Dresden 2009 und 2017 – Zusammenfassung

Zweimal war ich schon in Dresden, jeweils für zwei Tage, jeweils in Verbindung mit einem China-Vortrag, den ich gehalten habe. Ich muss gestehen, beide Male hat mich Dresden nicht überzeugt. Hier möchte ich meine Erfahrungen aus 2009 und 2017 zusammenfassen.

Dresden - Frauenkirche 2009
Dresden – Dezember 2009

Einzelne Beschreibungen, so wie ich das sonst mit meinen Wochenend-Ausflügen mache, wird es – außer für den Zoo – nicht geben.

Dresden mit Weihnachtsmarkt 2009

Eine Einladung zu einem Vortrag über China hatte ich genutzt, mir zwei Tage lang Dresden anzuschauen. Ich habe damals die üblichen Sehenswürdigkeiten abgehakt. Ehrlich. Mir liegt die barocke Pracht der Gebäude nicht.

Der teure Wiederaufbau der Frauenkirche, eigentlich ja eine Rekonstruktion, finde ich nach wie vor übertrieben. Die Pracht der Ausstellung im Grünen Gewölbe überwältigte mich. „Zu viel!“ wollte ich rufen: „Zu viel!“. Da werde ich zum nüchternen norddeutschen Protestanten und sehne mich nach klaren Linien und einfachen Formen.

Was mir gefiel, war der Weihnachtsmarkt. Aber nicht die Menschenmassen, die sich zwischen Dresdner Stollen und Glühbier drängten. Herrlich: ein russischer Chor mit schwermütigen russischen Volksliedern!

Russischer Chor auf dem Weihnachtsmarkt in Dresden 2009
Auf dem Weihnachtsmarkt in Dresden 2009

2009 habe ich eine Stadtrundfahrt mit den Hop On Hop Off-Bussen gemacht. Diese führte mich auch aus der Stadt hinaus zu einem Blick auf die Elbschlösser. Das war sehr schön.

Schafherde am Elbufer
An der Elbe

Meine Eindrücke von 2009

Abends warf das milde Winterlicht herrliche Schatten und sanfte Gelbtöne auf die barocke Kulisse an der Elbe. Das war eine wirklich schöne Stimmung!

Mein absoluter Höhepunkt war 2009 der Besuch des Karl May-Museums in Radebeul! mehr

Dresden 2017

Dieses Jahr war ich also wieder zu einem Vortrag in Dresden eingeladen, wieder verlängerte ich meinen Aufenthalt, um mir u.a. den Dresdner Zoo anzugucken. Die üblichen Sehenswürdigkeiten hatte ich ja schon 2009 „abgehakt“.

Ich war im 4-Sterne Quality Plaza Hotel untergebracht. Über das Hotel gibt es nichts besonderes zu berichten. Es war dermaßen 08/15, dass ich diesmal keine eigene Hotelempfehlung schreiben werde. Das Hotel war gut, mein Zimmer groß und sauber. Aber irgendwie fehlte mir der Extra-Pfiff, die Phantasie, mit Kleinigkeiten eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Das Personal war bemüht. Doch der junge Mann an der Rezeption hatte eine deutliche Links-Rechts-Schwäche und wies mich zweimal in eine falsche Richtung, als ich nach dem Weg fragte. Der Barkeeper war völlig überfordert mit 6 Gästen. Er gönnte mir nicht einmal ein kurzes Kopfnicken, nahm mich nicht wahr. Also zog ich es vor, mein Feierabendbier auf dem Zimmer zu trinken.

Terrakottaarmee Screenshot

Das Einzige, was mir gefiel, war die günstige Lage. Auch wenn das Quality Plaza nicht direkt bei den Sehenswürdigkeiten liegt, so sind diese mit der Straßenbahn schnell zu erreichen. Haltestelle fast vor der Tür. Von hier hatte ich es auch nicht weit zur Terrakotta-Armee-Ausstellung. Auch wenn mich die Wegbeschreibung des Rezeptionisten erstmal in die Irre führte. Mein Vortrag war dann ein voller Erfolg. Die Ausstellung (bis 17.09.) lohnt einen Besuch!

Mehr zu der Ausstellung  Die Terrakottaarmee 

Der Samstag

Der Samstag führte mich dann zum Zoo. Ich liebe Zoos und freute mich schon drauf! Der Himmel war zwar leicht bewölkt, aber es sah eigentlich ganz gut aus. Doch als ich losfuhr, fing es an zu nieseln. Bis ich am Zoo-Eingang war, hatte es wieder aufgehört. Aber es blieb trübe und kühl. Und steigerte sich doch in strömenden Regen. Hier geht es zu meinem Artikel über den Zoo Dresden: Klick!

