14 Kommentare

  • Hallo Stefan,
    Stonehenge zu sehen, war ein lang gehegter Traum. Da ich London schon kenne, ging das auch an so einem kurzen Wochenende. Ich denke. man hat sich viel Mühe gegeben, die ursprüngliche Atmosphäre zu erhalten. Zum Beispiel ist das Museum und Visitor- Center so weit weg, dass man es vom Monument aus nicht sieht.
    LG
    Ulrike

  • Stefan

    Hallo Ulrike,
    ich teile Deine Einschätzung von Stonehenge. Es ist eine weltbekannte archäologische Stätte und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Großbritanniens. Trotzdem ist die Atmosphäre vor Ort wenig mystisch und der Steinkreis strahlt nicht wirklich Magie aus. Ich war vor 25 Jahren schon mal dort, da lag Stonehenge noch zwischen zwei sich kreuzenden Straßen. Man hat also schon versucht das „Ambiente“ etwas aufzuwerten und noch das Museum dazu gestellt.
    Muss also jeder selbst wissen, aber wenn ich nur 2,5 Tage in London hätte, würde dort bleiben und auf Stonehenge verzichten 🙂
    LG
    Stefan

  • Hallo Katja!
    habe meinen Artikel selbst auch noch mal gelesen und festgestellt, dass ich gar kein Foto von dem Freilichtmuseum gepostet habe. Museum und die Hütten fand ich ganz interessant. Auch interessant: Du hast noch Links dabei, die ich noch nicht kannte.
    LG
    Ulrike

  • Hallo Ulrike,

    Ein interessanter Beitrag! Den großen Stein zum dran ziehen haben wir damals leider gar nicht gesehen, das wäre bestimmt witzig gewesen. Meine sonstigen Eindrücke hast du ja bereits auf meiner Seite gefunden 🙂

    Liebe Grüße,
    Katja

  • Welche Erklärung genau meinst Du? In den Steinkreis von Stonehenge darf man nicht hinein.
    LG
    Ulrike

  • Tatjana Sylvia Schröder

    Ich finde deine Erklärung praktisch .Aber ich frage mich was du empfunden hast als du in dem Stein Kreis gestanden hast.Es ist sehr imformel das du erwenst die preise so kann jeder beser planen und was in der Nähe ist .Ich danke dir .Alles gute aus Deutschland ,Bayern.

  • Genau… das standen halt diese Steine in der Landschaft und das war es 🙂
    Viele Grüße
    Sabine

  • Ich war ja ein wenig enttäuscht. Aber es ist wirklich beeindruckend, was die Menschen schon damals bewerkstelligen konnten.

  • Das ist ein Ort, der mich auch schon seit Jugendtagen fasziniert…
    Und irgendwie wirkt er trotz Touris auf deinen Bildern geradezu verführerisch magisch.

  • Hallo Sabine,
    da hast du recht! Ein zweites Mail würde ich da auch nicht nochmla hinwollen. – Damals konntest du wahrscheinlich noch bis zu den Steinen?
    LG
    Ulrike

  • Ich habe Stonehenge vor ca. 25 Jahren besucht… damals noch ohne Touristenströme und Visitorcenter. Auch wenn ich mir den Ort etwas mystischer vorgestellt hatte, so ist es tatsächlich beeindruckend, was hier geschaffen wurde. Allerdings eine Sehenswürdigkeit, bei der ein einmaliger Besuch reicht.
    Liebe Grüsse Sabine

  • Ja, ich habe mir das scon zur Gewohnheit gemacht, Städtetrip im Winter
    LG
    Ulrike

  • Manchmal ist es besser, solche beliebte Plätze in Februar zu besuchen, statt mitten im Sommer. Schöne Fotos, trotz allem.

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