Virtualtourist is Facing its End

Virtualtourist liegt im Sterben. Eine kurze Email gestern Abend verkündete das genaue Datum für das Abschalten der lebenserhaltenden Maßnahmen. Ab dem 27. Februar 2017 wird Virtualtourist nicht mehr existieren.

Ist es vermessen, den Abschied von einer Internet-Seite wie den Abschied von einem lieb gewonnenen Menschen zu schildern? Ich jedenfalls trauere, so sehr wie ich schon lange nicht mehr getrauert habe. Auch jetzt kommen mir wieder die Tränen.

Virtualtourist schreibt in seiner Mail
Over the last 18 years, 1.3M members have shared 3.7M photos and posted 1.8M travel tips on 73k destinations! Your contributions to our online community are very much appreciated and we hope you enjoyed the journey as much as we have! We hope that the friendships you have made through VT continue on for many more years to come.

Virtualtourist Screenshot

Sicherlich war „nur“ ein Bruchteil der Mitglieder häufig aktiv. Doch ich bin schon 2001 dazugestoßen, habe jahrelang viele Stunden am PC gesessen und Tipps und Fotos online gestellt.

Das war manchmal so viel, dass mein Mann gemeckert hatte und schon 2004 meinte, ich sei internetsüchtig. Als ich 2001 anfing, auf Virtualtourist meine Erlebnisse, Fotos und Sehenswürdigkeiten zu posten, gab es noch kein Facebook oder ähnliches.

Virtualtourist hatte schon gleich am Anfang alles, was Web 2.0 heute bieten soll: Die Tipps konnten bewertet werden, man konnte Kommentare zu den Seiten und Sehenswürdigkeiten schreiben. Und es gab vor allem sehr lebhafte Foren, wo man andere Mitglieder um Hilfe bitten konnte oder sich einfach miteinander austauschen.

Ich habe dadurch einige Freunde kennen gelernt, die ich auch heute noch im „wirklichen“ Leben als gute Freunde bezeichne. Zwei waren sogar auf meiner Hochzeit 2003. Chrissi war aus Leipzig angereist. Ja, es menschelte auf Virtualtourist. Manche Freundschaft versickerte, manche wurde mit einem heftigen Schnitt getrennt. Und doch: Virtualtourist war immer ein lebhafter Platz des Austausches.

Ich mit Giampiero auf dem VT-Meeting in Karlsruhe 2008
Ich mit Giampiero auf dem VT-Meeting in Karlsruhe 2008

Höhepunkte waren und sind immer noch die berühmten VT-Meetings. Manchmal nur ganz klein und kurz, wenn mal ein VT-Member meine Stadt Hannover oder später Hamburg besuchte. Dann die Meetings, die irgendwo auf der Welt statt fanden und hoffentlich immer noch statt finden werden.

Unvergessen das große VT-Meeting 2008 in Karlsruhe. Dort wo Virtualtourist seine Wurzeln hat, bevor das ganze Unternehmen nach Kalifornien umzog. Unvergessen die Leute, die ich dort getroffen habe: Nicht nur meine Freunde, nein, auch den Big Boss Giampiero.

Wow! Giampiero war das Herz, die Seele von Virtualtourist. Immer aktiv, um neue Ideen zu entwickeln, die Gemeinschaft vor inadequaten Posts zu schützen. Achja, er ging dann zu Tripadvisor, was schließlich auch Virtualtourist übernahm.

Es gab große Veränderungen im Design und den Möglichkeiten, etwas zu posten. Facebook eroberte die Welt. Manch ein VT-Member war nun (auch) auf Facebook aktiv.

Ich persönlich entdeckte die Möglichkeiten, die ein eigener Reiseblog in sich birgt und war immer seltener auf Virtualtourist zu finden. Einer der Gründe war sicherlich auch, dass ich auf meinem Blog in Deutsch schreiben kann. 😉 Doch Virtualtourist war natürlich immer eine gute Gelegenheit, mein Englisch aktiv zu halten. Heute bin ich unter anderem froh, dass ich wegen VT so viele meiner Dias schon eingescannt habe.

Einzigartig auch die Vielfalt der Menschen und Orte, die ich in der Gemeinschaft kennen gelernt habe. Da schien es nie Grenzen zu geben. Ob aus dem hintersten Sibirien, dem zentralsten Afrika, dem kalten nördlichen Alaska; Überall gibt es Menschen, die sich bei Virtualtourist eingebracht haben.

VT Member-Name nepalgoods

Viele haben mich schon gefragt, wie ich auf den Namen „nepalgoods“ kam. Damals war es noch viel üblicher als heute, sich ein Pseudonym für seine Auftritte im WWW auszudenken.

Ich hatte (2001) noch mein Reisebüro. Dort verkaufte ich zusammen mit einer Freundin auch Kunsthandwerk von Frauenprojekten in Indien und Nepal. Dafür brauchten wir einen Namen. Nepal + Goods (Güter, Waren) = nepalgoods. Das lief leider nicht sehr lange, meine Freundin beendete unsere Freundschaft. Als ich dann einen Namen für meinen VT-Auftritt brauchte, war nepalgoods zur Hand.

Zum Schluss

Ich werde in großer Dankbarkeit an den Spaß denken, den Virtualtourist bereitet hat, an die vielen Freundschaften, die ich geschlossen habe, und an die tollen Menschen, die ich auch im realen Leben getroffen habe.

Schon hat sich die VT-Gemeinschaft in einer Gruppe auf Facebook zusammen gefunden. Gemeinsam verarbeiten wir den Schock.

Short in English

Virtualtourist, one of the most popular Travel-Communities is facing its end. For almost 20 Years we exchanged travelexperiences on VT, showed our photos and chatted about travelling and distant countries. I am so sad!

Ulrike

4 Gedanken zu „Virtualtourist is Facing its End“

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