Zoo Dresden - Esel im Regen
Esel im Regen

Ich erfreute mich an so herrlichen Tieren wie Afrikanischen Elefanten, Giraffen und meinen Lieblingen, den Baumstachlern. Doch dann verstärkte sich der Regen zusehends. Ich rettete mich von den Orang Utans zu den anderen Affen und Koalabären, die alle in trockenen, warmen Häusern untergebracht waren. Irgendwann reichte mir das nicht mehr. Der Regen strömte und schien nicht mehr aufhören zu wollen. Ich war ziemlich durchnässt, als ich den Zoo leicht fröstelnd verließ.

Das Japanische Palais

Was nun? Bei Regen sind Museen immer eine gute Alternative. Also entschloss ich mich, mir noch einmal das Japanische Palais mit dem Völkerkundemuseum anzusehen. Als ich dort ankam, strahlte die Sonne wieder aus allen Knopflöchern.

Das Japanische Palais
Das Japanische Palais in Dresden ist ein Haus mit bewegter Geschichte, eine Kulturstätte ersten Ranges und Heimat berühmter Dresdner Kulturschätze. Anmutig am Neustädter Elbufer gelegen, wird es oft überstrahlt von der berühmteren Altstadtseite mit ihren nah beieinander liegenden Architekturperlen. Seine heutige Bescheidenheit passt jedoch nicht recht zu seiner prominenten Geschichte, spielte das Palais im barocken Dresden doch eine Hauptrolle. August der Starke (1670 – 1733) plante, hier seinen Traum von einem Porzellanschloss zu verwirklichen. Dächer, Innenausstattung, alles sollte aus Porzellan sein. Nachdem er 1717 das Palais erworben hatte, beschäftigte er die führenden Dresdner Architekten Pöppelmann, de Bodt, Longuelune und Knöffel mit dem Umbau. Die imposante Vierflügelanlage zählt mit ihrer Bauplastik im damals hochmodernen chinoisen Stil und ihren japanisch geschwungenen Dächern zu den Meisterwerken des Dresdner Barock. Allerdings blieb die Gesamtvision vom Porzellanschloss unvollendet. Zitat von der Webseite des Museums

Auf der Seite erfährt man auch mehr über die „Neuausrichtung“ des Museums:

Interessante Fassade des Japanischen Palais
Interessante Fassade des Japanischen Palais

Den zentralen Leitgedanken des Japanischen Palais bildet die Inschrift „Museum usui publico patens“ (Museum zur öffentlichen Nutzung offenstehend), die sich im Architrav direkt über dem Haupteingang befindet. Sie verweist auf die einstige Funktion des Hauses als Museumskomplex spätestens ab 1786. Die Reaktivierung eben dieses Auftrages soll auch künftig das Haus charakterisieren.

Das Programm

Das Programm im Japanischen Palais widmet sich verstärkt der transkulturellen Vergangenheit der eigenen Sammlungen und erzählt Geschichten, die uns bislang verborgen schienen. Wir widmen uns Fragen danach, wie Bilder, Formen, Ideen und Konzepte scheinbare Kulturgrenzen überschreiten. Das Aufdecken jener globalen Bezüge verweist auf die eng miteinander verzahnte Geschichte zwischen Dresden und der Welt.

Ach, das hatte ich wohl nicht genau gelesen und verstanden! So blieb eine große Enttäuschung nicht aus. Hatte ich 2009 noch eine interessante Völkerkunde-Ausstellung erlebt, ein wenig altmodisch vielleicht, aber bunt und informativ, so sagten mir die neu gestalteten Räume nichts. Viele der ausgestellten Stücke waren nicht beschriftet. Man erfährt mehr über den Sammler als über die Herkunft und Bedeutung der Stücke.

Diese Ausstellung mit dem Namen „Prolog“ als Ergänzung zu einer umfangreichen Sammlung von Objekten aus der Welt – ja, das hätte ich mir noch gefallen lassen! Ich gehe in ein Völkerkundemuseum, um etwas von der Welt zu sehen und über andere Kulturen zu lernen. mehr zum Japanischen Palais.

Der Nachmittag

Also kehrte ich dem Museum den Rücken. Was sollte ich nun unternehmen? Irgendwie war mir die Lust, die Stadt zu entdecken, vergangen. Ich bummelte noch ein wenig durch die Dresdner Neustadt, kaufte mir etwas zu essen und beschloss, mir einen Wellness-Nachmittag im Hotel zu machen: Schaumbad, ein Sekt und ein guter Krimi: Einfach mal ausruhen, runterkommen, abschalten.

Das ist mir auch gut gelungen. Richtig gut geschlafen habe ich, trotz des Lärms von einem Feuerwerk an der Elbe und einem Gewitter. Nach einem guten Frühstück brach ich auf. Mit der Straßenbahn war ich schnell am Bahnhof.

