Nein, ich habe keine Angst vor Terror!

Zuletzt aktualisiert vor 9 Monaten

Angst vor Terror? Vor Anschlägen?

„Wie, Du fliegst nach Paris? Ist das nicht zu gefährlich? Hast Du keine Angst, in einen Terroranschlag zu geraten?“

Meine persönliche Einstellung, meine Erlebnisse, mein Umgang mit der Angst: Nach mehr als 40 Jahren Reisen gehe ich da ziemlich entspannt mit um. Lest selbst!

Ja! Ich fliege nach Paris!

Nicht aus Trotz, oder gar aus Sensationsgier. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will. Weil ich schon länger überlegt habe, dass ich mir das Musee Guimet mit seiner asiatischen Kunst angucken möchte. Nachdem letztes Jahr mein Ausflug nach Rom ein so schöner Erfolg war und ich die kurze Flucht aus meinem Hamburger Alltag sehr genossen habe, soll es dieses Jahr nach Paris gehen.

Nein! Ich habe keine Angst!

Wenn ich immerzu daran denken würde, was passieren könnte, dann dürfte ich das Haus gar nicht mehr verlassen. Ich habe keine Angst vor Terror!

In Wirklichkeit sieht das Risiko doch wie folgt aus:

Verkehr und Straße

2015 hat es wahrscheinlich rund 3.450 Unfalltote im Verkehr gegeben. Rund 30% waren dabei in meinem Alter und älter. Wenn ich mir das angucke, ist mein persönliches Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, äußerst gering.

Hamburger Hauptbahnhof - Angst vor Terror?
Hamburger Hauptbahnhof

Der Bahnhof

Menschenansammlungen beinhalten immer ein gewisses Risiko. Da kann es nicht nur zu Anschlägen kommen, sondern auch zu Paniken und Unfällen. Doch ich gehe fast täglich über den Hamburger Hauptbahnhof, schiebe mich durch das Gedränge. Mir ist noch nichts passiert. Das Risiko, dass mir am Bahnhof ein Unglück passiert, schätze ich als so gering ein, dass ich den Bahnhof generell für sicher halte. Ein wenig ketzerisch muss ich angesichts der Vorfälle in Köln anmerken, dass ich auch aus dem Alter für sexuelle Belästigung raus bin.

Der Flug

Ja, ich fliege nach Paris! Weil es die schnellste, bequemste und für mich auch preiswerteste Art ist, nach Paris zu kommen. Ein Flugzeugunglück ist immer mit erschreckend hohen Opferzahlen verbunden. Doch angesichts der vielen Millionen Flüge, die jeden Tag heil irgendwo auf der Welt ankommen, kann man beim Fliegen von einer ziemlich sicheren Reiseart sprechen.

Paris

Paris hat mehr als 2 Millionen Einwohner. Viele Millionen Touristen besuchen jedes Jahr die Stadt. Ich will die Bedeutung der Toten bei Anschlägen nicht runterreden. Doch ich sehe nicht, dass es ein persönliches Risiko für mich gibt, mich frei in der Stadt zu bewegen und in einen Terroranschlag zu geraten.

Ich weiß, dass die Sicherheitsvorkehrungen verschärft wurden. Also fühle ich mich sicher, mein geplantes Programm durchzuführen. Das Einzige, was mich eventuell stören könnte, wäre, wenn es durch die Sicherheitsvorkehrungen zu Behinderung kommt. Aber das werde ich ja dann erleben!

Paris, Louvre mit Pyramide
Louvre – Die Eingangspyramide

Angst vor Terror?

Ich fürchte, dass die Angst genau das ist, was die Terroristen bezwecken. Dass die Menschen sich vor lauter Befürchtungen und Angst nicht mehr aus ihren Wohnungen trauen, dass der Tourismus heftigen Schaden nimmt. Das kann Paris vielleicht noch verschmerzen. Aber in Ländern wie Ägypten, Tunesien, der Türkei ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Bleiben die Touristen aus, dann verlieren viele Menschen ihren Job und damit Lebensqualität. Und so lange die Terroristen bequem die Verantwortung von sich auf den „bösen“ Westen schieben, so lange dies von manchen Menschen geglaubt wird, desto größer wird das Potential an Hass und Terror.

Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf.  Dieser Spruch stammt wahrscheinlich von Buddha und ist von vielen weisen Menschen im Laufe der Jahrtausende wiederholt worden. Nur scheint diese wertvolle Erkenntnis noch nicht überall angekommen zu sein.

Deshalb: Ich fliege nach Paris! Ich werde keine Angst haben! Ich lasse mich von den feigen Terroristen nicht dazu bringen, zu Hause zu bleiben und mich schwach und unsicher zu fühlen!

21.06.17 Ich war in Paris … und in London

Schon lange bin ich aus Paris zurück. In der Zwischenzeit war ich u.a. auch mal wieder in China und in London. Nein, ich habe keine Angst gehabt! Paris war toll und auch London hat mich begeistert. Ich habe persönlich keinerlei Auswirkungen des Terrorismus erlebt. Ich kann es nicht beurteilen, ob nun mehr Polizei sichtbar war als sonst, ob mehr oder weniger Menschen auf den Straßen waren als üblich. Für mich gab es kein ängstliches über die Schulter gucken, kein Misstrauen gegenüber bärtigen, orientalisch aussehenden Menschen.

Kürzlich ging es in der bekannten Fernsehsendung „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg, um die Angst vor dem Terror. Journalistin Susanne Lenz von der „Berliner Zeitung“, die ihrer Tochter ein Weihnachtsmarktverbot erteilte, sagte: „Ich will Angst haben und zu Hause bleiben dürfen.“ (Spiegel online)

Ich habe lange über diesen Satz nachgedacht, der als Schlagzeile überall zu sehen war. Hmm, mit einiger Überwindung akzeptiere ich das. Man kann den Leuten nicht verbieten, Angst zu haben, genau sowenig wie man allen Leuten vorschreiben kann, immer positiv zu denken. Doch man darf sein Leben nicht von Angst regieren lassen. Deshalb: Angst ja, ok – Weihnachtsmarktverbot nein, nicht ok. 

Es ist wichtig zu zeigen, dass wir uns nicht von Terroristen beherrschen lassen! Deshalb sage ich keine Reise ab, gehe weiter zu Veranstaltungen, die Spaß machen, zu großartigen Konzerten. Immer aber auch mit einer vernünftigen Vorsicht. Es ist sicherlich nicht opportun, jetzt eine Besichtigungsreise durch Syrien zu machen.

Wie sie München während und nach dem Amoklauf erlebt hat und warum sie jetzt weniger Angst als früher hat, beschreibt Ilona in diesem Artikel auf Ihrem Blog: Warum ich seit dem Amoklauf in München weniger Angst habe als zuvor

Wahrscheinlich

Mich stört auch immer wieder die mangelnde Logik, die hinter dieser Angst vor Terror steckt. Die Wahrscheinlichkeit, vor die Haustür zu treten und von einem Auto überfahren zu werden ist wesentlich größer als die Gefahr, in einen Terrorakt zu geraten. Warum haben die Menschen nicht viel mehr Angst davor, hinaus zu gehen? Gewohnheit? Jeder ist so oft auf die Straße gegangen und nichts ist passiert, da lernt man, mit der Gefahr zu leben.

Beim Terrorismus scheint es eine ähnliche Gewöhnung zu geben. Die Angst wird nachlassen.

Zitat aus dem Spiegel: Das Schlusswort blieb dem Psychologen vorbehalten, der bereits zu Beginn konstatiert hatte, es gebe inzwischen „ein bisschen“ Gewöhnung an den Terror. „Wir müssen akzeptieren, dass wir mit Unsicherheit leben müssen“, lautete sein Fazit. Das sei gerade für die sonst äußerst sicherheitsbewussten und -bedürftigen Deutschen, die sich gegen alles und jedes zu versichern pflegten, nicht eben leicht.