Dresden Bahnhof

Der Dresdner Bahnhof ist ziemlich groß mit Gleisen auf verschiedenen Ebenen. Ich fand wenig hilfreiche Wegweiser. Den Weg zur DB-Lounge musste ich am Info-Point erfragen. Ich hatte noch Zeit und der Zug nach Hamburg auch eine Verspätung von 30 Minuten.

Dann musste ich diese hohe Treppe erklimmen. Gut, dass mein Ischias nun langsam Vergangenheit war und meine Tasche nicht zu schwer! In der DB-Lounge fragte ich gleich danach, was denn Behinderte machen, wenn sie in die Lounge wollen: „Rollstuhlfahrer fragen an der DB-Info nach. Dann holen wir sie dort ab!“ Da scheint es irgendwie hinter den Kulissen noch Möglichkeiten zu geben. „Und alte Menschen, Leute mit schwerem Gepäck?“ Schulterzucken. Rolltreppen und Aufzüge könnten nicht eingebaut werden wegen des Denkmalschutzes. „Wo ist eigentlich die Bahnhofsmission?“ Es gibt keine Bahnhofsmission in Dresden!

Tja, wie soll ich sagen: Das war dann der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Kann das wirklich sein, dass ein so großer Bahnhof wie Dresden keine Bahnhofsmission hat? In der DDR gab es die Bahnhofsmissionen nicht. Während andere Städte wie Leipzig oder auch Halle nach Wiedervereinigung eine gute funktionierende Bahnhofsmission aufbauten, ist diese Entwicklung anscheinend an Dresden vorbei gegangen. Für solche Projekte braucht man Menschen, die die Initiative ergreifen und sich einsetzen. Diakonie und Caritas scheinen kein Interesse zu haben. Schade!
.
Fazit: Wieder konnte ich mich nicht für Dresden begeistern. Aber, wer weiß – vielleicht beim nächsten Vortrag!

Links

Ulrike
Letzte Artikel von Ulrike (Alle anzeigen)

6 Gedanken zu „Dresden 2009 und 2017 – Zusammenfassung“

  1. Schöner Bericht und schöne Bilder, die Erinnerungen wecken. Direkt nach der Wende war ich öfter in Dresden und dann einige Jahre später noch ab und zu mal aus beruflichen Gründen. Jetzt war ich schon viele Jahre nicht mehr da. Aber eigentlich würde ich dieser schönen Stadt gern noch mal einen Besuch abstatten – alleine schon um zu sehen, was sich seit damals noch alles verändert hat.

    Liebe Grüße
    Anja

  2. Da ich ein Faible für barocke Pracht habe, hat mir Dresden bei meinem dreitägigen Besuch vor sieben Jahren sehr gut gefallen. Es war auch ein wenig abenteuerlich und skurril, weil ich nicht in einem Hotel logierte, sondern Gast einer Studenten-WG war. Ich bin mit dem Fernbus gefahren, und kann daher keine Erfahrungen mit dem Dresdner Bahnhof aufweisen, außer einer sehr positiven: Ich musste ein Stünderl auf den Bus warten, und diese Zeit habe ich ganz fasziniert bei der großen Modelleisenbahn verbracht, die in einem großen Seitenraum aufgebaut gewesen ist. 😉
    Herzliche Grüße!

  3. Danke für deinen Kommentar! Ja, ich habe noch mehr solche Erlebnisse gehabt, die in Richtung „Null Service“ gehen. Auch ein Punkt, warum ich nicht so schnell nach Dresden zurück kehre. allerdings hatte ich in Halle im Mai doch auch einen anderen Eindruck bekommen. Da waren die Leute sehr nett und hilfsbereit.
    LG
    Ulrike

  4. Schade eigentlich, dass Dir Elbflorenz so wenig gefallen hat. Als wir in diesem Jahr dort waren reichte die Zeit leider nur für einen kurzen Stadtrundgang, aber der war schon beeindruckend.

    Was ich allerdings immer wieder auffällig finde, egal ob Dresden, Leipzig, Magdeburg, Erfurt oder andere: die geringe Servicebereitschaft, das quasi nicht existente Interesse der Gastronomie und ihrer Mitarbeiter. Dazu gehören Kellner, die Kunden übersehen, dazu gehören Öffnungszeiten, die mehr als wundern: ab 18 Uhr steht man oft, oft vor geschlossenen Türen, dazu gehört ein geringes Bemühen um ein kleines bisschen Mehr, was den Gast sich zu Haus fühlen lässt. Und dazu gehören ja auch Deine Hotelerfahrungen oder dein Bahnhofserlebnis. Bedauerlich, eigentlich!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!