Mit dem G20-Gipfel  2017 in wenigen Wochen in Hamburg rückt die realistische Bedrohung durch Terroranschläge in greifbare Nähe. Schon jetzt ist das Sirenengeheul der Polizei- und Sicherheitsfahrzeuge überall zu hören. Trotzdem werde ich ohne Angst jeden Tag ins Büro gehen.

Nein, ich habe keine Angst vor Terror!

Jeder kann machen, was er/sie will, auch Angst haben. Ich halte mich an folgende Leitlinien:

Ich lasse nicht zu, dass die Angst vor Terror Macht über mich gewinnt!

Auch lasse ich nicht zu, dass Terroristen mein Leben bestimmen!

Ich lasse nicht zu, dass der Hass in mir einen Nährboden findet!

Keine Angst vor Terror! Peace!

Aktuelle Anschläge wie der in Kopenhagen (Juli 2022) zeigen deutlich, dass Terrorismus nicht mehr auf dem öffentlichen Leben wegzudenken ist. Vielleicht stellt sich nun ein Gewöhnungseffekt ein. Aber wir sollten immer daran denken: Hass und Gewalt nutzt gar nichts. Lasst uns mehr Empathie und Sorge für unsere Mitmenschen zeigen!

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Ulrike

10 Gedanken zu „Nein, ich habe keine Angst vor Terror!“

  1. Ja Ulrike, ich stimme dir zu 100% zu. Auch was die Flzgzeugabstürze betrifft. Da sterben viele Menschen – das stimmt. Aber für den Einzelnen macht es keinen Unterschied ob er bei einen Absturz oder bei einem Autounfall stirbt. Ich bummle bedenkenlos durch Rom oder Stuttgart oder jede andere Stadt. Im Auto erlebe ich dagegen hin und wieder „das war aber knapp“ Momente…

  2. Hallo Caro,
    danke für Deine Worte! Es ist so wichtig, jeden Augenblick bewusst wahrzunehmen und dem Leben ohne Angst und positiv gegenüber zu stehen!
    LG
    Ulrike

  3. Hey Ulrike,

    geht mir auch so 🙂 Mir haben die Ereignisse im Stade de France eher den Ansporn gegeben, einfach all das zu machen, was ich möchte. Das Leben kann jederzeit vorbei sein – aber nicht nur durch Terror, sondern viel wahrscheinlicher durch Unfälle oder Krankheit. Habe auch direkt nach den Pariser Anschlägen was dazu geschrieben: http://lebenalacarte.de/wie-die-terroranschlaege-mein-leben-veraendert-haben/

    Bewahr dir diese Einstellung, es ist genau richtig. Den Terroristen dürfen wir den Sieg nicht lassen!

    Schöne Grüße,
    Caro

  4. Richtig so! 🙂 Ich werde auch manchmal gefragt, ob ich keine Angst habe, mich zur Arbeit an fünf oder sechs Tagen die Woche in die Münchner Innenstadt zu begeben, und dann auch noch in ein sehr frequentiertes Museum, und verneine dann auch stets. Ich habe keine Angst, mein Leben hat sich nach den Pariser Anschlägen nur in der Hinsicht geändert, dass ich es jetzt noch bewußter zu genießen weiß und überaus dankbar für jeden schönen Eindruck, jedes gute Gespräch, jedes Lachen, jeden guten Augenblick bin…
    Genieße die Vorfreude! ♥ (Ich fahre übrigens am 6. Februar zum Karneval nach Venedig – allerdings nur für einen Tag 😉 )

  5. Du weisst doch: Ich lehne Pfefferspray ab. Wozu auch, wenn ich mich doch sicher fühle 😉
    Ich freue mich schon sehr auf diesen Kurztrip. Und wahrscheinlich werde ich nichts wirkllich Spannendes erleben, nur Museen besichtigen….

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!